Einzelkritik DFB-Pokal: Borussia Dortmund - Borussia Mönchengladbach 2:1 (0:0)

Wieder war mehr drin für Gladbach in Dortmund

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Am Ende waren die Gladbacher Borussen in Dortmund frustriert - es war wieder mal mehr drin (Foto: Jörg Schüler / Bongarts / Getty Images)

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage unterlag Borussia Mönchengladbach knapp und unglücklich beim BVB. Am Pokalabend brachten die Mannschaft entscheidende Nachlässigkeiten um den Einzug in die nächste Runde. Die Einzelkritik.

Yann Sommer: Hatte für ein Auswärtsspiel in Dortmund relativ wenig zu tun, was für die Arbeit seiner Vorderleute spricht. Zwei, drei Schüsse auf seinen Kasten waren Pflichtaufgaben, dazu zeigte sich Sommer aufmerksam als mitspielender Keeper. Beim ersten Gegentor war er machtlos, weil der Ball zweimal abgefälscht wurde und überhaupt nicht einzuschätzen war. Beim 1:2 muss man ihm allerdings eine Mitschuld attestieren. Zwar kam der Kopfball aus relativ kurzer Distanz, aber er war nicht besonders wuchtig und Sommer kam einfach zu langsam ins untere Eck. Note 3,5.

Jordan Beyer: Startelfdebüt in dieser Saison für den jungen Borussen, noch dazu in einer ungewohnten Rolle als rechter Mann in der neu formierten Dreierkette. Zu Beginn hatte er kleinere Anpassungsprobleme, auch am Ball stimmte das Timing nicht immer. Ein uninspirierter Pass landete dort, wie niemand stand. Aber Beyer ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und steigerte sich kontinuierlich. Er kam oft und schnell vor den Gegenspieler und an den Ball, reagierte wachsam und griff gegen Bruun Larsen sauber ein, als es hätte gefährlich werden können. Ruhig am Ball, aber vor allem nach der Pause auch mit dem Mut, nach vorne zu gehen, wenn Abspielmöglichkeiten fehlten. In einer Situation stresste er die Dortmunder sogar weit in deren Hälfte. Note 2,5.

Denis Zakaria: Als zentraler Mann der Dreierkette eine Art moderner ‘Super-Libero’. Er spielte seine Schnelligkeit aus, lief die Dortmunder Angreifer mehrfach ab und gewann im Infight die Bälle mit perfektem Zweikampfverhalten: Immer mit der nötigen, aber nie übertriebenen Bissigkeit, mit viel Tempo und großer Standfestigkeit. Im Spielaufbau zunächst etwas zurückhaltend und einmal mit einem gefährlichen Fehlpass durch die Mitte. Im zweiten Durchgang trieb Zakaria das Spiel noch mehr an und startete einige Läufe mit Ball am Fuß. Bei den Gegentoren war Zakaria entscheidend beteiligt: vor dem 1:1 fälschte er den bereits von Elvedi abgelenkten Ball nochmals unglücklich ab und vor dem 1:2 rückte er einen Schritt zu weit ein und ließ Brandt so in seinem Rücken den nötigen Platz. In dieser Situation war dann auch zu sehen, dass Zakaria von Haus aus kein Verteidiger ist. Note 2,0.

Nico Elvedi: Beschränkte sich als linker Mann in der Dreierkette auf das Wesentliche. Er ging im Aufbauspiel kein Risiko ein - ein langer Pass versandete - und war wachsam, wenn sich die Dortmunder dem Gladbacher Strafraum näherten. In den direkten Duellen ging er zwei-, dreimal resolut, aber fair, zur Sache. Bezüglich der Zweikampfhärte hat Elvedi in dieser Saison zugelegt. Im Verlauf des Spiels machte es den Eindruck, als ob Elvedi kräftemäßig abbauen würde. Vielleicht fehlte deshalb vor dem Ausgleich der letzte Tick, um den Schuss von Brandt effektiver zu blocken. So fälschte Elvedi den Ball unglücklich ab. Note 3,0.

Stefan Lainer: Diesmal rechts vor der Dreierkette agierend. Das führte dazu, dass Nico Schulz weitaus seltener nach vorne preschen konnte, als gewohnt. Lainer selbst hatte allerdings auch mehr Probleme, weil ihm der Raum fehlte und er unter Bedrängnis den Ball etwas hektisch loswerden wollte. Auf dem Weg nach vorne mit einem unerklärlichen Fehlpass ins Nichts, dafür aber auch mit der Hereingabe zur Großchance von Thuram im ersten Durchgang. Insgesamt war Lainer weniger draufgängerisch als sonst und er wirkte zusehends müde. Daraus resultierten Ungenauigkeiten am Ball und etwas Zurückhaltung beim Verteidigen. Note 3,5.

László Bénes: Spielte auf der etwas zurückgezogenen zentralen Position kurz vor der Dreierkette. Dort nicht so dominant wie noch am letzten Wochenende gegen Frankfurt. Bénes unterliefen einige ungewohnte Fehlpässe und er hatte hier und da Schwierigkeiten bei der Ballverarbeitung. Zumindest passierte das nicht in brenzliger Position - da war er relativ sicher. Er presste gut und aufmerksam, war mannhaft im direkten Duell, aber spielerisch diesmal eher dürftig. Machte in den letzten zehn Minuten Platz für Herrmann. Note 3,5.

Jonas Hofmann: Kam zu seinem zweiten Startelfeinsatz in dieser Saison - den ersten hatte er in der vorigen Pokalrunde in Sandhausen, wo er sich verletzte. Dass Hofmann überhaupt auflief, war schon überraschend, dass er sogar 87 Minuten absolvierte, noch mehr. Im rechten Mittelfeld aufgeboten, überzeugte er mit hohem läuferischen Aufwand. Er eroberte mehrfach den Ball mit langem Bein oder durch schlaues Anlaufen. In einer Situation konnte er den Ball im Lauf nicht mitnehmen, was eine große Chance hätte werden können. Defensiv fleißig, aber zurückhaltend im direkten Duell - auch bei Kopfbällen sprang er mehrfach nicht hoch. Am Spielzug vor dem 1:0 war er mit dem Zuspiel auf Wendt beteiligt. Wurde drei Minuten vor dem Ende von Makridis abgelöst. Note 3,5.

Florian Neuhaus: War wie immer viel unterwegs und scheute auch die direkten Duelle nicht. Davon bestritt er einige richtig gut, bei anderen wiederum zog er zurück oder ließ sich abkochen. Im Passspiel fehlte mehrfach die Präzision, ein angedachter Seitenwechsel verhungerte und hatte einen Dortmunder Gegenangriff zur Folge. Neuhaus stibitzte Hitz gedankenschnell den Ball nach einem Rückpass, blieb aber beim Versuch hängen, den Torwart zu umspielen. Insoweit kein Vorwurf - den durfte er so versuchen, obwohl eine Hackenablage zu Stindl eine Option gewesen wäre. Nach einer guten Aktion, als er den Ball hinter dem Standbein frei machte, zögerte er zu lange mit dem Abspiel. Vor dem Ausgleich war er nicht aufmerksam und verlor Brandt aus den Augen. Note 3,5.

Ramy Bensebaini: Auf der linken Bahn im Mittelfeld mit viel Schwung und Elan unterwegs. Seine Ballführung schaute hier und da gewöhnungsbedürftig aus, aber er kam mit Tempo durch. In einer Situation passte er gefährlich flach vors Tor, Thuram schaltete zu spät. Danach lupfte er im Sechzehner den Ball an einem Dortmunder vorbei. Unmittelbar darauf packte er sich an den Oberschenkel und musste bereits nach einer halben Stunde von Wendt abgelöst werden. Ohne Note.

Lars Stindl: Gab sein Startelfdebüt in dieser Saison und spielte durch, obwohl er drei Tage zuvor gegen Frankfurt schon eine Stunde auf dem Platz stand. Als zweite Spitze ließ sich Stindl in gewohnter Manier als ‘Verbindungsspieler’ zwischen die Linien fallen. Dass ihm vor allem noch die Spritzigkeit fehlt, war von Beginn an zu erkennen. Deshalb blieb er einige Male hängen und es unterliefen ihm mehrere ungenaue Abspiele. Stark dagegen ein Pass auf Hofmann. Nach der Pause, während der besten Gladbacher Phase, trieb Stindl das Spiel an. Mit der Ballbehauptung und dem Pass auf Hofmann war er an Entstehung des 1:0 beteiligt, zudem hielt er einige Angriffe mit ‘Last-Second-Weiterleitungen’ am Laufen. Note 3,0.

Marcus Thuram: Traf mit Zagadou auf einen Gegenspieler, der in der gleichen Gewichtsklasse spielt wie Thuram und der sich nicht von der Körperlichkeit seines Gegenspielers beeindrucken ließ. So prallte Thuram mehrfach auf den Dortmunder, kam nicht vorbei und verdaddelte den Ball. Mehrere Läufe, inklusive der Folgeaktionen, wirkten unlogisch. Bei der Hereingabe von Bensebaini hätte er spekulieren müssen, doch er reagierte nicht. Die Großchance nach Lainer-Flanke war nicht so einfach zu verwerten, weil der Ball aufsprang. Dennoch hätte Thuram ihn eigentlich über die Linie bringen müssen. Das gelang beim Führungstreffer, als er aus kurzer Distanz mit so viel Wucht köpfte, dass es keine Rolle spielte, dass er den Kopfball nicht optimal platziert hatte. Mit der letzten Aktion in der Nachspielzeit wäre ihm fast der Ausgleich gelungen, doch Hitz parierte den Schuss. Note 3,5.

Oscar Wendt: Ersetzte Bensebaini nach einer halben Stunde und übernahm dessen Position links im Mittelfeld. Über weite Strecken machte es der Routinier solide und fand meistens die richtige Balance zwischen Defensive und Offensive. Zwei Schlüsselszenen zeigten Wendt mit allen Facetten, die ihn beliebt und unbeliebt machen: Mit einer Sahne-Hereingabe gab er den Assist zum Führungstreffer, vor dem Dortmunder Siegtreffer verteidigte er gegen Flankengeber Hazard alibimäßig mit zweimaligem Hochheben des rechten Beines. Note 3,5.

Partrick Herrmann: Kam für Bénes nach dem Rückstand und ging auf die rechte Seite. Über ein paar Ansätze kam Herrmann nicht hinaus. Ohne Note.

Charalambos Makridis: Debüt für den Stürmer der U23 bei den Profis. In der 87. Minute kam er für Hofmann und rückte mit vorne rein. Mit seinem Zuspiel in der Nachspielzeit auf Thuram hätte er fast den Ausgleich vorbereitet. Ohne Note.

 


von Redaktion TORfabrik

 

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