Einzelkritik 30. Spieltag: SC Freiburg - Borussia Mönchengladbach 1:0 (0:0)

Selbstverschuldet ohne Punkte in Freiburg

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Matthias Ginter konnte die Niederlage an alter Wirkungsstätte nicht verhindern (Foto: Poolfotos/Fohlenfoto/Norbert Jansen)

Dass Borussia Mönchengladbach die Partie beim SC Freiburg trotz teilweise haushoher Überlegenheit verloren hat, haben sich die Fohlen selbst zuzuschreiben. Die Einzelkritik:

Yann Sommer: Musste das dritte Gegentor in Folge nach einer Freistoßflanke hinnehmen - gegen den Kopfball des freistehenden Petersen war Sommer machtlos. Den Volley von Kübler hielt er sicher, eine Flanke von Sallai faustete er gut weg. Beim Flatterball von Höler kurz vor der Pause hatte Sommer etwas Mühe, beim Flachschuss von Koch, der knapp vorbeiflog, konnte er nur hinterherschauen. Mit der Fußbabwehr gegen den Kopfball von Höler verhinderte der Schweizer eine höhere Niederlage. Bei der letzten Ecke ging er nicht mit nach vorne - da dachte er wohl auch an die vorige Saison, als sein Ausflug mit einem Gegentor bestraft wurde. Note 2,5.

Stefan Lainer: Eine solide Partie des Rechtsverteidigers, der viele Sprints anzog und sehr laufstark war. Er blockte aufmerksam gegen Günter und hatte auch ansonsten defensiv weitestgehend alles im Griff, wobei er zwar gewohnt giftig zur Sache ging, aber komplett ohne Foulspiel auskam. Im Spiel nach vorne wurde offensichtlich, dass der ›Klick‹ mit Herrmann nicht so da war. Weil Herrmann die Bälle kaum halten konnte, war es für Lainer schwer, nachzurücken. Deshalb versuchte er es oft mit Einzelläufen und fand dann meist in der Mitte Anspielstationen. Note 3,0.

Matthias Ginter: Zeigte an alter Wirkungsstätte eine sehr reife Vorstellung als Abwehrchef. In der Luft war er überragend und räumte nahezu alles ab, u.a. war er nach einer Grifo-Ecke zur Stelle. Im Spielaufbau sehr konzentriert, nur ein Seitenwechsel missriet. Ansonsten baute Ginter überlegt und routiniert auf und hatte die meisten Ballkontakte aller Borussen. Am Ende als ›Brechstange‹ vorne geblieben, wo ihm Höler in den Rücken sprang, ohne dass der Schiedsrichter reagierte. Note 2,5.

Nico Elvedi: Nach zuletzt zwei sehr mäßigen Auftritten präsentierte sich der Schweizer diesmal deutlich verbessert. In einer Situation ließ er Sallai flanken, ohne hinzugehen. Ansonsten agierte er fast fehlerlos und erhielt Szenenapplaus von der Bank, als er bei einem langen Ball unter Druck souverän klärte und zu Sommer passte. Sein Passspiel war sicher, diesmal kombinierte er deutlich schneller mit als zuletzt. In der 81. Minute machte er Platz für Traoré. Note 3,0.

Ramy Bensebaini: Erneut ein Aktivposten auf der linken Seite. Mit seinen gradlinigen Sprints mit und ohne Ball stellt er die Gegner vor Aufgaben. Bensebaini tunnelte Sallai und ärgerte sich dann zurecht, dass die Mitspieler nicht energisch zum Ball hingingen. Eine harte flache Hereingabe führte fast zu einem Eigentor. Phasenweise agierte der Algerier wie ein Hallenfußballer - im positiven Sinne. Defensiv sehr aggressiv, aber teilweise übertrieb er es etwas. Er bewarb sich um Gelb, als wolle er in München nicht dabei sein. So verursachte er unnötig den Freistoß vor dem 0:1, blieb aber letztlich ohne Verwarnungskarte. In der Schlussphase wollte er Frantz an den Kragen, der ihm auf den Fuß getreten hatte. Zum Glück beherrschte sich Bensebaini im letzten Moment. Note 2,5.

Jonas Hofmann: Wie schon zuletzt gegen Union mit einer ansprechenden Leistung als zweiter Sechser. Als intuitiver Störer eroberte er mehrfach den Ball, dazu antizipierte er einige Male aufmerksam die Passwege der Freiburger und sammelte die Bälle auf diese Art effektiv ein. Im Aufbau ließ er sich phasenweise weit zurückfallen und spielte kluge Pässe. Darunter zwei tolle Crossbälle auf Bensebaini. Bei der ersten Freiburger Chance ließ er den Ball durchlaufen, was Waldschmidt den Abschluss ermöglichte. Die Abstimmung beim Dreieck Neuhaus, Hofmann und Stindl funktionierte in der ersten Halbzeit optimal. Später in Unterzahl spielte Hofmann ein paar lange Bälle, kam aber nicht mehr so zum Zuge. In der 81. Minute hatte er bereits fast 11 Kilometer abgespult, ehe er für Bénes ausgewechselt wurde. Note 2,5.

Florian Neuhaus: War in der ersten Halbzeit der überragende Mann auf dem Platz. Stabil im Zweikampf - sowohl defensiv als auch offensiv - und der Dreh- und Angelpunkt bei den zahlreichen Ballstafetten durch die Mitte. Stark, wie sich Neuhaus mehrfach mit einem Gegenspieler im Rücken wegdrehen und befreien konnte. Nicht von ungefähr war er der meistgefoulte Borusse an diesem Abend. Zu bemängeln waren seine Abschlüsse: Der Distanzschuss nach zehn Minuten war kraftlos, bei der Großchance in der 37. Minute versuchte er es mit einem Chip, der über das Tor segelte. Etwas mehr Galligkeit beim Torabschluss wäre dringend angebracht. Beim Abseitstor hätte er möglicherweise abwarten müssen, ob der Schuss von Herrmann nicht doch sein Ziel erreicht hätte. Nach dem Gegentor und in Unterzahl konnte sich Neuhaus nicht mehr so nachhaltig in Szene setzen wie zuvor, auch wenn die Laufbereitschaft unverändert hoch war. Note 2,0.

Lars Stindl: Harmonierte von Beginn an perfekt als Verbindungsmann für Neuhaus und Hofmann. Die Achse Ginter-Hofmann-Neuhaus-Stindl passte ausgezeichnet. Stindl war immer anspielbar, verteilte die Bälle klug und mit Auge und legte weite Wege zurück. Er bereitete die Plea-Chance mit starkem Pass vor und hatte beim Rebound Pech, dass Schwolow den Schlenzer von der Strafraumgrenze aus dem Eck fischen konnte. Mit der präzisen Kopfballablage ermöglichte er Neuhaus dessen Großchance. Stindls Ecken waren gefährlich, ein Freistoß landete in der Mauer. Anfang der zweiten Halbzeit mit einem Fehlpass in die Mitte, beim Gegentor machte er es Petersen leicht. Kurz darauf strich ein Schuss von Stindl knapp am Winkel vorbei. Nach 81. Minuten wurde er für Raffael ausgewechselt - auch Stindl war zu diesem Zeitpunkt fast 11 Kilometer gelaufen. Note 2,5.

Patrick Herrmann: Borussias schwächster Akteur in der Startelf. Er war kaum im Geschehen, entwickelte keinen Drang zum Tor und traute sich nicht in Eins-gegen-Eins-Duelle. Herrmann war zwar eifrig, was u.a. zum Ballgewinn gegen Heintz führte, aber eben in letzter Konsequenz ohne Durchsetzungsvermögen. Sein Schuss nach einer abgewehrten Ecke war schwach und auch dem Kopfball nach Flanke Lainer fehlte der Druck. Der Schuss von Herrmann - den Neuhaus in Abseitsposition ins Tor verlängerte -, wäre vermutlich am Tor vorbeigegangen. Die flache Hereingabe auf Thuram, die im letzten Moment abgefangen wurde, war Herrmanns beste Aktion. Nach 72 Minuten und der taktischen Umstellung aufgrund der Unterzahl machte er Platz für Wendt. Note 4,0.

Alassane Plea: War vor der Pause gut im Spiel und kombinierte fleißig mit. Gelungen die Hereingabe auf Thuram, dazu legte er zwei-, dreimal gut per Kopf ab. Nach 16 Minuten hatte Plea im Anschluss an einen feinen Stindl-Pass die erste Chance, doch Schwolow parierte den Flachschuss mit dem Fuß. Kurz darauf schoss er aus günstiger Position ans Außennetz. Völlig unnötig die Aktion, als er den Ball weglupfte und die erste Gelbe Karte sah. Plea schien sich im ersten Moment noch zu besinnen, ließ sich dann aber zu diesem halbgaren Kick hinreißen. Das war eine Dummheit und ein Bärendienst für die Mannschaft, wie sich in der 68. Minute herausstellen sollte. Das Foul war zwar nicht gelbwürdig, jedenfalls wenn man mehrere vergleichbare Fußtritte der Freiburger als Maßstab nimmt, die ohne Verwarnungskarte blieben. Dennoch war es allein Pleas Unbeherrschtheit im ersten Durchgang zu verdanken, dass diese penible Entscheidung des Schiedsrichters derartige Folgen hatte. Note 3,5.

Marcus Thuram: Machte viele Bälle fest und legte sie ab, wodurch das Gladbacher Aufbauspiel auch dann rollte, wenn nicht kurz durch die Mitte kombiniert wurde. Mit seinen Einzelaktionen war Thuram allerdings nicht so wirkungsvoll wie zuletzt. Gegen Höfler ging er im Strafraum zu einfach zu Boden, anstatt den Abschluss zu suchen. Seine ›Kraftdribblings‹ führten maximal zu einem Eckball, aber zu einem Torschuss reichte es nicht. Das lag auch daran, dass die Freiburger sehr aufmerksam verteidigten und oft ein zweiter Gegenspieler mit dazu kam, um den Franzosen zu stoppen. Nach einer flachen Hereingabe von Herrmann wäre Thuram am ersten Pfosten zur Stelle gewesen, doch Lienhart rettete im letzten Moment. Am Ende holte er ohne Unterstützung noch die letzte Ecke heraus. Note 3,0.

Oscar Wendt: Kam in der 72. Minute für Herrmann und sortierte sich in Unterzahl im 3-4-2 auf der linken Seite ein, ohne dabei großartig in Erscheinung zu treten. Bei einem Freiburger Konter nach Traoré-Fehler klärte Wendt aufmerksam gegen Grifo. Ohne Note.

László Bénes: Ersetzte Hofmann nach 81 Minuten, ein Verzweiflungsschuss flog weit neben das Tor. Ohne Note.

Ibrahima Traoré: Seine Einwechslung für Elvedi nach 81 Minuten verpuffte vollends. Er spielte einen Ball ins Seitenaus, verlor dann die Kontrolle und musste auf Kosten einer Ecke klären. Ein weiterer Ballverlust leitete einen Freiburger Konter ein. Ohne Note.

Raffael: Kam für Stindl und versuchte sich mit ein, zwei Dribblings. Ein Freistoß wurde von der Mauer abgefälscht, ein für Wendt gedachter Pass landete im Seitenaus. Ohne Note.

 


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