Matthias Ginter offiziell vorgestellt

»Einen großartigen Spieler gewonnen«

Created by von Marc Basten und Nadine Basten
Stolze Präsentation des Top-Transfers (Foto: TORfabrik.de)

Stolze Präsentation des Top-Transfers (Foto: TORfabrik.de)

Die Begeisterung war groß bei Sportdirektor Max Eberl und Trainer Dieter Hecking, als sie am Dienstag gemeinsam mit Matthias Ginter auf dem Podium im Presseraum des Borussia-Park Platz nahmen. Sie präsentierten stolz ihren Top-Transfer.

Ein wenig geschafft sah Matthias Ginter noch aus, als er am Dienstagmittag mit einiger Verspätung zur eilig einberufenen Pressekonferenz kam. Die letzten Tage waren anstrengend, auch für einen 23-Jährigen. Nachdem er mit der DFB-Auswahl das Finale des Confed-Cups in Russland gewonnen hatte, wurde erstmal gefeiert. »Die Sicherheitsvorkehrungen in St. Petersburg waren so, dass wir unter uns bleiben mussten«, erzählte Ginter. Der Stimmung tat das keinen Abbruch: »Ich habe in der Nacht nach dem Finale vielleicht eine Stunde geschlafen. Gestern um 12 Uhr sind wir in Frankfurt angekommen, eine Stunde später gleich nach Gladbach gefahren.«

Auf der Suche nach einer neuen Bleibe wurde Ginter schnell fündig. »Ich werde schräg gegenüber von Lars Stindl wohnen, er ist also quasi mein neuer Nachbar«. Am Montagabend ging es dann noch zum Arzt, dazu gab es ein Gespräch mit Dieter Hecking. »Der zweite Termin beim Doc war heute Morgen, nach der Untersuchung sind wir hierher gekommen, wo es die Unterschrift gab und jetzt bin ich hier.«

Dass Matthias Ginter in Gladbach gelandet ist, freut besonders Max Eberl. Für den Sportdirektor ist die Personalie Ginter ein echtes Langzeitprojekt. Schon 2014 wollte Eberl den damaligen Freiburger unbedingt in den Borussia-Park holen, jetzt hat es endlich geklappt. »Ich habe mir heute Nacht noch gesagt, verdammt nochmal, jetzt kommt wirklich Matthias Ginter nach Mönchengladbach. Wir wollten einen Top-Spieler für Andreas Christensen holen und den haben wir bekommen. Wir haben einen deutschen Nationalspieler bekommen, der gerade mal 23 Jahre alt ist. Das ist für Gladbach definitiv nicht selbstverständlich.«

Ginter war ganz oben auf der Liste

»Ich bin hartnäckig geblieben, weil es sich lohnt. Wir haben einen großartigen Spieler für Borussia Mönchengladbach gewonnen«, erklärte Eberl mit voller Überzeugung. »Diese Kombination von Erfahrung, von Jugendlichkeit, von Potential, von der Qualität des Fußballspielens, von der Qualität des Verteidigens, hat es einfach so spannend gemacht«. Dieter Hecking bestätigte derweil die Geschichte, dass er Ginter 2016 gerne nach Wolfsburg geholt hätte. »Als wir jetzt in der Planung für die neue Saison waren und wir absehen konnten, dass wir Andreas doch nach Chelsea verlieren, war Matthias ganz oben auf der Liste«, sagte Hecking. »Max und ich haben beide schon mal an verschiedenen Fronten um ihn gekämpft, jetzt wollten wir das Ding gemeinsam durchziehen. Wie alle sehen, waren wir erfolgreich. Wir konnten Matthias überzeugen, was ich als nicht selbstverständlich ansehe.«

»Ich habe aber auch mit harten Bandagen gekämpft, mit Drohungen gearbeitet«, sagte Eberl mit einem Grinsen. »Er konnte gar nicht mehr anders aus dem Würgegriff hinaus.« Doch es war nicht nur die Eberl’sche Manpower, die Ginter zum Wechsel bewegt hat. »Es steckt wahnsinnig viel Potential in dieser Mannschaft. Da als Führungsspieler voranzugehen, war die entscheidende Perspektive, die mir aufgezeigt wurde«, sagte der gebürtige Freiburger. »Wir hatten super Gespräche, auch mit Max Eberl, mit dem ich mittlerweile ‚per du‘ bin, nachdem ich ihn schon so lange kenne.«

Natürlich kam auch Ginter nicht umhin, die bei dieser Gelegenheit üblichen Floskeln von der tollen Stimmung im Borussia-Park und den tollen Fans zu benutzen. Aussagekräftiger war da schon die Anekdote aus dem Kreis der Nationalmannschaft. »Mit ter Stegen habe ich gesprochen, der nur Gutes über Gladbach berichtet hat. Auch Amin Younes, der hier nicht viel gespielt hat, hat nur Positives erzählt. Das ist für mich wichtig, wenn selbst ein Spieler, der nicht so sportlich erfolgreich war, trotzdem positiv über den Verein spricht.«

»Hier ist er direkt gefragt«

Der Sprung von der einen zur anderen Borussia wurde auch von Jogi Löw abgenickt. »Im Hinblick auf die WM nächstes Jahr habe ich mit dem Bundestrainer gesprochen, der mir auch zu diesem Wechsel geraten hat«, sagte Ginter. »Drei Mal war Gladbach an mir dran, zum zweiten Mal jetzt Dieter Hecking. Dieses Vertrauen und der Rückhalt, das hat mich beeindruckt. Die zwei haben Ahnung vom Fußball und wenn sie dann so hartnäckig bleiben, dann ist das etwas Besonderes für mich. Von daher war es eine Entscheidung aus dem Herzen heraus für Borussia Mönchengladbach.«

Borussias Verantwortliche setzen große Hoffnungen in den Neuzugang, der eine Führungsrolle übernehmen soll. »Es ist schon so, dass Matthias auch gerade deshalb nach Gladbach gekommen ist, um für sich persönlich den nächsten Schritt zu machen«, sagte Dieter Hecking. »Er kann in eine Führungsaufgabe reinrutschen, wo er in Dortmund noch nicht so gefragt war. Hier ist er direkt gefragt.«

Die Eingewöhnungsphase sollte kein Problem darstellen, auch wenn Ginter jetzt erstmal Urlaub macht, während die meisten der neuen Kollegen schon trainieren. »Ich bin keiner, der sich verschließt, sondern ich versuche, als Führungsspieler aufzutreten und auf die Mannschaft zuzugehen«, erklärte Ginter.

»Ein teurer, aber für den gesamten Markt normaler Transfer«

Während sich die unmittelbar Beteiligten angesichts des Transfercoups auf die Schulter klopfen, fielen die Reaktionen bei den Gladbach-Fans in den sozialen Netzwerken deutlich weniger euphorisch aus. Vor allem die kolportierte Ablöse von 15 Millionen aufwärts erscheint vielen Fans als unangemessen hoch. Max Eberl ist sich jedoch sicher, dass das Geld gut angelegt ist. »Wir haben uns immer wieder auch etwas zur Seite gelegt für diesen Moment, in dem wir die Chance haben, einen Topspieler zu bekommen. Das ist uns in diesem Fall gelungen.«

Ob Matthias Ginter wirklich dieser Topspieler ist, wird die Zukunft zeigen. Klar ist, dass ein zweistelliger Millionenbetrag für einen Abwehrspieler heutzutage keine Besonderheit mehr ist. Auch Jannik Vestergaard wurde vor Jahresfrist für 10 Millionen Euro geholt. »So einen Spieler wie Matthias Ginter kriegst du nicht einfach so«, erläuterte Eberl. »Aber wenn ich heute die Verrücktheit auf dem Transfermarkt sehe, dass Rüdiger für 35 Millionen geht und Süle für 25 Millionen wechselt, dann darf ich sagen, dass Matthias ein für uns teurer, aber für den gesamten Markt normaler Transfer ist.«

»Unsere Planung wurde erfüllt«

Mit der Vertragsunterzeichnung von Ginter hat Max Eberl die selbst auferlegten ‚Pflichttransfers‘ abgeschlossen. »Wichtig ist erstmal, dass wir die Transfers geschafft haben, die wir uns vorgestellt haben.« »Unsere Planung wurde erfüllt und was jetzt noch passiert oder nicht passiert, ist Beiwerk und nicht Pflicht«, ergänzte Dieter Hecking. »Wir sind jetzt gut aufgestellt für die neue Saison und alles andere werden wir dann in den nächsten Monaten sehen.«

Je nachdem, welche Kapriolen der Transfermarkt noch schlägt, könnte noch ein Offensivspieler hinzukommen. Doch vor allem sollen noch Spieler abgegeben werden. »Es gibt noch den einen oder anderen Spieler, wo man schauen muss, dass der Kader nicht zu groß wird«, sagte Eberl. »In dem Planungsfeld sind wir gerade. Und dann müssen wir schauen, was da noch passiert.«

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