Als Schiedsrichter Deniz Aytekin nach 94 Minuten das rheinische Derby beendete, war die kollektive Erleichterung auf Seiten der Gladbacher Borussen unübersehbar. Der Auftakterfolg im Prestigeduell war zweifellos verdient, doch es war ein hartes Stück Arbeit. »Es war ein rassiges Derby, bei dem alles drin war«, sagte Dieter Hecking anschließend. »Ich hätte mir nur gewünscht, dass wir aus der Vielzahl der Möglichkeiten mehr gemacht hätten.«
Damit sprach der Trainer ein wohlbekanntes Problem an. »Wenn man im Sechzehner frei zum Schuss kommt, kann man schon vor einer Torchance sprechen«, sagte Hecking. »Wir hätten früher in Führung gehen müssen«, bestätigte Lars Stindl, der im überlegen geführten ersten Durchgang selbst zwei dieser Hochkaräter liegenließ. »Wir sind vorne momentan sehr kreativ, aber wir müssen auch effektiver sein, um noch mehr Sicherheit zu bekommen«, meinte Lars Stindl. »Durch so eine lange Phase in der wir keine Tore machen kommt ein bisschen Unruhe rein, aber wir haben immer daran geglaubt, dass wir das Spiel gewinnen werden.«
»Insgesamt haben sehr gutes Fußballspiel hingelegt«, so der Kapitän. »Doch wenn man nach so einem Aufwand nur mit einem Tor in Führung ist, wird es hinten heraus schwierig. Aber wir haben es trotzdem geschafft.«
Der FC ist keine Blindentruppe
»Natürlich hätten wir aufgrund unserer zahlreichen Chancen für ein ruhigeres Spiel sorgen können«, sagte Sportdirektor Max Eberl. »Aber wir haben gegen den FC gespielt, der keine Blindentruppe ist und es nach den ersten zwanzig Minuten besser hinbekommen hat.«
Die Kölner fanden im Verlauf der ersten Halbzeit die Ordnung und die Borussen taten sich schwerer. Der Führungstreffer durch Elvedi (Eberl: »Dass Nico Offensivqualitäten hat, ist unbestritten«) war überfällig, forderte gleichzeitig die Kölner heraus, sich offensiver am Spiel zu beteiligen. »Wir hatten dann Phasen, wo wir hinten Schwerstarbeit leisten mussten«, sagte Hecking. »Geschuldet ist das auch der Tatsache, dass man noch nicht so ganz im Rhythmus ist.«
Die Borussen mussten ordentlich beißen. »Nach 70 Minuten war so ein kleines Loch in unserem Spiel«, so Hecking. Die Spieler schienen dem läuferischen Aufwand Tribut zollen zu müssen. »Wir hatten die eine oder andere brenzlige Situation zu überstehen. Aber die Mannschaft wollte unbedingt gewinnen, das hat man in vielen konsequenten Aktionen in der Abwehr gesehen.«
Ginter und Zakaria hinterlassen positiven Eindruck
Die beiden Neuzugänge in der Startelf - Matthias Ginter und Denis Zakaria - überzeugten bei ihrer Premiere. »Matthias hat sehr souverän gespielt, war sehr aufmerksam«, lobte Eberl. »Den entscheidenden Zweikampf verliert er zwar von der Statistik her, nämlich das Laufduell mit Cordoba in der ersten Halbzeit. Aber er gibt ihm am Ende den erlaubten Rempler, sodass er nicht kontrolliert schießen kann. Das ist eine Cleverness, die ich mit 23 nicht jedem zuschreibe.«
»Zakaria ist ein Balleroberer mit Schnelligkeit und einer gewissen Aggressivität«, so Eberl weiter. Der Schweizer kam früh in ›Gelb-Trouble‹, als Schiedsrichter Aytekin etwas übereifrig die Verwarnungskarte zückte. Doch Zakaria blieb cool und ließ sich zu nichts hinreißen »In der zweiten Halbzeit hatte er mal acht Aktionen hintereinander und wirkte kurz übersäuert«, so Eberl. »Ich fand es bemerkenswert, wie er sich wieder zurück ins Spiel gebracht hat. Er hat sehr viele Zweikämpfe gewonnen und hat es für einen jungen Spieler souverän gelöst. Das war das erste Spiel von Ginter und Zakaria, sie haben den ersten Eindruck hinterlassen und der war definitiv positiv.«
So waren am Sonntagabend im Borussia-Park alle sehr zufrieden mit dem gelungenen Start in die neue Saison. Dieter Hecking machte es kurz: »Erster Spieltag, Derby gewonnen. Da brauchen wir nicht weiter drüber zu reden.«
Zurück