Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Schalke 04 4:2 (1:1)

Ein kontrolliertes Feuerwerk

Created by Redaktion TORfabrik.de
Die Helden im Regen (Foto: Maja Hitij / Bongarts / Getty Images)

Die Helden im Regen (Foto: Maja Hitij / Bongarts / Getty Images)

Borussia Mönchengladbach besiegte Schalke 04 mit einer kontrollierten taktischen Spielweise, einer Rekordlaufleistung mitten in den englischen Wochen und einem Offensiv-Feuerwerk.

Yann Sommer: Es war definitiv kein ‚Torwart-Spiel‘. In 90 Minuten bekam er nur zwei Bälle aufs Tor und die waren beide drin. Beim Elfmeter spekulierte Sommer (leider schon gewohnheitsmäßig) auf die falsche Ecke, beim wuchtigen Kopfball von Goretzka hatte er nicht den Hauch einer Abwehrchance. Darüber hinaus ließ er nach einer Ecke den Ball am zweiten Pfosten durch die Hände gleiten, was zum Glück folgenlos blieb. In der Schlussphase vom verunglückten Kolo-Rückpass überrascht und von di Santo umspielt. Dass der eine lächerliche Schwalbe produzierte, bewahrte Sommer vor dem dritten Gegentor. Note 3,0.

Tony Jantschke: In seinem Kerngeschäft in der Abwehr meist Herr der Lage, auch wenn der agile Kehrer ihm hier und da zusetzte. Die wichtigen Zweikämpfe entschied Jantschke für sich. Er war der Borusse mit den meisten Ballkontakten, aber auch den meisten Fehlpässen. Dennoch war Jantschke im Spiel nach vorne auffällig. Zwei starke Flanken schlug er – eine führte zur Großchance von Johnson vor der Pause. Dazu spielte er den feinen Pass auf Herrmann vor dem 1:0 und auch bei der Entstehung des 3:1 war er durch sein Zuspiel auf Raffael beteiligt. Note 3,0.

Andreas Christensen: Nahm Burgstaller durch gutes Positionsspiel weitestgehend aus der Partie und alle direkten Zweikämpfe, die der Däne bestritt, konnte er für sich entscheiden. Allerdings vermochte er Burgstaller nicht am brandgefährlichen Flugkopfball zu Beginn der zweiten Halbzeit hindern und einmal ließ er sich vom Schalker Angreifer verladen, was aufgrund Vestergaards Eingreifen folgenlos blieb. Christensens Passgenauigkeit war klasse, lediglich zwei Versuche, lang auf die rechte Bahn zu spielen, kamen nicht an. Acht Minuten vor Ende überließ er Kolo das Feld. Note 3,0.

Jannik Vestergaard: Hat sich nach dem Fauxpas von Florenz merklich stabilisiert und lieferte gegen Schalke eine blitzsaubere Partie ab. Acht Balleroberungen gelangen ihm, dabei kam er mehrfach mit gutem Timing vor den Gegenspieler. Im Kopfballspiel eine Bank, aber auch am Boden mit wichtigen Klärungsaktionen und im Zweikampf stark. Im Passspiel bis auf ein paar Fehlversuche in Richtung linker Außenbahn solide. Traute sich ansatzweise immer mal wieder über die Mittellinie. Bereinigte klasse gegen Burgstaller, nachdem Christensen sich verladen ließ. Note 2,0.

Oscar Wendt: Ein intensives Spiel für den Schweden, der sich in der Defensive dem nicht langsamen Schöpf erwehren musste und immer wieder die weiten Wege mit nach vorne machte. Letztlich war es Wendt, der die mit Abstand meisten Sprints absolvierte. Hinten lief er gut Bälle ab und besetzte den Raum, im Spiel nach vorne beschränkte er sich meist auf den risikolosen Kurzpass. Bei seinem Treffer zum 3:1 mit gutem Blick für den Raum und etwas Glück beim wuchtigen Abschluss, dass der Ball durch die Beine von Fährmann rauschte. Note 2,5.

Christoph Kramer: Brauchte einige Anlaufzeit, um in den Rhythmus zu kommen. Verlor zu einfach einen Zweikampf und spielte einen unbedrängten Pass ins Seitenaus. Kramer steigerte sich, gewann mit starkem Einsatz einen Zweikampf auf links an der Außenlinie. Versuchte im Laufduell mit Kehrer mitzuhalten, brachte diesen dabei jedoch ungeschickt zu Fall, was den Elfmeter zur Folge hatte. Zur zweiten Halbzeit kehrte er nicht mehr aufs Feld zurück, weil er unter Grippesymptomen litt. Note 3,5.

Mo Dahoud: War direkt im Spiel und leitete die erste Raffael-Chance nach wenigen Sekunden ein. Etwas später eroberte er aufmerksam den Ball und holte einen Freistoß heraus. Das Zuspiel zum Abseitstor von Johnson kam ebenfalls von Dahoud. Er überzeugte als Balleroberer und setzte dabei gut den Körper ein. Säbelte nur einmal im eigenen Strafraum bei einem Klärungsversuch über den Ball. Beim Passspiel äußerst sicher und überlegt. Dahoud hatte mehrere starke Szenen in der gegnerischen Hälfte, der Pass auf Wendt vor dem 3:1 war exzellent. Er selbst hatte das 4:1 auf dem Fuß, verzog jedoch knapp. Dahoud hielt das Niveau bis zum Schluss hoc, auch wenn er beim zweiten Schalker Tor Goretzka in seinem Rücken unbeachtet ließ. Mit 13,4 Kilometern war Dahoud der laufstärkste Borusse. Note 2,0.

Patrick Herrmann: Tat sich zunächst etwas schwer auf seiner Seite, wo er es mit Kehrer zu tun bekam. Ein Annahmefehler führte zu einem Ballverlust, auch später ließ Herrmann die Kugel hier und da zu sehr ‚flippern‘. Seine Querpässe am und im gegnerischen Strafraum kamen nicht an. Dafür waren die Flanken gut, mit einer gab er den Assist zum 1:0, eine weitere führte zu einer Volley-Chance für Stindl. Herrmann hatte noch einige gute Ansätze, als er mit Tempo über die Seite kam. Nach 65 Minuten wurde er von Hofmann abgelöst. Note 3,0.

Fabian Johnson: Nach seiner Pause im Pokal wirkte der US-Nationalspieler ausgesprochen frisch und tatendurstig. Er war sehr laufstark und suchte immer wieder den Weg in die Spitze. Beim 1:0 profitierte er von der Schlafmützigkeit der Schalker, als er zielgerichtet an den kurzen Pfosten sprintete und mit links stark vollendete. Kurz vor der Pause knallte er den Ball nach Jantschke-Hereingabe aus sieben Metern zentral über das Tor. Überragend die Aktion beim Angriff zum 2:1, als Johnson erst Stindl mit einem Hackentrick in Szene setzte und dann dessen intuitiven Steilpass eiskalt mit rechts verwandelte. Ganz stark auch die Vorarbeit zur Dahoud-Chance. Der Doppelpack machte Johnson zum ‚Man of the match‘. Genauso wichtig war die Zielstrebigkeit, mit er immer wieder in den Strafraum eindrang. Note 1,0.

Lars Stindl: Die Schalker legten im Zentrum besonderen Fokus auf Borussias Kapitän. Kurz hinter der Mittelline, wo Stindl sich so gerne tummelt, wurde er teilweise von drei Gegenspielern zugestellt. So blieb er des Öfteren hängen oder seine Spielfortsetzungen versandeten. Aber er steckte nie auf, legte erneut ein riesiges Laufpensum an den Tag. Er öffnete Räume, die vornehmlich Johnson nutzte und drehte nach der Pause auch vor dem gegnerischen Tor auf. Als Stindl im Strafraum gedankenschnell zum Abschluss kam, reagierte Fährmann klasse. Eine Direktabnahme von Stindl hielt der Keeper ebenfalls. Mit einem eigenen Tor sollte es nichts werden, dafür aber mit einer genialen Vorarbeit zum 2:1, als er nach dem Hackentrick von Johnson einen wunderbaren Steckpass zurück in den Lauf des Torschützen spielte. Note 2,0.

Raffael: Nach einem Blitzauftakt verschwand Raffael phasenweise von der Bildfläche oder er verlor Zweikämpfe, bei denen sichtbar wurde, dass ihm nach der Verletzungspause der Rhythmus fehlt. Pech hatte er mit einem Freistoß kurz vor der Pause, der knapp vorbeistrich. Danach wurde er deutlich präsenter und war der Gestalter des Feuerwerks in der zweiten Halbzeit. Bärenstark die Vorbereitung des 2:1, als er sich von rechts in die Zentrale schlängelte und den perfekten Steilpass auf Johnson spielte. Auch dem 3:1 ging ein solcher Lauf des Brasilianers von halbrechts in die Mitte und das Abspiel auf Dahoud voraus. Nach Strobl-Pass scheiterte Raffael alleine vor dem stark reagierenden Fährmann. Die zweite Kombination Strobl-Raffael schloss der Brasilianer mit einem überlegten Flachschuss zum vierten Treffer ab. Note 2,0.

Tobias Strobl: Löste Christoph Kramer zur Pause ab und konnte sich schon mal für den Donnerstag ›warmspielen‹, da Kramer im Hinspiel der Europa League gesperrt ist. Strobl nutzte die Gelegenheit zu einer beeindruckenden Vorstellung. Bezüglich Laufleistung und Balleroberungen stand er Kramer in nichts nach. Er agierte sehr stabil, hatte den Kopf immer oben und gefiel durch unaufgeregt klare Pässe. Er spielte einen schönen Verlagerungspass, schickte Raffael durch die Mitte alleine auf Fährmann und setzte sich über rechts klasse durch und bediente Raffael vor dem vierten Tor mit einem wohlüberlegten Flachpass. Note 2,0.

Jonas Hofmann: Kam in den letzten 25 Minuten für Patrick Herrmann und übernahm dessen Position auf der rechten Seite. Hier und da wirkte er etwas hektisch, ihm unterliefen drei der insgesamt sechs Fouls der Borussia. Seine beste Aktion war der überlegte Kurzpass auf Strobl vor dem 4:1. Ohne Note.

Timothée ‚Kolo‘ Kolodziejczak: Debüt für den Franzosen, der acht Minuten vor Schluss für Christensen eingewechselt wurde. Er köpfte unter dem Beifall der Zuschauer einen Ball aus dem Zentrum, daraus resultierte allerdings die Flanke zum Goretzka-Tor. Am Ende verschätzte er sich auf dem tiefen Rasen und spielte einen deutlich zu knappen Rückpass auf Sommer, den di Santo mit seiner Peinlich-Schwalbe nicht nutzte. Ohne Note.

Copyright © 2000- 2024 TORfabrik.de [Marc Basten] Nachdruck und Weiterverbreitung,
auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.

TORfabrik.de ist ein offiziell eingetragenes Magazin bei der
Deutschen Nationalbibliothek (ISSN 1610 - 4919)
Herausgegeben von Marc Basten, Altenkleusheimer Str. 12, 57462 Olpe

Unterstützt durch unseren Sponsor & Partner: tops.net GmbH & Co. KG