Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - 1. FC Köln 3:1 (1:0)

Ein gemeinsam erarbeiteter Derbysieg für Borussia

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Erstes Pflichtspieltor für Borussia – und das im Derby: Kevin Diks (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung sicherte sich Borussia Mönchengladbach den in vielerlei Hinsicht bedeutsamen Derbysieg gegen den 1. FC Köln. Ein kluger Matchplan und eine konsequente sowie kollektive Umsetzung waren ausschlaggebend. Die Einzelkritik:

Moritz Nicolas: Startete mit einer wichtigen Parade in der 10. Minute bei Bülters verdecktem Schuss auf das kurze Eck. Mancher Torwart hätte sich hier auf dem falschen Fuß erwischen lassen. In der Folgezeit war Nicolas kaum ernsthaft gefordert. Einen Kopfball hielt er im Nachfassen, einmal wehrte er nach einer Kölner Ecke den Ball auf der Linie ab. Eine Unsicherheit zeigte der 28-Jährige, als er bei einer Ecke herauskam, den Ball aber nicht richtig traf. Zum »Elfmetertöter« ist es für Nicolas noch ein weiter Weg, wobei der Strafstoß von Waldschmidt auch hervorragend geschossen war. Note 2,5. 

Joe Scally: Spielte auf der rechten Bahn ganz klar mit defensivem Fokus in der Fünferabwehrkette. Kölns Trainer Kaminski bezeichnete ihn später als »Bodyguard« des hochgejazzten El Mala. Tatsächlich war Scally zumeist sehr nah am Gegenspieler und ließ ihn kaum zur Entfaltung kommen. In einer Situation zog Scally gemeinsam mit Reitz gegen El Mala den Kürzeren. Ansonsten präsentierte sich der 22-Jährige stabil im Zweikampf und sicher im Passspiel – zumindest in der eigenen Hälfte. Wenn er über die Mittellinie ging, fanden nur etwas mehr als die Hälfte seiner Pässe einen Mitspieler. Note 3,0. 

Philipp Sander: Überzeugte erneut als rechter Innenverteidiger und trug mit großem Einsatz, gutem Stellungsspiel und mannhaftem Zweikampfverhalten entscheidend zur Stabilität bei. Seine Ballsicherheit als gelernter Zentrumsspieler kam ihm im Aufbau zugute, weil er stets den Kopf oben behielt und nicht die Übersicht verlor. Situativ schaltete sich Sander ins Offensivspiel ein, zog dabei früh in die Mitte und tauchte sogar links auf. So bei der ersten Torchance, als seine scharfe Hereingabe von links von Tabaković allenfalls touchiert und zum Torschuss wurde, der den Kölner Keeper fast überrascht hätte. Danach sorgte der 27-Jährige mit seinem ersten Saisontor für den Führungstreffer. Mit einem seiner langen Einwürfe brachte Sander vor der Pause Gefahr, ein weiterer führte zum Handelfmeter. Nach 62 Minuten musste Sander – offensichtlich mit Leistenproblemen – vom Feld. Note 2,0. 

Nico Elvedi: Als zentraler Innenverteidiger aufgeboten, konnte der Schweizer in der Anfangsphase den Schuss von Bülter nicht verhindern. Danach war Elvedi aber durchweg aufmerksam, blockte mehrmals Schussversuche ab und unterband auch Flanken. Im Aufbau mit einem starken Seitenwechsel diagonal auf Honorat. Beim ersten Elfmeter war Elvedi mit dem Zuspiel auf Honorat beteiligt und auch beim zweiten Strafstoß war er in das Duell involviert, in dessen Folge der Ball dem Kölner an die Hand sprang. Nach der Einwechslung von Friedrich rückte er auf die Sander-Position in der Kette. Dort mit etwas weniger Zugriff, aber ohne nennenswerten Fehler. Lediglich in der Nachspielzeit fiel der 29-Jährige negativ auf, als er nicht die Ruhe bewahrte und einen Ball unnötig ins Seitenaus drosch. Note 2,5. 

Kevin Diks: Agierte konzentriert und kompromisslos in der Abwehrkette und eroberte den Ball mehrfach aufmerksam. Sein Passspiel war ebenfalls sehr ordentlich – die Ausnahme waren zwei Vertikalpässe, die mit Ansage beim Gegner landeten. Kurz nach der Pause klärte der 29-Jährige eine Hereingabe, die hätte brenzlig werden können, rechtzeitig zur Ecke. Diks durfte dann endlich als Elfmeterschütze ran und verwandelte – auch wenn Schwäbe noch am Ball war. Er sollte nun klar die Akzeptanz als Schütze Nummer 1 haben. Geigte einem Kölner nach dessen Schauflug die Meinung, was zu einem Scharmützel führte – am Ende sahen drei Spieler Gelb, darunter Diks. Das war einerseits unnötig, andererseits richtig, dem Gegner klarzumachen, dass er nicht mit sich spaßen lässt. Note 2,5. 

Lukas Ullrich: Wie sein Pendant Scally auf der anderen Seite dieses Mal ganz klar mit einer defensiven Ausrichtung als linker Verteidiger in der Fünferkette. Dennoch setzte er mit einer Flanke in Richtung Reitz einen ersten Nadelstich und hatte zwei, drei schnelle Vorstöße, die letztlich nichts einbrachten. Gleichwohl sind solche Aktionen, bei denen Ullrich mit Ball am Fuß dynamisch viele Meter macht, eine Bereicherung. Sein Passspiel war sehr kontrolliert und seine defensiven Aufgaben löste der 21-Jährige aufmerksam und mit dem nötigen Biss. Beim Elfmeter in der Nachspielzeit traf ihn natürlich überhaupt keine Schuld – das war eine krasse Fehlentscheidung von Schiedsrichter Aytekin. Note 3,0. 

Rocco Reitz: Als frisch gebackener Vater war Borussias Kapitän im Derby gewiss zusätzlich motiviert, und nach dem dritten Treffer feierten die Kollegen »Papa Reitz«. Zuvor hatte er nach einem für ihn typischen Ballgewinn Sonderapplaus erhalten und konnte darüber hinaus mit der einen oder anderen gelungenen Störaktion gefallen. Reitz wurde früh verwarnt für ein Foul, das jedoch nicht gelbwürdig war, und musste sich fortan im Zweikampf zügeln. Wie immer ging er mit viel Leidenschaft und Laufbereitschaft voran. Vor dem 1:0 sprang er beim Kopfball außergewöhnlich hoch und war damit entscheidend an der Entstehung des Tores beteiligt. In zwei, drei Situationen machte es der 23-Jährige unnötig kompliziert und verlor den Ball. Note 3,0. 

Yannik Engelhardt: Wird als umsichtiger Stabilisator auf der Sechserposition immer wichtiger. Oder wie jemand auf der Tribüne erstaunt feststellte: »Seit wann ist der Weigl so gut?« Engelhardt agiert meist unauffällig, aber wer genau hinschaut, erkennt, wie erstklassig er die Räume schließt, Gegner blockt und Bälle erobert. Bemerkenswert war, wie er nach Ballgewinnen schlau und präzise umschaltete. Er gewann alle wichtigen Zweikämpfe und spitzelte dem Gegner mehrfach den Ball vom Fuß, ohne dabei nur annähernd zu foulen. Note 2,5. 

Florian Neuhaus: Fiel zu Beginn als Ballverteiler auf, tauchte dann aber immer mehr ab. Einige seiner Versuche, mit direkten Pässen etwas zu inszenieren, schlugen fehl. Erstaunlich, dass ausgerechnet Neuhaus in mehreren Situationen ungewohnt viel Mühe hatte, den Ball zu kontrollieren, was Zeit kostete und einige vielversprechende Umschaltmöglichkeiten zunichtemachte. Nach dem Seitenwechsel spielte Neuhaus den Klasse-Pass in den Lauf von Honorat, den dieser nicht nutzen konnte. Unmittelbar nach dem 3:0 wollte er einen Kölner übertrieben auswackeln – und der nahm ihm einfach den Ball ab. In der 75. Minute machte er Platz für Reyna. Note 3,5. 

Franck Honorat: War im ersten Durchgang recht unauffällig. Zwei, drei im Ansatz vielversprechende Aktionen versandeten, und einige Male startete er, ohne dass ein Anspiel folgte. Honorat wurde in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit klar im Strafraum gefoult, woraus der erste Elfmeter resultierte. Die folgende Ecke vor dem 1:0 brachte er gefährlich scharf vors Tor. Nach der Pause hatte der Franzose nach dem Traumpass von Neuhaus plötzlich freie Bahn, zögerte aber einen entscheidenden Tick – möglicherweise aus Angst vor einer Kollision mit Schwäbe. So büßte er die Möglichkeit ein, den Ball am Torwart vorbeizuspitzeln und selbst an der anderen Seite vorbeizulaufen. Das Tempo des 29-Jährigen stellte die Kölner vor Herausforderungen, denen sie beim dritten Tor nicht gewachsen waren. Der Sprint von Honorat nach dem Ballgewinn und der anschließende Superpass zu Tabaković waren ein Gesamtkunstwerk. »Geblitzt« wurde er dabei mit 34,9 km/h. Da konnte man darüber hinwegsehen, dass dies nur einer der drei Pässe war, die der Franzose bei zwölf Versuchen in der gegnerischen Hälfte zum eigenen Mann brachte. Note 3,0. 

Haris Tabaković: Hatte in der ersten Halbzeit nur wenige Situationen, in denen er sich zeigen konnte. Aber Laufbereitschaft und Defensivverhalten des Mittelstürmers waren vorbildlich. Als Kopfballspieler im eigenen Strafraum wurde er mehrfach gebraucht. Schnappte sich dann beim Elfmeter selbstbewusst den Ball – und verschoss. Dabei war der gar nicht schlecht geschossen, aber Schwäbe war bereits sehr zeitig in die Ecke gesprungen. Der unmittelbar darauffolgende Führungstreffer durch Sander dürfte dazu beigetragen haben, dass Tabaković den Kopf oben behielt. Er ist sicherlich kein Edeltechniker, aber als standhafter Mittelstürmer, der Bälle ablegt, sich nicht wegrempeln lässt und sich wehrt, war er auch gegen Köln sehr wertvoll. Beim dritten Treffer bewies er seinen Torriecher und machte deutlich, dass man mit ihm ohne Weiteres Konterfußball spielen kann. Sein mit raumgreifenden Schritten durchgezogener Sprint war überragend – und mit 33,7 km/h wirklich rasend schnell. Note 3,0. 

Marvin Friedrich (63. Minute für Sander): Sortierte sich als zentraler Innenverteidiger ein, während Elvedi nach rechts rückte. Er kam insgesamt nur auf acht Ballkontakte, aber drei klärende Aktionen. Ohne Note. 

Giovanni Reyna (75. Minute für Neuhaus): Deutete an, dass er mit Technik und tadellosem Passspiel etwas einbringen kann. Die Frage, wie fit er ist, konnte auch gegen Köln nicht beantwortet werden. Ohne Note. 

Shuto Machino (76. Minute für Honorat): Hatte noch einige Ballkontakte, allerdings mit einer Passquote von nur 45 %. Anders als nach seiner Einwechslung gegen die Bayern arbeitete Machino dieses Mal engagierter mit nach hinten. Ohne Note. 

Oscar Fraulo (90. Minute für Reitz): Bekam wieder ein paar Minuten Spielzeit, ohne noch auffallen zu können. Ohne Note.

 


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