Eigentlich war alles angerichtet für ein Fußballspiel, in dem Borussia Mönchengladbach nach dem verkorksten Saisonende einen Neuanfang starten sollte. In der Vorbereitung waren Ernsthaftigkeit, Konzentration und Zielstrebigkeit erkennbar, und diese Tugenden sollten nun auch beim Pflichtspielauftakt auf den Platz gebracht werden. Die Forderung, dass Borussia in Oldenburg ein Zeichen für die neue Saison setzen sollte, wurde nicht nur hier klar formuliert.
Der Blick auf die Aufstellung gab zunächst Anlass zur Hoffnung, dass eine entsprechende Umsetzung erfolgen würde. Es stand eine Elf auf dem Platz, die man aktuell als erste Wahl bezeichnen kann. Dass Gerardo Seoane zudem erstmals auf einen fitten Julian Weigl in der Anfangsformation verzichtete, konnte als Signal gewertet werden, alte Muster aufzubrechen. Also ging es in Bestbesetzung und mit viel Schwung gegen einen Fünftligisten – die Voraussetzungen dafür, ein klares Zeichen zu setzen, waren gegeben.
Ernüchterung statt Aufbruchstimmung
Relativ schnell wurde an diesem Sonntagnachmittag jedoch klar, dass der Realitätscheck eine Woche vor dem Bundesligastart viel Ernüchterung mit sich brachte. Elan, Begeisterung und Bissigkeit – das war allenfalls in Ansätzen zu erkennen. Eine Spielidee, wie man einen Fünftligisten dominieren oder dessen teilweise chaotische Pressingversuche clever ausnutzen könnte, ließ sich nicht erkennen. Vielmehr erinnerte fast alles an die schwachen Auftritte im April und Mai, als die Borussen jegliche Energie verloren hatten.
Bemerkenswert und erschreckend zugleich war der Umstand, dass die Gladbacher keineswegs den Eindruck hinterließen, sie würden Gegner und Spiel auf die leichte Schulter nehmen. Es war deutlich zu sehen, dass sie mehr vorhatten – doch in unkoordinierten Einzelaktionen verpuffte jeder Ansatz. Fehlerhaftes Passspiel, technische Mängel und mangelnde Abstimmung führten zu einem Bild, das eher einem Duell zweier Oberligisten glich. Ob die Trägheit eines Elvedi, der neben sich stehende Reitz, Scallys katastrophale Ballbehandlung oder der ständig ins Abseits laufende Tabaković – die Liste der Unzulänglichkeiten war lang.
Ein Spiel voller technischer Unzulänglichkeiten
Auch Honorat blieb bis auf wenige Szenen ein Schatten seiner selbst – auch sein Tempo konnte er kaum auf den Platz bringen. Stöger sorgte immerhin für einige kreative Momente und Hack war effizient im Abschluss. Ullrich wirkte dagegen leicht kopflos, Sander blieb blass, und auch der zur Pause für den verletzten Diks eingewechselte Chiarodia erlaubte sich erneut Nachlässigkeiten, die in der Bundesliga – wie schon mehrfach erlebt – gnadenlos bestraft würden.
Individuelle Schwächen wurden nicht durch das Kollektiv aufgefangen und das eindimensionale Zusammenspiel konnte selbst ein Fünftligist mit einfachen Mitteln neutralisieren. So quälte sich Gladbach am Ende zwar in die zweite Pokalrunde – setzte aber statt eines erhofften Aufbruchsignals ein denkbar schwaches Zeichen.
von Marc Basten