Einzelkritik: Bayer Leverkusen - Borussia Mönchengladbach 2:3 (2:0)

Ein beeindruckendes Comeback

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Raffael vollendet (Foto: Lars Baron / Bongarts / Getty Images)

Raffael vollendet (Foto: Lars Baron / Bongarts / Getty Images)

Eine Energieleistung von Borussia Mönchengladbach führte nach einem 0:2-Pausenrückstand in Leverkusen zu einem beeindruckenden Comeback und einem letztlich verdienten Auswärtssieg. Die mannschaftliche Geschlossenheit spiegelt sich auch in der Einzelkritik wider.

Yann Sommer: In der Anfangsphase mit einer Unsicherheit, als er bei einem schlaffen Kopfball nachfassen musste. Verließ sich beim ersten Gegentreffer auf die ›Kopfballstärke‹ von Vestergaard und Co, beim 0:2 konnte er nicht mehr eingreifen. Die Abschläge des Schweizers waren wechselnd erfolgreich. Mal gelangte der Ball haargenau zu Wendt, dann wieder unpräzise in die Füße des Gegners. Größtenteils suchte er Abnehmer auf der linken Seite. Hohe Hereingaben holte Sommer, vor allem in der Schlussphase, souverän herunter. Note 3,0.

Tony Jantschke: Erledigte die Aufgabe im Verbund mit Hofmann sehr ordentlich, defensiv passierte aus dem Spiel heraus nichts Besorgniserregendes auf seiner Seite. Im Passspiel mit ein paar unpräzisen Versuchen. Eigene Aktionen nach vorne blieben Mangelware, dafür hielt er Hofmann gut den Rücken frei. Beim 0:2 wurde Jantschke weggeblockt und verlor in Sekundenschnelle die ›kleine Erbse‹ aus den Augen. Note 3,5.

Andreas Christensen: Überzeugte mit einer soliden Vorstellung, die nur durch einen krassen Ballverlust getrübt wurde, den Dahoud jedoch aufmerksam ausbügelte. Ansonsten präsentierte sich Christensen gewohnt stabil in den Zweikämpfen und ließ nichts anbrennen. Bei den Gegentoren war er an anderer Stelle beschäftigt. Im Spielaufbau besonnen und mit hoher Passsicherheit. Note 3,0.

Yannik Vestergaard: Begann mit einem Verstolperer, der Bayer einen vielversprechenden Angriff ermöglichte. Die latente Unsicherheit vermochte Vestergaard im ganzen Spiel nicht abzulegen. Oft erfasste er potentielle Gefahr erst sehr spät. Verteidigte vor dem 0:1 wie ein Anfänger gegen Tah. Auch in weiteren Situationen mit schlechtem Kopfballtiming - da nützt der Größenvorteil nicht mehr viel. Ließ sich auf Laufduelle gegen Bellarabi oder Brandt ein, bei denen er durch unglückliche Positionierung einfach überlaufen wurde. Im Spielaufbau mit kurzen Pässen ordentlich, die langen Bälle missglückten bis auf zwei Ausnahmen. Behielt die Ruhe, als er per Kopf auf Sommer zurückspielte. Note 4,0.

Oscar Wendt: Hatte in der Defensive einen schweren Stand gegen Bellarabi. In der einen oder anderen Situation vor der Pause gab es Abstimmungsprobleme mit Vordermann Hazard, so dass Henrichs und Bellarabi ihre Schnelligkeit ausspielen konnten. Bei der Ecke zum 0:2 vermochte der Schwede die Kopfballweiterleitung von Bellarabi nicht zu verhindern. Wendt suchte früh und regelmäßig den Weg nach vorne. Ein Schuss aus der Distanz flog über das Tor. Mit einer lange nicht mehr gesehenen Entschlossenheit bereitete er den Ausgleich vor. Zunächst die technisch feine Mitnahme mit der Schuhsohle, dann der energische Kurzsprint mit Ball und die butterweiche Flanke auf Stindl. Note 3,5.

Christoph Kramer: Trat an alter Wirkungsstätte von der ganzen Ausstrahlung her so auf, wie man es sich von ihm wünscht. Er kommunizierte viel, hatte stets alles im Blick und war der Organisator in der Zentrale. Kramer hatte die meisten Ballkontakte und führte die meisten Zweikämpfe. Er eroberte eine Vielzahl von Bällen, wobei er in manchen Situationen noch zu sehr ›flipperte‹, wenn er zweite Bälle abfing. Nicht selten wurden Abfaller zu Abprallern. Überragend die Aktion vor dem 3:2, als er gemeinsam mit Dahoud und Hahn als Sieger aus dem Infight hervorkam und dann diesen Sahnepass zu Raffael chipte. Rettete in der Endphase gut und nötig im Strafraum. Note 2,0.

Mo Dahoud: Überzeugte mit stark verbessertem Durchsetzungsvermögen und großem Willen. Warf gemeinsam mit Kramer die ›Fangnetze‹ aus und schaltete sich unermüdlich nach Ballgewinnen mit nach vorne ein. Hatte vor der Pause nach Raffael-Zuspiel die Chance zum 1:0. Nach der Pause wurde er kontinuierlich stärker, es fing mit dem intelligenten Pass zu Hazards Großchance an. Symptomatisch für seine Leistung war die gemeinsame Stocheraktion vor dem Führungstreffer. Sehr gut auch sein blitzsauberes Tackling im ›Stranzl-Style‹ gegen Brandt bei einer gefährlichen Umschaltaktion der Leverkusener. Note 2,5.

Jonas Hofmann: War auf der rechten Seite sehr agil unterwegs. Seine Aktionen waren allesamt darauf ausgerichtet etwas zu initiieren, ohne dabei naiv ins Verderben zu rennen. Er brach nur dann ab, wenn es angebracht war. Stark, wie er im Kombinationsspiel mit schnellen Direktpässen Räume öffnete (u.a. auf Stindl vor der Pause) und sich mit Sprints in die Tiefe wieder anbot. So leitete Hofmann seine Chance zur Führung selbst ein, als der Ball letztlich von Tah noch aufs Tornetz gelenkt wurde. In der Defensivarbeit deutlich verbessert gegenüber den Irrläufen bei seinen Einsätzen in der Hinrunde. Rückte nach der Einwechslung von Hahn auf die linke Seite. Note 3,0.

Thorgan Hazard: Jagte auf der linken Seite immer in höchster Geschwindigkeit hinter den Bällen oder dem ballführenden Gegner her. Mit dem Forechecking holte er eine Ecke heraus. Am Ball wegen des Highspeeds zwar drohend, doch nicht wirklich zwingend. Mehrere Aktionen brachte er nicht konkret zu Ende. In der Rückwärtsbewegung fleißig, jedoch mit ein paar Abstimmungsschwierigkeiten mit Wendt. Jedoch sind Henrichs und Bellarabi aufgrund ihres Tempos auch nur schwer zu halten. Bei der Großchance kurz nach Wiederbeginn hatte Hazard mehr Zeit, als er dachte. Die Torschusspanik sorgte für einen bescheidenen Abschluss. Sein Schussversuch direkt vor dem Anschlusstreffer wurde zum Glück geblockt, denn der Ball wäre wohl in der Dhünn gelandet. So kam Stindl noch zum Zuge. Zwanzig Minuten vor Schluss wurde Hazard durch Hahn ersetzt. Note 3,5.

Lars Stindl: Auch wenn in der ersten Halbzeit längst nicht alles klappte, war er da schon ständig damit beschäftigt, Struktur ins Offensivspiel zu bringen. Den einen oder anderen Zweikampf ging er etwas übermotiviert an. Nach der Pause zeigte er eine echte Kapitäns-Leistung. Stindl stand an der Basis der Hazard-Chance und sorgte dann mit dem Anschlusstreffer für die Wiederbelebung. Zwar kam er aus dem Abseits und rangelte grenzwertig mit Tah, setzte sich aber letztlich clever durch und vollstreckte sehenswert. Die Art und Weise des Jubels kündigte förmlich schon weitere Taten an. Das hatte Signalwirkung. Den Ausgleich erzielte er in klassischer Mittelstürmermanier per Kopf, mit einem klugen Pass bereitete er die Chance von Hofmann vor. Stindl hängte sich vorbildlich rein und hätte in der Nachspielzeit mit einem etwas präziseren Schuss sogar noch seinen dritten Treffer markieren können. Note 2,0.

Raffael: Zeigte sich in der starken Anfangsphase der Borussia sehr spielfreudig. Er gab den ersten Torschuss ab und spielte Dahoud vor dessen Chance mit einem feinen Pass aus dem Fußgelenk frei. Als er mehrfach an den Leverkusener Verteidigern ›abprallte‹, brach er einige Angriffe etwas zu früh ab. Nach der Pause bei der Aufholjagd mittendrin. Machte den Weg frei für Wendt beim 2:2 und markierte schließlich selbst den Siegtreffer. Phänomenal wie er an Tah vorbeizog, nachdem er sich legal etwas Platz verschafft hatte, und cool abrundete. Machte fünf Minuten vor dem Ende Platz für Johnson. Note 2,5.

André Hahn: Kam für Hazard und agierte auf der rechten Seite. Sollte dort wohl gegen den Ball wirken und seine Laufstärke einbringen. War im Sechskampf-Getümmel vor dem Siegtreffer involviert. Schlug eine komische Kerze rückwärts, als er den Ball eigentlich nach vorne befördern wollte. Hatte Glück, dass er kein Gelb sah, als er die schnelle Ausführung eines Freistoßes verhinderte. Hahn arbeitete viel, aber war bei seinen Ballaktionen zu hektisch. Ohne Note.

Fabian Johnson: Ersetzte Raffael in den letzten Minuten. Legte etwas überhastet los, fand dann die nötige Ruhe und half, den Sieg über die Zeit zu bringen. Ohne Note.

Josip Drmić: Kam in der Nachspielzeit für Hofmann. Spielte bei einem Konter über die linke Seite einen gut getimten Flachpass auf Stindl, der fast das 4:2 erzielt hätte. Ohne Note.

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