Wo steht Borussia Mönchengladbach zu Beginn der Saison 2025/2026 – und für welchen Fußball will sie stehen? Diese Fragen konnten am Sonntagnachmittag im rappelvollen Borussia-Park bei bestem Fußballwetter erwartungsgemäß nicht beantwortet werden. Ein erster Spieltag ist immer eine Art Wundertüte und sollte nicht überbewertet werden. Oft lässt sich aber zumindest erahnen, in welche Richtung es gehen könnte. Doch in Bezug auf Borussia ist man kaum schlauer als zuvor.
Geboten wurde biedere Hausmannskost, mit der der Aufsteiger aus Hamburg über 90 Minuten keinerlei Probleme hatte. Das Bemühen war den Borussen keineswegs abzusprechen, doch sie fanden nie in einen Rhythmus, um die Gäste über eine längere Phase wirklich unter Druck zu setzen. Hack und Stöger setzten vereinzelt auf unkonventionelle Aktionen, die jedoch wirkungslos verpufften. Tabaković machte seine Sache im Rahmen seiner Möglichkeiten ordentlich, während Honorat – wie schon in der Vorbereitung – eigentümlich blass blieb.
Neuhaus mit Begeisterung empfangen
Besonders in den Momenten, in denen auf engem Raum schnell kombiniert werden sollte, zeigte sich die fußballerische Limitiertheit deutlich. Auch ohne Bedrängnis leisteten sich die Borussen in allen Mannschaftsteilen technische Unsauberkeiten, mit denen sie ihr eigenes Spiel ausbremsten. Da dies auch beim HSV durchgängig der Fall war, entwickelte sich ein zähes Spiel ohne große Höhepunkte. Das 0:0 war am Ende ein logisches Resultat.
Dass anschließend vor allem die eigene defensive Stabilität hervorgehoben wurde, um sich das Spiel etwas schönzureden, war nicht überraschend. Zu hoch hängen darf man das allerdings nicht, denn Hamburg fehlte nahezu alles, um die Borussenabwehr einem echten Stresstest zu unterziehen. Wie stabil der Defensivverbund tatsächlich ist, wird sich erst gegen andere Gegner zeigen. Überraschend war an diesem Sonntag jedoch die Tatsache, dass Florian Neuhaus gespielt hat – und das auch noch als erste Einwechseloption. Ob Borussias Verantwortliche das wirklich ernst gemeint haben können, beantwortete die Reaktion der Zuschauer: Neuhaus erhielt beinahe frenetischen Applaus.
Kein Handlungsbedarf hinten rechts
Nach dem Schlusspfiff herrschte eine gewisse Ratlosigkeit. In der Mixed Zone war dennoch ein interessantes Detail zu vernehmen. Der durch die Verpflichtung von Gio Reyna euphorisierte Roland Virkus – Borussia müsse »stolz« sein, diesen Spieler bekommen zu haben – erklärte, dass angesichts des möglichen Abgangs von Julian Weigl in diesem Transferfenster auch noch Neuzugänge denkbar seien. Den Rechtsverteidigerposten schloss Virkus dabei jedoch ausdrücklich aus. Diese Position sei mit Joe Scally, Kevin Diks und Jens Castrop ausreichend besetzt.
von Marc Basten