Auswärtsspiel in Leipzig

»Du brauchst das Kollektiv«

Created by von Marc Basten und Nadine Basten
Dieter Hecking auf der PK am Donnerstag (Foto: TORfabrik.de)

Dieter Hecking auf der PK am Donnerstag (Foto: TORfabrik.de)

Borussia Mönchengladbach tritt am Samstag (18.30 Uhr) bei RB Leipzig an. Zum ersten Mal in der Saison geht die Fohlenelf nicht als Favorit ins Spiel. An der grundsätzlichen Herangehensweise will Dieter Hecking nichts ändern.

Fast ein Jahr ist es her, dass Borussia Mönchengladbach zum ersten Mal in einem Bundesligaspiel bei RB Leipzig angetreten ist. Seitdem hat sich zwar die Fußballwelt nicht komplett verändert, doch es ist eine Menge passiert. Im September 2016 hieß Gladbachs Coach noch André Schubert und die Fohlenelf reiste als Champions-League-Teilnehmer und Favorit zum ungeliebten Aufsteiger nach Sachsen.

Im September 2017 findet die Dienstreise der Gladbacher unter anderen Voraussetzungen statt. Der Trainer heißt mittlerweile Dieter Hecking und kann für sich beanspruchen, die Borussen zumindest von ihrer chronischen Auswärtsschwäche kuriert zu haben. Dieser Faktor ist immerhin ein Mutmacher, den der Fohlentross mit ins Reisegepäck nimmt. Die Favoritenrolle aus dem letzten Jahr beansprucht jetzt RB, die gerade ihre Premiere in der Champions League gefeiert haben, während die Borussen den internationalen Fußball nur als Fernsehzuschauer erleben.

Leipzig ist in Rekordzeit zu einer großen Nummer im deutschen Fußball geworden, daran gibt es nichts zu rütteln. Die Diskussionen um das Marketingprojekt RB werden weiterhin geführt, was auch richtig ist, sofern man dabei sachlich bleibt. Davon abgesehen muss man festhalten, dass die Verantwortlichen in Leipzig mit dem vielen Fremdgeld sehr viel richtigmachen. Und das verdient aus sportlicher Sicht, bei allem Argwohn über das Gesamtkonstrukt, Respekt.

Leipzig ist fußballerisch gesehen momentan der ‚heiße Scheiß‘ in der Bundesliga. Und dem müssen sich am Samstag die Borussen stellen. Nur wie? Angesichts der unzureichenden Vorstellung gegen Frankfurt ist zu befürchten, dass die Leipziger mit ihrem Hochgeschwindigkeitsfußball über die Gladbacher hinwegfegen werden. Wie bitte sollen Forsberg, Werner und Co. gebändigt werden können, wenn man schon vor den Hallers und Finnbogasons dieser Welt in die Knie gehen musste?

Dieter Hecking, am Dienstag 53 Jahre alt geworden, geht die Herausforderung Leipzig mit der nötigen Gelassenheit an. Er weiß, worauf es ankommen wird. »Die Herangehensweise wird sich nicht groß ändern, du brauchst wie immer das Kollektiv und die gute Zusammenarbeit der Mannschaftseile. Das ist gerade in Leipzig noch mehr gefordert als gegen andere Mannschaften.«

Sich komplett einigeln und Beton anrühren, dafür haben die Gladbacher nicht das Personal. »Nur zu verteidigen wird uns nicht helfen«, sagt Hecking. »Natürlich musst du versuchen, ihre Spielweise einzuengen. Du musst die Räume gut schließen und gegen den Ball sehr viel investieren. Und aus dem Ballgewinn heraus den Mut entwickeln, im Spiel nach vorne die Räume, die Leipzig auch gibt, zu bespielen und die Konsequenz zu haben, die sich bietenden Möglichkeiten zu nutzen.«

Um das umzusetzen, müssen die Borussen es deutlich besser machen als in der zweiten Halbzeit in Augsburg und in der gesamten Partie gegen Frankfurt. Ob der Trainer aus den zuletzt schwachen Auftritten personelle Konsequenzen zieht, ist offen. Selbst wenn im Testspiel gegen Venlo einige Spieler aus der zweiten Reihe laut Hecking »positiv auf sich aufmerksam haben.« »Ich bin kein Freund davon, sofort reflexartig zu reagieren«, so Hecking. »Die Mannschaft hat gegen Frankfurt die Erwartungshaltung, die wir alle an dieses Spiel hatten, aus den unterschiedlichsten Gründen nicht erfüllt. Am Samstag haben wir die Chance, es viel besser zu machen. Vielleicht kriegt auch die gleiche Mannschaft die Chance dazu.«

Im Kader gibt es sicher die eine oder andere Alternative für den Trainer. Allerdings ist die Auswahl auch nicht riesig, weil sich nach dem Mittelfußbruch von László Bénes mittlerweile acht Spieler im Krankenstand befinden. Tony Jantschke, den man letzte Woche schon wieder spielfit wähnte, steigt nach einer neuerlichen Pause zwar wieder ins Training ein, wird aber wohl noch einige Zeit brauchen. »Wir wollen bei Tony null Risiko eingehen«, sagt Hecking. »Es macht wahrscheinlich keinen Sinn, ihn mit nach Leipzig zu nehmen.« Noch viel weiter entfernt von einem Einsatz ist Vincenzo Grifo. »Er ist gestern gelaufen«, erklärt Hecking. »Noch ist anscheinend Flüssigkeit im Gelenk und solange die da ist, können wir die Belastung nicht steigern. Das müssen wir so akzeptieren. Er brennt, würde gerne mehr machen und uns helfen. Aber im Moment schließe ich fast aus, dass er gegen Stuttgart und in Dortmund zum Einsatz kommt.«

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