Vor dem Start

Die Wahrheit liegt auf dem Platz

Created by von Marc Basten
Jannik Vestergaard beweist Durchsetzungsvermögen (Foto: Michael Regan / Getty Images)

Jannik Vestergaard beweist Durchsetzungsvermögen (Foto: Michael Regan / Getty Images)

Langsam aber sicher wird es ernst für Borussia Mönchengladbach. Das Pokalspiel in Essen, das Derby zum Ligaauftakt und das Auswärtsspiel in Augsburg warten in den nächsten drei Wochen, ehe die erste Länderspielpause ansteht.

Das Vorgeplänkel neigt sich dem Ende entgegen, ab Freitag geht es für Borussia Mönchengladbach mit dem Pokalspiel bei RW Essen los. Über sechs Wochen hat Trainer Dieter Hecking den Kader in unterschiedlicher Besetzung beisammen. Die Nationalspieler, die später eingestiegen sind, haben die Rückstände aufgeholt, die beiden Confed-Cup-Sieger Lars Stindl und Matthias Ginter sind auf dem besten Weg dahin.

Die Vorbereitung kann unter dem Strich als ordentlich beschrieben werden, perfekt war sie nicht. Timothée ‚Kolo‘ Kolodziejczak konnte sich durch seine Verletzung weder an die Mannschaft heranarbeiten, noch Werbung in eigener Sache für einen möglichen Transfer machen. Tony Jantschke wird zumindest das Pokalspiel wegen seiner muskulären Probleme verpassen und besonders schwer wiegt der Kreuzbandriss von Tobi Strobl. Der Allrounder wurde am Montag operiert und dürfte frühestens zum Ende der Saison wieder Bundesligaluft schnuppern.

Josip Drmic ist weiter nicht im Mannschaftstraining und es gibt keine fundierte Prognose, ob und wann der Schweizer wieder einsteigen kann. Der Kader erscheint aktuell also alles andere als aufgebläht, wobei der Trainer dennoch genügend Variationsmöglichkeiten hat. Vor allem auf den offensiven Außenbahnen herrscht ein gewisses Gedränge, von dem sich die Verantwortlichen einen gesunden Konkurrenzkampf versprechen, bei dem alle an ihre Leistungsgrenzen gehen.

Zakaria begeht im Überschwang noch zu viele Fouls

Denn egal ob dort Hazard, Herrmann, Traoré, Johnson, Hofmann oder Grifo auflaufen – in Sachen Zielstrebigkeit beim Abschluss haben alle Luft nach oben. Zumindest Hazard und (in Ansätzen) Herrmann deuteten diesbezüglich Fortschritte an. Ohne Frage wird es im Gladbacher Offensivspiel darauf ankommen, dass neben Raffael und Stindl auch andere Spieler echte Torgefahr erzeugen.

Dieter Hecking hat zuletzt immer wieder darauf hingewiesen, dass ihm die »letzte Gier« bei den Spielern fehlt, gute Ansätze auch konsequent zu finalisieren. Bei aller fußballerischen Qualität ist es unabdingbar, mit der richtigen Körpersprache auf den Platz zu gehen. Das wird schon am Freitag an der Essener Hafenstraße dringend notwendig sein.

Von den Voraussetzungen her kann Borussia durchaus mit einer ‚Männertruppe‘ aufwarten. Allen voran Jannik Vestergaard, der mit seiner grimmigen Entschlossenheit beim Gegner – klammert man Jamie Vardy mal aus – für Respekt sorgt. Auch Matthias Ginter erscheint stabil genug, dass ein Angreifer ihn nicht einfach zu Seite schieben kann. Vor allem hat die Mittelfeldzentrale physisch zugelegt, weil mit Kramer und Zakaria nun zwei großgewachsene Balleroberer wirken. Zakaria muss zwar noch gezügelt werden, weil er im Überschwang zu viele Fouls begeht, aber das sollte einem 20-Jährigen vermittelt werden können.

Wie weit die Mannschaft ist, werden die nächsten drei Wochen zeigen

Aus der Abteilung Attacke bleibt einzig Lars Stindl, der eine gewisse Robustheit mitbringt und sich auch auf diese Weise Respekt verschaffen kann. Alle anderen kommen mehr über Tempo und fußballerische Geschmeidigkeit. Was sie allerdings nicht daran hindern sollte, vor dem gegnerischen Tor kompromisslos abzuschließen.

Insgesamt wirkt der Kader ausgewogen und die Spieler gerüstet für den ‚Ernst des Lebens‘. Die Bilanz der Testspiele fiel zwar ergebnistechnisch nicht berauschend aus, dafür war die Qualität der Gegner durchweg gut. In gewissen Stadien der Vorbereitung seine Grenzen aufgezeigt zu bekommen, bringt deutlich mehr, als unterklassige Gegner zweistellig zu überrollen.

Wie weit die Mannschaft wirklich ist, wird sich in den nächsten drei Wochen zeigen, wenn es die Aufgaben Essen, Köln und Augsburg zu lösen gilt. Danach wird man etwas klarer sehen. Denn bei all den schönen Prognosen und Einschätzungen zählt immer noch: Die Wahrheit liegt auf dem Platz.

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