Einzelkritik: VfL Wolfsburg - Borussia Mönchengladbach

Die Passivität zu Beginn wurde bestraft

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Michaël Cuisance sorgte für Belebung. (Foto: Stuart Franklin / Bongarts / Getty Images)

Michaël Cuisance sorgte für Belebung. (Foto: Stuart Franklin / Bongarts / Getty Images)

Die Niederlage von Borussia Mönchengladbach in Wolfsburg fiel mit Sicherheit um ein oder zwei Tore zu hoch aus. Dass sie dennoch verdient war, haben sich die Gladbacher durch ihre Passivität zu Beginn selbst zuzuschreiben. Doch auch die fehlende Durchschlagskraft vorne war ein Faktor.

Yann Sommer: Drei Gegentreffer für den Goalie, bei denen er kaum etwas machen konnte. Beim ersten Tor hatte er noch die Fingerspitzen am Ball, der Lupfer zum 2:0 war Extraklasse und beim abgefälschten Knaller zum 3:0 konnte er absolut nichts halten. In der zweiten Halbzeit parierte Sommer den Flachschuss von Origi stark, später musste er sich nach einem Distanzschuss von Williams strecken. Probleme hatte der Schweizer erneut bei der Strafraumbeherrschung. Eine Ecke verlängerte er wenig souverän einhändig zur nächsten Ecke, einen hohen Ball an den Fünfmeterraum faustete er halbherzig weg, anstatt zuzupacken. Und auch nach einer Ecke in der zweiten Halbzeit bewunderte er nur die Flugbahn des Balles, obwohl der in Armeslänge vor ihm durch den Fünfer segelte. Note 3,5.

Tony Jantschke: Auf der rechten Seite defensiv mit kleineren Schwierigkeiten, aber ohne wirklich kritische Momente. Bei der zweiten Chance der Wolfsburger schob er im letzten Moment nach vorne und stellte Gerhardt abseits, was der Linienrichter aber nicht anzeigte. Malli schoss vorbei - ein mögliches Tor wäre wohl vom Videoschiedsrichter aberkannt worden. Jantschke rückte ein paar Mal über die Mittellinie, ohne dabei nennenswerte Akzente setzen zu können. Wurde im Luftduell von zwei Wolfsburgern in die Mangel genommen und musste nach einer halben Stunde mit Sehstörungen ausgewechselt werden. Ohne Note.

Nico Elvedi: Ein Ballverlust in der absoluten Anfangsphase gegen Didavi endete glimpflich, kurz darauf fing er mit gutem Stellungsspiel einen Pass auf Gomez ab. Vor dem 0:2 verpasste Elvedi zunächst den Moment, sich Malli energisch entgegenzustellen und orientierte sich zum durchstartenden Didavi, den er aufgrund dessen Tempo nicht mehr zu packen bekam. Rückte nach der Auswechslung von Jantschke auf die rechte Abwehrseite. Dort auf dem Weg nach vorne ordentlich, wenn auch ohne das letzte Zutrauen. Vor dem 0:3 sah er nicht gut aus im direkten Duell mit Gomez. Erhielt seine vierte Gelbe Karte, weil er mit gestrecktem Bein den Ball spielte. Note 3,5.

Jannik Vestergaard: Drängte Gomez im Laufduell vor dem 0:1 gut vom Tor weg, und schien die Situation im Griff zu haben. Doch dann ließ er unverständlicherweise die Hereingabe zu, die zum freistehenden Malli durchrutschte. Vor dem 0:2 ging er eigentümlich in die Knie, anstatt sich Malli breit entgegenzustellen. So lud er den Wolfsburger zur Chip-Vorlage auf Didavi ein. Diese beiden Unzulänglichkeiten schmälern eine ansonsten ordentliche Vorstellung des Dänen. Er klärte einmal entscheidend vor dem einköpfbereiten Gomez und fing in der zweiten Halbzeit den einen oder anderen Schnittstellenpass aufmerksam ab. Nach einem von ihm selbst inszenierten Angriff kam er gefährlich zum Kopfball. Ganz stark war Vestergaards Passspiel - nur 2 von 69 Pässen kamen nicht an. Er spielte dabei einige richtig gute lange Bälle - u.a. überragend auf Hazard vor dessen Großchance kurz vor der Pause. Am Ende noch mit einem starken Zuspiel auf Drmić, der den Ball nicht mitnehmen konnte. Note 3,5.

Oscar Wendt: Hatte Origi eigentlich über die meiste Zeit gut im Griff, auch wenn es auf der linken Seite die eine oder andere Lücke gab. Deutlich wurde, dass die Defensivabstimmung mit Grifo nicht eingespielt ist. Bis auf einen letztlich harmlosen Distanzschuss, den er den Wolfsburgern ermöglichte, machte Wendt es ordentlich. Auf dem Weg nach vorne mit solidem Kombinationsspiel und einem kraftlosen Schuss aus etwas zu spitzem Winkel. In der Schlussphase zwang er Casteels zu einem Klasse-Reflex, als er sich mit einem Haken freispielte und mit rechts abzog. Note 3,5.

Matthias Ginter: Musste wieder als zweiter Sechser aushelfen. Vor dem 0:1 ließ er sich zunächst von Malli tunneln, was durchaus passieren kann. Doch dass Ginter anschließend Malli komplett aus den Augen verlor, darf nicht passieren. Fast im Gegenzug kam Ginter relativ frei vor dem Strafraum zum Abschluss, zielte jedoch genau auf Casteels. Im weiteren Verlauf hatte er im Mittelfeld große Probleme und fand überhaupt keinen Zugriff auf Malli und Co. Erst nach der Umstellung nach einer halben Stunde, als Ginter ›erlöst‹ wurde und wieder in die Innenverteidigung rückte, stabilisierte er sich. Das Passspiel des Nationalspielers war gut, wobei er wenig Risikobälle spielte. Richtig verunglückt war der Klärungsversuch vor dem 3:0, den er flach in die Mitte schlug und damit zum unfreiwilligen Assistgeber wurde. Vorne gab Ginter noch einen misslungenen Volleyschuss ab. Note 4,5.

Denis Zakaria: Auch er lief in der Anfangsphase oft nur hinter den Wolfsburgern her. Vor dem 0:2 hielt er nach Didavis Abspiel auf Malli inne und setzte nicht nach. Er vertraute wohl auf die Überzahl an Abwehrkollegen. Als sich die Wolfsburger weiter zurückzogen, hatte der Schweizer einige gute Ansätze am Ball, u.a. drehte er sich mehrfach stark weg und forcierte das Tempo. Insgesamt war er nicht ganz so präsent wie gewohnt, was auch damit zu tun hatte, dass er nach der Einwechslung von Cuisance den Fokus auf den Lückenschluss legen musste. Fälschte den Ball beim dritten Gegentreffer vermutlich entscheidend ab, wobei man Zakaria dabei absolut keinen Vorwurf machen kann. Etwas später unterband er noch eine gute Konter-Möglichkeit der Wölfe. Sah für ein Einsteigen mit langem Bein seine vierte Gelbe Karte. Note 3,5.

Thorgan Hazard: Lobenswert waren seine unermüdlichen Versuche, mit Tempo etwas zu inszenieren. Den Tadel gibt es für die Qualität vieler Aktionen, besonders seinen Hereingaben fehlte es an Präzision. Hazard war emsig, aber hier und da fahrig und ein stückweit eigensinnig. Pech hatte er, dass er bei seinem nicht anerkannten Treffer eine Fußspitze im Abseits war. Unmittelbar vor dem Pausenpfiff setzte er sich nach dem langen Pass von Vestergaard stark gegen Brooks durch und schloss dann überhastet mit links ab. Nach dem Wechsel suchte er noch ein paar Mal den schnellen Abschluss, wie beim Schuss aufs kurze Eck, doch es wollte nicht klappen. In der 83. Minute räumte er das Feld für Drmić. Note 3,5.

Vincenzo Grifo: Vieles, was er machte, hatte Hand und Fuß. So der Freistoß, den Casteels zur Ecke lenkte, die Flanke auf Vestergaard oder die gute Vorarbeit zum Abseitstor von Hazard. Nur bei einem Schussversuch nach Ballgewinn Stindl wäre das Abspiel auf Zakaria die bessere Option gewesen. Kurz nach Wiederbeginn leitete er mit seiner Hereingabe die Stindl-Raffael-Chance ein. Auch Stindls Möglichkeit zum Ehrentreffer in der Schlussphase wurde vom Italiener vorbereitet. Grifo war stark am Ball, ohne Ball weniger. Zwar lief nur Stindl mehr als der Ex-Freiburger, doch in der Rückwärtsbewegung war Grifo nur bedingt eine Hilfe. Als Zweikämpfer war er kein Faktor. Note 3,0.

Raffael: Ließ sich von Beginn an zurückfallen um aus der tieferen Position das Spiel zu gestalten. Er versuchte sowohl mit Einzelaktionen, als auch mit direkten Ablagen Räume zu reißen bzw. Öffnungen zu finden. Gerade in der Viertelstunde vor der Pause war Raffael präsent und leitete mehrere Angriffe ein, u.a. stand er an der Basis der beiden Abseitstore. Unmittelbar nach Wiederanpfiff bei der Ablage von Stindl am Fünfmeterraum wurde er durchaus elfmeterwürdig weggedrückt. Im weiteren Verlauf ging er zusehends im dichten Wolfsburger Defensivverbund unter und konnte sich immer weniger behaupten. Sieben Minuten vor dem Ende machte er Platz für Bobadilla. Note 3,5.

Lars Stindl: Vom Einsatz her ging der Kapitän voran - mit 12,38 Kilometern war er der laufstärkste Akteur an diesem Abend. Er bearbeitete wie gewohnt die Zwischenräume und lief die Wolfsburger Aufbauspieler an. Eine gelungene Balleroberung eröffnete Grifo eine Schusschance. Pech hatte Stindl mit seinem Abseitstor nach Vorarbeit von Raffael. Kurz nach der Pause wollte er die Grifo-Flanke mit langem Bein querlegen auf Raffael - den Ball selbst in Richtung Tor zu bugsieren wäre vermutlich die bessere Wahl gewesen. Stindl rieb sich auf, konnte sich aber nicht mehr durchsetzen. Drei Minuten vor Schluss verhinderte Casteels Stindls Ergebniskorrektur. Note 3,5.

Michaël Cuisance: Kam nach einer halben Stunde für Jantschke und ordnete sich neben Zakaria ein. Er forderte direkt den Ball und brachte weitere spielerische Elemente ein. Im Überschwang war auch einiges an brotloser Kunst dabei, aber der junge Franzose sorgte für Belebung. Auch wenn er weiterhin nicht der große Defensivzweikämpfer ist, eroberte er doch zwei- dreimal richtig stark den Ball. Klasse, wie er Malli das Leder abnahm, dann aber unberechtigterweise zurückgepfiffen wurde, weil seine Hand kurz das Gesicht des Wolfsburgers streifte. Note 3,5.

Josip Drmić: Kam für Hazard in den letzten sieben Minuten in die entschiedene Partie und fiel einmal auf, als er einen schönen Vestergaard-Pass nicht verarbeiten konnte. Ohne Note.

Raúl Bobadilla: Gab sein Comeback in der 83. Minute für Raffael. Das Spiel war gelaufen, Gelegenheit sich zu zeigen, hatte ›Boba‹ nicht. Ohne Note.

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