Keine Win-Win-Situation

Die Lehren aus der Oxford-Leihe

Created by 1-Jahres-Modell hat sich nicht bewährt 23.05.2018 - 22:16

Reece Oxford hat seinen Kurzaufenthalt in Mönchengladbach beendet (Foto: Dean Mouhtaropoulos / Bongarts / Getty Images)

Reece Oxford hat Borussia Mönchengladbach verlassen. Zum zweiten Mal, dabei war der junge Engländer ohnehin nur ein Jahr bei Borussia. Dieses Leihmodell hat sich jedenfalls nicht bewährt.

Noch kein Jahr ist es her, da verkündete Borussia Mönchengladbach, dass das 18-jährige englische Nachwuchstalent Reece Oxford für ein Jahr von Westham United ausgeliehen wird. Damals hieß es im Artikel auf TORfabrik: 'Aufgrund der kurzen Vertragslaufzeit darf das Leihgeschäft durchaus mit einer gewissen Skepsis gesehen werden. Schließlich ist der Einbau eines jungen und unerfahrenen Profis, noch dazu als Abwehrspieler, immer ein gewisses Risiko und selbst bei Andreas Christensen dauerte es einige – teils schmerzvolle – Spiele, bis er sich eingewöhnt hatte.'

Andererseits, so schrieben wir im Juni 2017, 'gibt es immer Wege und Möglichkeiten, wenn sich die Zusammenarbeit für alle Seiten als gelungen herausstellen sollte. Von daher darf man gespannt sein, wie sich Reece Oxford entwickelt.' Doch nach der Saison darf man konstatieren, dass sich die Skepsis hinsichtlich der kurzen Vertragslaufzeit als gerechtfertigt erwiesen hat.

Dabei hatte der junge Engländer einen ordentlichen Start bei Borussia. Die Akklimatisierung erfolgte relativ reibungslos, bei der Umsetzung der sportlichen Vorgaben haperte es hier und da nocht etwas. Zudem stand für Dieter Hecking ziemlich früh fest, dass die Stamm-Innenverteidigung mit Ginter und Vestergaard nur im Ausnahmefall auseinandergerissen werden würde. Und wenn, dann gab es auch noch andere Alternativen, als den unerfahrenen Oxford.

Starkes Spiel und dennoch eine Bauchlandung für Oxford im Pokal gegen Leverkusen (Foto: Lars Baron / Bongarts / Getty Images)

Jedenfalls kam Oxford bis Dezember nicht über die Rolle des Bankwärmers hinaus. Erst als sich die Personalsituation extrem verschlechterte, gab er beim Auswärtsspiel in Freiburg (0:1) sein Startelfdebüt. Allerdings nicht auf seiner eigentlichen Position als Innenverteidiger. Wenn Oxford für Borussia auflief, dann als Rechtsverteidiger oder im defensiven Mittelfeld.

Als Sechser neben Zakaria lieferte er im Pokalspiel gegen Leverkusen kurz vor Weihnachten eine mehr als ordentliche Vorstellung ab. 'Oxford agierte zeitweise wie ein alter Hase, schirmte die Bälle ruhig ab und löste auch knifflige Situationen mit Übersicht. Sein Passspiel war fast fehlerlos, für einige Balleroberungen gab es Ovationen von den Rängen', hieß es später in der Einzelkritik.

Doch dann folgte dieser eine fatale Aussetzer, als ihm im Mittelfeld ein Abschlag von Leno unter den Stollen durchrutschte und Leverkusen das Tor des Tages erzielte. Das war schon richtiggehend tragisch für Oxford, der bei seiner Auswechslung dennoch Applaus von den Zuschauern erhielt.

Obwohl bzw. weil Oxford in der ersten Saisonhälfte kaum eine Rolle spielte, bestimmte er die Schlagzeilen in der kurzen Winterpause. Westham beorderte ihn zurück nach London, was aufgrund einer Vertragsklausel möglich war, weil Oxford in Gladbach nicht auf eine Mindestanzahl an Einsätzen gekommen war. Es folgte ein wochenlanges hin und her, was sich letztlich als misslungener Versuch der Engländer herausstellen sollte, mit einem Verkauf von Oxford mal eben 15 Mio Pfund oder mehr zu generieren.

Letztlich saß Reece Oxford zu oft draußen (Foto: Dean Mouhtaropoulos / Bongarts / Getty Images)

Letztlich kam Oxford für ein halbes Jahr zurück nach Gladbach - hatte dabei aber dem Vernehmen nach in England so wenig oder schlecht trainiert, dass er zunächst nicht als Alternative infrage kam. Am 23. Spieltag gegen Dortmund (0:1) spielte er erstmals in der Rückrunde - als Rechtsverteidiger (Note 4,0). Am nächsten Wochenende beim Auswärtssieg in Hannover (1:0) lief er ebenfalls rechts hinten auf (Note 3,5), genauso wie beim 'Schneespiel' in der Woche drauf gegen Bremen (2:2 / Note 4,0). Das war gleichzeitig Oxfords letzter Startelfeinsatz.

Wenig später reihte er sich bei den ganzen Muskelverletzten der Borussia ein und kam in den verbleibenden Partien nur noch einmal für 25 Minuten im Heimspiel gegen Freiburg zum Zuge. Vor dem Spiel wurde er offiziell verabschiedet und auch wenn Max Eberl es nicht gänzlich ausschließen wollte, dass Oxford nochmals zurückkehren könnte, dürfte das Kapitel für beide Seiten beendet sein.

Reece Oxford kann mit der Saison in der Bundesliga relativ zufrieden sein. Er konnte Erfahrungen sammeln in einem fremden Land und einer neuen Liga. Das wird ihm auf seinem Weg weiterhelfen. Für Borussia bleibt unter Strich die Erkenntnis, dass Leihgeschäfte ohne Option mit einem Jahr Laufzeit nicht der Weisheit letzter Schluss sind. Jedenfalls nicht, wenn man einem blutjungen Profi, noch dazu einem Defensivspieler, Spielpraxis verschaffen will und muss.

von Marc Basten

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