Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt 0:0

Die Frische fehlte

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Viel Einsatz, wenig Ertrag - André Hahn gegen Hasebe (Foto: Dean Mouhtaropoulos / Bongarts / Getty Images)

Viel Einsatz, wenig Ertrag - André Hahn gegen Hasebe (Foto: Dean Mouhtaropoulos / Bongarts / Getty Images)

Mehr als der eine Punkt war gegen Eintracht Frankfurt nicht drin. Die Borussen hatten bei allem Einsatz letztlich nicht die Mittel, die Frankfurter zu knacken. Auch, weil nach hinten heraus die Frische für einen Schlussspurt fehlte.

Yann Sommer: Spielte mehr Pässe als Stindl oder Dahoud, was zeigt, dass er eigentlich eher Spielmacher war. Was fehlte, war die Null neben seiner Rückennummer. Er nahm sich bei seinen Pässen viel Zeit, scheute jegliches Risiko. Eine Passquote von 91 % ist stark. In seinem Kerngeschäft gab es zwei kribblige Situationen: Als Hrgota ans Außennetz zielte und beim Flachschuss von Mascarell, den Sommer gekonnt zur Ecke lenkte. Note 3,0.

Julian Korb: Zu Beginn sehr hoch positioniert, im weiteren Verlauf war er vermehrt in der Defensive gefordert. Musste einige enge Zweikämpfe bestreiten, bei denen er gegen den flinken Gacinovic zwei-, dreimal nicht gut aussah. Hielt nach der Pause die Position und war meistens nah am Gegner. Nach vorne rückte er nur noch sporadisch auf, weil es wenig Raum gab und die Frankfurter Außenbahnspieler im Umschaltspiel eine permanente Bedrohung darstellten. Note 3,5.

Nico Elvedi: Der junge Schweizer war der am frischesten wirkende Borusse. Er war äußerst stark im Infight, fast jede Eins-gegen-eins-Situation entschied er für sich. Nur bei der Hrgota-Chance hatte er im Gesamtverbund keinen Zugriff. Elvedi hatte die häufigsten Ballkontakte und spielte die meisten Pässe, bei einer Quote von sehr guten 90 %. Sein obligatorischer Ball ins Seitenaus erfolgte diesmal bereits kurz nach der Pause. Note 2,5.

Jannik Vestergaard: Eine sehr solide Vorstellung des langen Dänen. Vor allem in der Luft im wahrsten Sinne des Wortes herausragend. Er köpfte wirklich jeden hohen Ball weg, der in seine Nähe kam. Das half auch bei den insgesamt sechs Eckbällen der Frankfurter. Am Boden mit einigen ›Hauptsache-weg-Bällen‹, aber auch mehreren guten Vertikalpässen auf die Sechser. Insgesamt lotete er die Situationen gut aus und ging kein Risiko ein. Note 2,5.

Oscar Wendt: Interpretierte seine Rolle in der Viererkette bei eigenem Ballbesitz zunächst ausgesprochen offensiv, zumindest was seine Positionierung betraf. Ins Spiel kam er nicht so richtig, was auch an den beengten Räumen lag. Als er im weiteren Verlauf etwas tiefer agierte, bekam er mehr Ballkontakte, nahm aber auch Schwung aus Umschaltmomenten. Defensiv in zwei Situationen mit schlechtem Timing und mit einigen verlorenen direkten Zweikämpfen. Obwohl Wendt vorne kaum in Erscheinung trat, wäre er doch fast zum Matchwinner geworden, als er leider nur die Latte traf. Note 3,5.

Christoph Kramer: In seinem 100. Bundesligaspiel wieder ein Vorbild an Einsatz- und Laufbereitschaft. Viele kleine Balleroberungen und kurze Weiterleitungen, die nicht spektakulär, aber ungemein wichtig waren. Weil Dahoud keine Lösungen fand, wurde Kramer quasi in die Spielmacherrolle gedrängt. Hier stieß er an seine Grenzen. Obwohl man merkte, dass sich sein Akku langsam leert, war es Kramer, der in den kritischen Momenten des Spiels voranging. Immer dann, wenn die Schultern der Kollegen zusehends nach unten gingen, mobilisierte Kramer seine Reserven. Note 2,5.

Tony Jantschke: Nominell als Sechser aufgeboten, interpretierte er die Rolle mehr oder weniger wie ein vorgeschobener Innenverteidiger. Sein Hauptaugenmerk galt der Besetzung der Räume und dem Eingreifen bei Frankfurter Umschaltaktionen. Das machte er stabil und mit resolutem Zweikampfverhalten. Nur bei der Schussgelegenheit für Mascarell schaffte er es nicht, das Zentrum zu schließen. Im Spielaufbau mit Problemen, wenn er unter Druck geriet. Er passte oft zurück oder kurz zum Nebenmann. Zur Spielgestaltung trug er nichts bei. Note 3,5.

Mo Dahoud: Ein kompliziertes Spiel für Dahoud, der überhaupt keinen Raum hatte, sich zu entfalten. Er war viel unterwegs - bei seiner Auswechslung nach 74 Minuten hatte er bereits 10,3 Kilometer abgespult -, doch er konnte sich kaum durchsetzen. Zum einen, weil ihm mehrere Bälle versprangen, zum anderen, weil einfach keine Anspielstationen da waren. So spielte er oft kurz zurück, was das Spiel eher ausbremste, als voranbrachte. In der Defensivarbeit fleißig und mit einigen guten Balleroberungen. Note 4,0.

Lars Stindl: Kam gut in die Partie und war präsent am Ball. Allerdings missglückten eine Vielzahl seiner Pässe. Die Anspiele in die Tiefe gerieten fast ausnahmslos zu kurz, Steckpässe waren ungenau. Dazu kamen mehrere schlechte Ballannahmen, was sicherlich mit der Müdigkeit zusammenhing. Dass Stindl im zweiten Durchgang nach einem Ballverlust am gegnerischen Strafraum quer über den Platz hinterherrannte und letztlich Chandler außerhalb des Spielfelds umgrätschte, spricht einerseits für Einsatzbereitschaft, war andererseits unsinnige Kraftverschwendung. Note 4,0.

André Hahn: Bekam nur wenig Zuspiele, um in die wirklich gefährliche Zone zu kommen. Hatte zudem das Problem, dass die Frankfurter Abwehrreihe jedes Tempo mitgehen konnte und er nicht einfach an den Gegenspielern vorbeikam. Hahn rieb sich wie immer in den Zweikämpfen auf, wobei das Pseudo-Forechecking mit anderthalb Mann ohne Erfolgsaussicht letztlich nur unnötige Energie frisst. Nach der Pause mit zwei guten Hereingaben, eine davon verpasste Johnson nur knapp. Note 4,0.

Fabian Johnson: Wurde wieder in vorderster Front eingesetzt, was nur eine Notlösung sein kann. Dass es nicht seine Position ist, wurde schon daran deutlich, dass er gegen die hoch stehende Abwehrkette mehrfach ins Abseits lief. Immerhin machte Johnson die Läufe in die Tiefe, auch wenn die Pässe nur selten ankamen. Oder es kam Pech dazu, so wie in der Szene, als er den Ball an die Ferse bekam oder als er die Hahn-Hereingabe um eine Fußspitze verpasste. Johnson hatte mit 31 die wenigsten Ballakontakte aller Startelfspieler, gab aber die gute Vorlage zum Lattenschuss von Wendt. Note 3,5.

Patrick Herrmann: Ersetzte Dahoud ab der 74. Minute. Stindl übernahm Dahouds Rolle, Herrmann ging nach vorne. Dort ohne nennenswerte Aktion. Ohne Note.

Nico Schulz: Kam in der 86. Minute für Johnson und hatte einen Ballkontakt, als er nach gewonnenem Zweikampf abspielte, obwohl er auch selbst einen Schussversuch hätte wagen können. Ohne Note.

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