Erfolgreicher Test

»Die entscheidende Phase«

Created by von Marc Basten
Dieter Hecking (Foto: TORfabrik.de)

Dieter Hecking war einverstanden mit der Leistung gegen Málaga CF (Foto: TORfabrik.de)

Zufrieden waren die Gladbacher Borussen nach dem Sieg gegen Málaga. Der Erfolg im vorletzten Test beflügelt, die Art und Weise stimmt optimistisch. Jetzt beginnt die entscheidende Phase in der Vorbereitung.

Vieles in der langen Vorbereitungszeit muss man nicht auf die Goldwaage legen. Das wissen alle Beteiligten aus Erfahrung. Es gab immer wieder hochgelobte „Gewinner“ eines Trainingslagers, von denen man anschließend nichts mehr gehört hat. Genauso verhält es sich mit den Testspielresultaten. Manch ein Klub, der während der Vorbereitung mehrere Hochkaräter abschoss und sich auf dem richtigen Weg wähnte, wurde im Verlauf der Saison selbst zum Kanonenfutter.

Man sollte also nichts zu hoch hängen, was in diesen Tagen passiert. Dennoch darf der Auftritt von Borussia Mönchengladbach gegen Málaga als positiv bewertet werden. Oder, wie es Dieter Hecking anschließend ausdrückte: »Wir hatten uns erhofft, dass wir einen großen Schritt nach vorne machen – und das ist uns gelungen.«

Dabei spielte weniger das Ergebnis (2:1) eine Rolle, auch wenn es fürs Selbstwertgefühl immer besser ist, wenn man den Platz als Sieger verlässt. Vielmehr war es die Art und Weise, wie die Mannschaft die Partie gegen einen mehr als unangenehmen Gegner angenommen hat. Fehlte zuletzt noch der richtige Biss, ließen sich die Borussen von den giftigen und teilweise überharten Spaniern nicht den Schneid abkaufen. Sie hielten dagegen und zogen nicht zurück. Das gab es zuletzt auch in der Liga nicht immer – in einem Vorbereitungsspiel war es wirklich bemerkenswert.

Stindl und Ginter heben das Niveau an

Es zeigt auch, dass die Spieler sich langsam aber sicher in Position bringen wollen. »Der Konkurrenzkampf geht jetzt in die entscheidende Phase«, sagte Hecking. »Die Jungs haben jetzt noch 14 Tage Zeit, mich davon zu überzeugen, wer in die Startelf gehört.« Bewerber gibt es reichlich, wobei gegen Málaga ja auch noch Christoph Kramer (grippaler Infekt) und Tony Jantschke (muskuläre Probleme) fehlten. Beides Spieler, die von ihrem Selbstverständnis her einen Stammplatz beanspruchen.

Gegen die Andalusier standen Matthias Ginter und Lars Stindl erstmals auf dem Platz und unterstrichen direkt, dass man sie ganz dick auf der Rechnung haben muss. »Dass zwei Nationalspieler das Leistungsniveau nochmal anheben, ist ganz normal«, sagte Hecking. Das erweitert seine Möglichkeiten deutlich. Lars Stindl war schon wieder ein Fixpunkt im Offensivspiel und arbeitete fleißig wie eh und je. Auch Matthias Ginter hinterließ einen erstklassigen Eindruck. »Für sein erstes Spiel hat er es sehr souverän gemacht«, unterstrich Hecking. Die von einigen Seiten bemängelte Spieleröffnung des Ex-Dortmunders war nicht auszumachen.

Der 23-jährige Rekordeinkauf der Borussia zeigte sich entsprechend zufrieden: »Wir haben erst dreimal auf dem Platz trainiert. Unter diesen Voraussetzungen war es schon sehr gut«. Die Defensive stand sicher und eröffnete bei Ballbesitz entweder mit zügigen Flachpässen oder aber langen Crossbällen auf die Flügel (Vestergaard). Offensiv agierten die Borussen gewohnt flexibel, wobei viel über Stindl, Hazard und die rechte Seite (Elvedi, Herrmann) lief. In der Zentrale zeigte sich László Benes sehr auffällig – der Slowake machte deutlich, dass er mehr sein will, als nur ein Backup.

»Die Leistungsdichte ist sehr, sehr hoch«

Gleiches gilt für Denis Zakaria, der in der zweiten Hälfte zum Zuge kam. Der Schweizer überzeugte mit Ballsicherheit, einer gewissen Robustheit und einer situativen Explosivität im Spiel nach vorne. Leider brachte er die Situationen nicht erfolgreich zu Ende, wobei dieses Phänomen die gesamte Mannschaft betraf. Die Effektivität in der Offensive entsprach erneut nicht dem Aufwand, den die Truppe betrieb. Zum Glück reichten am Ende zwei Standardsituationen (Ecke, Elfmetergeschenk) um den hochverdienten Sieg zu sichern. »Wenn du 10:1 Chancen hast, musst du so ein Spiel gewinnen«, sagte Hecking.

Die fehlende Konsequenz vorne bleibt also ein Thema, wobei es angesichts der Klasse der Spieler und der Qualität der teilweise famos herausgespielten Chancen eigentlich nur eine Frage der Zeit sein kann, wann sich der Korken löst. Panikmache ist nicht angebracht und genauso unnötig, wie das ständige Fordern eines sogenannten Stoßstürmers.

Auch so ist die »Leistungsdichte sehr, sehr hoch«, wie Dieter Hecking bemerkte. Auch weil einige Spieler sehr flexibel eingesetzt werden können. Jonas Hofmann (gegen Málaga als zweite Spitze) war zuvor bereits auf den Flügeln unterwegs und wird von Hecking zudem als Kandidat für die Doppel-6 genannt. Reece Oxford, eigentlich gelernter Innenverteidiger, zeigte bei seinem Kurzeinsatz am Samstag, dass er eine Alternative für die rechte Abwehrseite sein könnte. Fabian Johnson begann links offensiv, ehe er nach der Pause als Linksverteidiger spielte. Tobi Strobl startete als zweiter Sechser, nach dem Wechsel rückte er in die Innenverteidigung.

Der Trainer verfügt also über genügend Variationsmöglichkeiten, so dass man nicht seriös voraussagen kann, wer in zwei Wochen zum Pflichtspielauftakt bei RW Essen auf dem Platz stehen wird. Zumal es am kommenden Freitag noch die finale Partie der Vorbereitungsphase gibt: Bei Leicester City, dem englischen Meister von 2016, sollen sich auch Spieler wie Ibo Traoré nochmal zeigen können. »Die, die gegen Málaga lange gespielt haben, werden vielleicht in Leicester weniger Spielzeit bekommen«, sagte Hecking. »Bei den letzten beiden Testspielen sollte jeder nochmal die Chance erhalten, sich über einen längeren Zeitraum zu zeigen.«

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