Jonas Hofmann

Der Unvollendete

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Jonas Hofmann freut sich mit Raffael über dessen Treffer (Foto: Maja Hitij / Bongarts / Getty Images)

Jonas Hofmann bringt alle Anlagen mit, ein herausragender Bundesligaspieler zu sein. Doch immer wieder steht sich der 25-Jährige selbst im Weg, wenn es darum geht, sein Potenzial auszuschöpfen.

Das Spiel gegen Wolfsburg war längst entschieden, als im so fröhlich gestimmten Borussia-Park doch noch ein Raunen aufkam. Jonas Hofmann hatte sich angeschickt, über die rechte Seite etwas zu initiieren. Durchaus vielversprechend lief er mit dem Ball am Fuß los, ließ einen Gegenspieler aussteigen und brachte sich in Position. Doch dem folgenden Flachpass in die Mitte fehlte der Drive – ein Wolfsburger konnte locker klären.

Das Gemurre auf den Rängen war verständlich, denn solche Szenen sind die große Konstante im Spiel des Jonas Hofmann. Immer wieder zeigt der 25-Jährige in Ansätzen seine herausragenden Fähigkeiten – doch mit nahezu traumwandlerischer Sicherheit steht er sich bei der finalen Aktion selbst im Weg. Auch gegen Wolfsburg blieb es dabei: Jonas Hofmann ist der Unvollendete.

Dabei war die Ballannahme vor dem 2:0 erstklassig, genauso wie die schnelle Drehung und die Entscheidung, direkt abzuschließen. Doch der Schuss geriet zu zentral, Wolfsburgs Schlussmann Casteels konnte klären. Zum Glück verwertete Raffael den Rebound. »Es war wichtig, dass der Ball überhaupt reingeht«, sagte Hofmann später. Doch so ganz egal, wie er behauptet, kann es ihm nicht sein, dass er nach 49 Einsätzen weiter auf sein erstes Bundesligator für die Borussia wartet.

»Er hat herausragende Qualitäten«

Ganz nah dran war er nach seinem grandiosen Dribbling im zweiten Durchgang, als er mehrere Wolfsburger zu Slalomstangen degradierte und auch noch gut abschloss. Es passt ins Bild, dass Casteels toll reagierte und den Ball um den Pfosten lenkte. »Den hat er gut gehalten«, sagte Hofmann. »Trotzdem muss ich den machen.«

Trainer Dieter Hecking hatte anschließend fast Mitleid mit seinem Schützling. »Ich hätte mich gefreut, wenn Jonas das Tor gemacht hätte. Die Aktion war überragend. Er ist so ein Spieler, der so etwas mit viel Tempo auflösen kann.« Hecking hält ohnehin große Stücke auf Hofmann, weiß aber auch um die wackelige Gesamtkonstruktion des ehemaligen Dortmunders.

»Ich versuche ihm den Druck zu nehmen«, sagt Hecking. »Er hat herausragende Qualitäten, aber natürlich muss er sie auch einbringen.« Weil die Konstanz fehlt, ist Hofmann auch nach knapp 2 ½ Jahren in Mönchengladbach noch ein Suchender. Das fängt schon mit der Position an. Im 4-4-2 spielt er auf der Außenbahn, im 3-1-4-2 gegen Hoffenheim kam er als Achter zum Einsatz. Und bei einigen Kurzeinsätzen war er als Sechser unterwegs – was angesichts seiner Defensivschwäche jedoch höchst riskant ist.

Es wirkt, als ob der letzte Biss fehlt

Der Einsatzwille von Jonas Hofmann ist tadellos, er gehört stets zu den laufstärksten Spielern. Doch körperliche Robustheit geht ihm ab, so dass er direkten Duellen – ob offensiv oder defensiv – oftmals weiträumig aus dem Weg gehen will. Es wirkt daher so, als ob Hofmann der letzte Biss fehlt, sich wirklich durchzusetzen.

Dass es dafür höchste Zeit wird, ist trotz eines bis 2020 datierten Vertrags in Mönchengladbach klar. Hofmann wird die verbleibenden drei Spiele nutzen müssen, um nachhaltig in eigener Sache zu werben, auch wenn sich die Konkurrenzsituation durch die Rückkehr von Ibrahima Traoré verschärft. Die Initialzündung muss kommen, ansonsten wird Jonas Hofmann trotz seines großen Potenzials der Unvollendete bleiben.

 

von Marc Basten

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