Einzelkritik: Schalke 04 - Borussia Mönchengladbach 4:0 (0:0)

Der Sechsminuten-Blackout

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Getunnelt (Photo by Dean Mouhtaropoulos / Bongarts / Getty Images)

Getunnelt (Photo by Dean Mouhtaropoulos / Bongarts / Getty Images)

Noch einmal muss die Mönchengladbacher Aufbauhilfe für Schalke 04 thematisiert werden. Drei geschenkte Gegentore innerhalb sechs Minuten bedeuteten den Genickbruch. Aber auch darüber hinaus konnte kein Borusse wirklich überzeugen, wie die Einzelkritik zeigt.

Yann Sommer: Borussias Keeper ist derzeit nicht vom Glück verfolgt. Seine Elfmeterbilanz konnte er erneut nicht aufpolieren, obwohl er die richtige Ecke ahnte und mit den Fingerspitzen noch am Ball war. Beim 0:3 reagierte er gut gegen den Schuss von Choupo-Moting, doch momentan fallen die Bälle, die er abwehrt, genau vor die Füße eines Gegners. An den weiteren Toren konnte er nichts machen. Als mitspielender Keeper deutlich weniger eingebunden als üblich. Ein interessanter Wert aus der Statistik: Alle 29 Pässe des Schweizers kamen an. Note 3,0.

Tony Jantschke: In der ersten Halbzeit mit zwei, drei sehenswerten Zweikämpfen, die er für sich entschied. Am Ball sicher, aber meist spielte er kurz und quer. Pässe nach vorne fanden einige Male keinen Abnehmer. Bei der Elfmetersituation stellte er Choupo-Moting, das Eingreifen von Traoré war gar nicht notwendig. Beim 2:0 begleitete Jantschke Kolasinac zunächst nur und verpasste dann den Moment des Zugriffs. Vor dem 3:0 konnte er dem Antritt von Choupo-Moting nicht folgen. Note 4,0.

Jannik Vestergaard: Als zentraler Mann der Dreierkette funkte er einige Male dazwischen und behielt in den Zweikämpfen zumeist die Oberhand. Auch in der Luft - einmal bei einer Ecke gegen Naldo - souverän. Ein Ballverlust im Spielaufbau hatte einen Gegenangriff zur Folge, die wenigen langen Pässe des Dänen versandeten. Ansonsten wurde er zum ›Meister des Querpasses‹ - und kam auf satte 102 Ballkontakte in 45 Minuten. Vestergaard hatte die beste Gladbacher Chance, als sein Kopfball nach einer Traoré-Ecke von Schöpf auf der Linie geklärt wurde. Wurde von Schubert zur Pause aus taktischen Gründen ausgewechselt. Note 3,0.

Nico Elvedi: Zeigte sich in einigen Duellen als sprintstark, ließ sich aber einmal von Schöpf verladen und in einer anderen Situation den Ball abnehmen, was einen Schalker Abschluss aus gefährlicher Distanz zur Folge hatte. Der Schweizer war der Borusse mit den meisten Ballkontakten (135), 97 Prozent seiner Pässe kamen an. Wobei der überwiegende Teil aus der Querpass-Zirkulation der Dreierkette stammte. Bei den Gegentoren zum 0:2 und 0:3 kam Elvedi mit seinem Rettungsversuch in letzter Instanz nicht mehr rechtzeitig - beide Male wurde er getunnelt. Note 4,0.

Christoph Kramer: Startete als Sechser, dann rückte er eine Reihe nach vorne in die ›Stindl-Rolle‹, während Dahoud sich zurückfallen ließ. In der offensiveren Rolle lief Kramer zwar viel, konnte spielerisch aber nichts beisteuern. Nach dem Wechsel und den Umstellungen wieder vor der Abwehr, wo er bei den beiden Schalker Kontern jeweils schlecht aussah. Beim 2:0 begleitete er Kolasinac, ohne einzugreifen. Vor dem 0:3 vermochte er Vorbereiter Embolo nicht zu halten. Kramer machte zwar viel, war oft am Ball und war der laufstärkste Borusse. Aber letztlich konnte er die Zentrale weder als ›Sechser‹ schließen, noch als ›Zehner‹ öffnen. Note 4,0.

Andreas Christensen: Fand sich im defensiven Mittelfeld nur schwer zurecht. Schalke störte in diesem Bereich die Aufbauversuche der Gladbacher sehr wirkungsvoll und Christensen fand keine Lösungen. Im Gegenteil - er leistete sich unter Druck einige Wackler. Zur zweiten Halbzeit stellte Schubert um und Christensen durfte wieder auf seiner gewohnten Position in der Dreierkette ran. Beim Konter zum 0:2 wollte er die Hereingabe von Kolasinac unterbinden, ging aber nicht resolut genug hin. Vor dem 0:3 lief er ebenfalls nur hinterher - er konnte weder Embolos Pass verhindern, noch beim Abstauber von Goretzka eingreifen. Bezeichnend, dass er vor dem 0:4 den Ball verstolperte. Bei seinem Rettungsversuch kann er froh sein, dass Embolo sich auf den Beinen hielt. Bei diesem Schiedsrichter wäre er dann wohl auch noch vom Platz geflogen. Note 4,5.

Ibrahima Traoré: Litt deutlich darunter, dass überhaupt kein vernünftiges Aufbauspiel stattfand und nicht kombiniert wurde. Er ließ sich sehr tief fallen, um überhaupt mal anspielbar zu sein. Der Weg nach vorne war zu weit und von den Schalkern aufmerksam zugestellt, so dass Traoré offensiv nur bei ruhenden Bällen ein Faktor war. Anfang der zweiten Halbzeit lebte er richtig auf, als mit Stindl ein Kombinationsspieler da war und es insgesamt mutig nach vorne ging. Hier war Traoré an zwei, drei Angriffen beteiligt. Den Dämpfer gab es bei der Elfmetersituation, als er übermotiviert und mehr als ungeschickt heran rauschte. Vor dem Konter zum 0:2 sah Traoré auch nicht gut aus. Im weiteren Verlauf der (entschiedenen) Partie mit mehreren Ungenauigkeiten. Note 4,5.

Fabian Johnson: Tummelte sich vor der Pause meist im dicht bevölkerten Gebiet in Höhe der Mittelline. Bekam dort nur sehr wenig Anspiele und wenn, fehlten die Lösungsmöglichkeiten. Am ersten vernünftigen Angriff beteiligt, als er etwas zu scharf auf Hahn passte. In den Zweikämpfen ordentlich - wenn er sie denn annahm. Nach der Pause zunächst kaum in Erscheinung getreten, im weiteren Verlauf jedoch noch mit einigen Aktionen am und im Strafraum. Er vergab überhastet, einmal hätte er den Ball in aller Ruhe annehmen und sich zurechtlegen können. Note 4,5.

Mo Dahoud: Startete in der Stindl-Rolle, was auf den ersten Blick Sinn machte. Es kam allerdings wenig nach vorne, so dass Schubert Dahoud und Kramer die Rollen tauschen ließ. Der Effekt verpuffte, auch Dahoud konnte das Aufbauspiel kaum kreativer gestalten. Nach der Pause im Vorwärtsgang und nicht mehr rechtzeitig zurück vor dem 0:2. Wäre Dahoud durchgelaufen, hätte er Embolo stellen, bzw. zumindest stören können. Den Konter zum 0:3 leitete er mit seinem Ballverlust in zentraler Position ein. Als er im weiteren Verlauf drei Steilpässe in Folge spielte, die nicht ankamen, wurde er ausgewechselt. Note 4,5.

André Hahn: Hatte in der ersten Halbzeit eine Schusschance, brauchte aber zu viel Zeit. Die Hereingabe von Johnson verpasste er knapp, genauso wie im zweiten Durchgang den scharfen Ball von Hazard. Unmittelbar nach dem Seitenwechsel mit einem Schuss aus spitzem Winkel, als er sich gegen Naldo behauptete. Hahn lief zwar viel, doch über ihn lief nur sehr wenig. Ganze 28 Ballaktionen in 90 Minuten belegen, warum Borussias Offensive an diesem Abend so harmlos blieb. Note 4,5.

Thorgan Hazard: Borussias Spieler der letzten Wochen konnte auf Schalke kaum Akzente setzen. Er lief zwar öfter diagonal, um sich als Anspielstation anzubieten, doch Kombinationen nach vorne waren Mangelware. In die Tiefe kamen keine Bälle und nur einmal startete er einen längeren Flügellauf. In der Phase nach dem 3:0, als die Borussen ein paar Mal im Schalker Strafraum auftauchten, fehlte ihm der Punch. Note 4,5.

Lars Stindl: Nachdem der Kapitän in den letzten Spielen kräftemäßig am Limit war, ließ Schubert ihn auf Schalke zunächst draußen. Nach der Pause sollte er die vermisste Präsenz in der Offensive bringen, was zunächst auch aufzugehen schien. An den ersten guten Aktionen war Stindl nachhaltig beteiligt. Bei einem Konter über links hätte er allerdings in den Strafraum ziehen müssen (wie anschließend Choupo-Moting), doch er brach zu früh ab. Dann folgte der Sechsminuten-Blackout und damit verpuffte der ›Stindl-Effekt‹. Note 4,0.

Julian Korb: Ersetzte Dahoud in den letzten 23 Minuten und übernahm dessen Rolle im defensiven Mittelfeld. Hier mit ein paar guten Ansätzen, aber auch einigen Fehlern. So leitete Korbs Fehlpass den Konter zum 0:4 ein. Ohne Note.

Patrick Herrmann: Kam für Johnson in den letzten acht Minuten, ohne in einem längst entschiedenen Spiel noch etwas bewegen zu können. Ohne Note.

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