Nachdreher aus Augsburg

»Das konnte nicht gutgehen«

Created by von Marc Basten und Jan van Leeuwen
Hazard hatte das 3:1 auf dem Fuß (Foto: Sebastian Widmann / Bongarts / Getty Images)

Hazard hatte das 3:1 auf dem Fuß (Foto: Sebastian Widmann / Bongarts / Getty Images)

Das Remis in Augsburg war ein verdientes Resultat, dennoch fühlten sich die Gladbacher Borussen am Ende als Verlierer. Der späte Ausgleich wurmte ungemein, war jedoch aufgrund des Leistungsabfalls nach der Pause folgerichtig.

Borussia Mönchengladbach kann beim FC Augsburg einfach nicht gewinnen. Am Samstag fehlte eine Minute zum Auswärtssieg, weil die Gladbacher die Führung nicht über die Zeit bringen konnten. »Der Zeitpunkt des Ausgleichs war sehr ärgerlich«, sagte Sportdirektor Max Eberl anschließend. »Verdient ist es trotzdem. Den sportlichen Respekt muss man Augsburg schon entgegenbringen.«

Den Fuggerstädtern gelang ein Blitzstart in die Partie, bereits nach 38 Sekunden fiel der Führungstreffer. Dabei bedienten sich die Gastgeber eines Stilmittels, mit dem sie die Borussen immer wieder vor Probleme stellten: den einfachen langen Ball. Obwohl die Gladbacher mit Vestergaard und Ginter zentral durchaus mit Robustheit und Körpergröße aufwarten konnten, setzten sich Gregoritsch und Finnbogason als Adressaten der weiten Schläge erstaunlich oft durch.

Trotz des Rückstands gelang es den Borussen früh, die Augsburger durch Initiativ-Fußball zu beschäftigen. Spätestens, als Denis Zakaria in der 7. Minute der Ausgleich gelang, übernahmen die Gladbacher die Kontrolle. »Wie Denis das Tor mit seinen raumgreifenden Schritten macht, war herausragend«, lobte Dieter Hecking den Torschützen. Zakaria blieb bei seinem ersten Bundesligator ganz cool. »Ich war überrascht über den Raum, den ich hatte«, sagte der Schweizer. »Ich bin dann ruhig geblieben vor dem Tor.«

»Wenn Thorgan das 3:1 macht, läuft das Spiel ganz anders«

Borussia hatte fortan mehr Ballbesitz, spielte den besseren Fußball und ging folgerichtig mit 2:1 in Führung. Eine Klasseaktion von Raffael, ein Abschluss von Herrmann und Wendt als aufmerksamer Kopfballabstauber sorgten für die verdiente Führung. »Es war eine hervorragende erste Halbzeit, zum Teil wurde herausragend kombiniert«, befand Hecking. »Wir haben es allerdings verpasst, in dieser Phase die Zeichen frühzeitig auf Sieg zu stellen.«

Die beste Möglichkeit hatte Thorgan Hazard, dessen Schuss aus spitzem Winkel an den Innenpfosten klatschte. »Wenn Thorgan da das 3:1 macht, dann läuft das Spiel ganz anders«, meinte Max Eberl. Stattdessen ließen sich die Borussen von der Anfangsoffensive der Augsburger nach Wiederanpfiff aus der Balance bringen. »Wir waren komischerweise von dem beeindruckt, was Augsburg in den ersten fünf Minuten nach er Pause gemacht hat«, wunderte sich Eberl. Die Gastgeber hatten vier gute Tormöglichkeiten und witterten Morgenluft.

»Wir haben uns nicht mehr getraut, Fußball zu spielen«, erklärte Eberl. »Stattdessen haben wir relativ viele Bälle verloren und es kam eine Welle nach der anderen. Es war eine Kette von Umständen, die dazu geführt hat, dass wir völlig unter Druck standen.« Augsburg übernahm gänzlich die Kontrolle, während die Borussen weder fußballerisch noch kämpferisch dagegen halten konnten.

»Das haben wir als Gruppe nicht gut verteidigt«

Nach gut einer Stunde musste ausgerechnet ein Balleroberer wie Zakaria ausgewechselt werden, nachdem er bereits verwarnt war. »Das ist ihm jetzt zum zweiten Mal passiert, da muss er aufpassen«, monierte Hecking. »Gerade in der Kampfzone im defensiven Mittelfeldbereich sollte man möglichst ohne Karte auskommen, zumal es ein schlampiger Ballverlust war vor der Verwarnung.«

Bénes kam für Zakaria, was den robusten Augsburgern weiter in die Karten spielte. »Wir haben es nicht hinbekommen und hatten keine Entlastung«, sagte Eberl. »Sie haben uns ja nicht reihenweise ausgespielt, sondern sind weiter über lange Bälle gekommen. Das haben wir als Gruppe nicht gut verteidigt.«

»Augsburg ist gut nachgerückt, wir haben die zweiten Bälle nicht bekommen und von außen kam viel in unseren Strafraum«, ergänzte Hecking. »Irgendwann rutscht dann mal einer durch. Wir haben so wenig zur Entlastung beigetragen - das konnte nicht gutgehen.«

Die Borussen hingen in den Seilen

Erstaunlich, dass die Borussen nicht nur fußballerisch, sondern auch körperlich deutlich nachließen. Die Augsburger wirkten erheblich spritziger als die Gladbacher, was angesichts des frühen Zeitpunkts einer Saison eigentlich nicht vorkommen darf. Irgendwie glichen die Borussen einem Boxer, der in den Seilen hängt und nur noch auf den erlösenden Gong oder halt den Knockout wartet.

Zumindest der Teil-Knockout erfolgte in der 89. Minute, als Cordova die x-te Verkettung von Nachlässigkeiten auf Gladbacher Seite zum 2:2 nutzte. »Aufgrund der zweiten Halbzeit ist es natürlich ein gerechtes Unentschieden«, räumte Hecking ein. Dennoch war es irgendwie eine gefühlte Niederlage, das hörte man auch aus den diversen Statements der Spieler heraus. »Das ist auch gut so, dass sie das so empfinden«, sagte Max Eberl. »Man will ja auch den Anspruch haben, solche Spiele zu gewinnen. Jetzt nehmen wir einen Punkt und die Erkenntnis mit, dass es noch sehr viel zu tun gibt.«

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