Borussias Trainer Gerardo Seoane schickte in der ersten Halbzeit eine Viererabwehrkette bestehend aus Scally, Friedrich, Elvedi und Netz aufs Feld, die sich vor Torwart Nicolas postierte. Die Doppelsechs bildeten Weigl und Sander, davor agierten Honorat, Stöger und Ranos. Tabaković übernahm die Position in der Sturmmitte.
Die Fohlen waren auf ihrem Trainingsplatz in Rottach-Egern von Beginn an die tonangebende Mannschaft. Charkiw versuchte es am Anfang ein paar Mal mit Offensivpressing, ansonsten standen die Ukrainer aber kompakt und tief in der eigenen Hälfte. Die Gladbacher ließen den Ball phasenweise ordentlich laufen, erspielten sich aber keine klaren Torchancen – in letzter Instanz fehlte es oft an der nötigen Präzision.
Tabaković mit seinem Debüttreffer
Nach rund einer halben Stunde tauchte Charkiw erstmals gefährlich im Gladbacher Strafraum auf. Netz verursachte mit einer verunglückten Kopfballrückgabe die erste Ecke für die Gäste. Die kam scharf vors Tor – Friedrich sprang knapp unter dem Ball durch, und der hinter ihm hochsteigende Pavliuk nickte aus sechs Metern zur überraschenden Führung für Charkiw ein (27.).
Am Gladbacher Spiel änderte das Tor wenig – Borussia blieb druckvoll und dominant. Die erste gute Chance hatte Ranos, der nach einer schönen Kombination über Netz und Stöger aus spitzem Winkel am gegnerischen Torwart scheiterte (31.). Drei Minuten später fiel der verdiente Ausgleich: Stöger spielte halbrechts einen perfekt getimten Lupferpass in den Strafraum, wo sich Tabaković im Rücken seines Gegenspielers gelöst hatte und den Ball humorlos per Direktabnahme in die Maschen jagte (34.).
Borussia spielbestimmend - Charkiw grenzwertig robust
Auch in der Folge war die Borussia das spielbestimmende Team, doch erneut fehlte es im letzten Drittel an Genauigkeit – die Ukrainer konnten die Situationen daher relativ problemlos verteidigen. Zur Pause wechselte Seoane wie angekündigt komplett durch: Nun stand Omlin im Tor, Diks, Itakura, Chiarodia und Ullrich bildeten die Viererkette. Davor agierten Reitz und Castrop, im offensiven Mittelfeld spielten Borges Sanches, Mohya und Pesch. Fukuda übernahm die zentrale Angriffsposition.
Wie schon im ersten Durchgang kontrollierten die Gladbacher das Spiel fast durchgängig. Der Ball lief phasenweise sehr ordentlich durch die eigenen Reihen. Die Ukrainer setzten nun vermehrt auf Härte und versuchten, das Kombinationsspiel der Borussen mit körperbetonter Spielweise zu unterbinden. Für ein Testspiel zu diesem frühen Zeitpunkt in der Saison war das Maß an Zweikämpfen und Fouls bemerkenswert hoch. Besonders Mohya bekam einiges ab – zum Glück blieb er unverletzt.
Gegentore aus dem Nichts
Mohya zeigte erneut eine sehr auffällige Leistung, aber auch Castrop und Neuzugang Diks fügten sich gut ins Spiel ein. Borges Sanches, Mohya und Castrop hatten einige ordentliche Gelegenheiten – der Führungstreffer wollte aber nicht gelingen. Die beste Chance verzeichnete Ullrich in der 71. Minute, als sein Schuss von der linken Strafraumseite vom Torwart mit Mühe über die Latte gelenkt wurde. Danach war für Ullrich, Reitz und Pesch Feierabend – Swider, Fraulo und Sauck kamen neu ins Spiel.
Diks wechselte derweil von der rechten auf die linke Abwehrseite und zeigte dabei gleich seine Vielseitigkeit. Nach einem Doppelpass mit Castrop setzte Sauck den Ball über das Tor (78.), und kurz darauf folgte die kalte Dusche für die Fohlen: Im Spielaufbau spielte Borges Sanches einen schlampigen Rückpass in Richtung Swider, der jedoch nicht zum Ball ging. Kohut spritzte dazwischen, Itakura kam nicht mehr rechtzeitig hin – und plötzlich zappelte der Ball im Netz (79.).
Der Ertrag im letzten Drittel zu gering - Gegentore hergeschenkt
Das passte so gar nicht zum Spielverlauf – und aus Gladbacher Sicht sollte es vom Ergebnis her noch bitterer kommen. Während sich die Fohlen vorne gegen die robusten Ukrainer nicht mehr entscheidend durchsetzen konnten, kassierten sie in der Nachspielzeit sogar noch das dritte Gegentor. Nach einem Angriff über die rechte Borussen-Seite grätschte Fraulo vergeblich gegen Kohut, und auch Omlin konnte den Abschluss nicht mehr verhindern.
Am Ende stand eine zweifellos unverdiente Niederlage, die man zwar nicht überbewerten sollte – aber sie offenbarte durchaus Schwächen: Denn für den betriebenen Aufwand war der Ertrag im letzten Drittel zu gering, und die Gegentore wurden einfach zu leicht hergeschenkt.
Kurzstatistik zum Spiel:
Borussia Mönchengladbach Halbzeit 1: Nicolas - Scally, Friedrich, Elvedi, Netz - Weigl, Sander - Honorat, Stöger, Ranos - Tabaković
Borussia Mönchengladbach Halbzeit 2: Omlin - Diks, Itakura, Chiarodia, Ullrich (73. Swider) - Castrop, Reitz (73. Fraulo) - Borges Sanches, Mohya, Pesch (73.Sauck) - Fukuda
Tore: 0:1 Pavliuk (27.), 1:1 Tabaković (34.), 1:2 Kohut (79.), 1:3 Kohut (90.+2)
von Marc Basten