Neuzugänge: Viel Perspektive, aber eher wenig Soforthilfe

Auf der Zugangsseite hat sich vor allem perspektivisch einiges getan. Aus der U23 ist Florian Mayer (20) aufgerückt, der jedoch nur als Backup des Backups in der Innenverteidigung gilt. U19-Talent Jordan Beyer (18) nutzte derweil die Gunst der Stunde des Ausfalls von Michael Lang und hat - auch wenn er im letzten Test gegen Barcelona nicht wirklich überzeugte - durchaus die Chance, im Pokal und gegen Leverkusen zu spielen.

Ein Versprechen auf die Zukunft ist auch Andreas Poulsen (18), der mehr als nur angedeutet hat, warum Borussia für ihn 4,5 Millionen nach Dänemark gezahlt hat. Auch wenn er sicher noch mindestens ein halbes Jahr ›Lehrzeit‹ benötigt, so ist das Talent genauso zu erkennen, wie die Idee hinter seiner Verpflichtung.

Das gilt auch für Keanan Bennetts (19), der wahrscheinlich noch ein wenig mehr Zeit braucht, um sich an den ›richtigen Männerfußball‹ zu gewöhnen. Er wirkt noch sehr ungestüm und ihm muss beigebracht werden, die Power zu kanalisieren. Gleichwohl kann man sich schon vorstellen, dass Bennetts bereits in der Hinrunde mal von der Bank kommen kann, wenn es etwa in der letzten Viertelstunde eines Spiels darum geht, den Gegner mit Elan und einer Spur Verrücktheit zu fordern.

Torben Müsel wird vorerst über die U23 herangeführt, wobei der 18-Jährige in der Vorbereitung Eindruck hinterlassen hat. Offensiv vielseitig einsetzbar, mit erstklassigem Auge, guter Technik und einem Gespür für Abschlusssituationen - da passt schon erstaunlich viel zusammen.

Mit 21 ist Florian Neuhaus der Senior aus der ›Rasselbande‹ der neuen Youngster. Und er ist auch derjenige, der am weitesten ist. Das Jahr in Düsseldorf war perfekt für seine Entwicklung und er schickt sich an, auf der Achterposition ein Startelfkandidat zu werden. Damit ist Neuhaus auch der Neuzugang, der als einziger schon beim Saisonstart als ›Soforthilfe‹ eingeordnet werden kann.

Das hätte fraglos auch für Michael Lang gegolten, doch der 27-Jährige verletzte sich am ersten Trainingstag. Das ist extrem ärgerlich, denn Lang hat zwar ›nur‹ 2,8 Millionen gekostet, ist aber eigentlich der wichtigste Einkauf des Sommers. Lang bringt Erfahrung und die Attitüde des Typ Führungsspielers mit, den man bei Borussia zuletzt vermisst hat. Doch bevor der Schweizer Nationalspieler in der Hierarchie eine wichtige Rolle spielen kann, muss er auf dem Platz vorlegen. Die Verletzung kam insoweit zum absolut schlechtesten Zeitpunkt und bis sich alles eingespielt hat, wird noch Zeit vergehen. So gesehen ist also auch Lang eine (ungewollte) Perspektivverpflichtung.

Borussias Rekordtransfer Alassane Plea ist ebenfalls noch nicht so weit, die Mannschaft vom ersten Spieltag an richtig weiterzubringen. Der Franzose hatte körperliche Defizite, aber auch einige Anpassungsprobleme. Zu Beginn war zu beobachten, dass er Abläufe im Training relativ ratlos verfolgte und nicht wusste, was er machen sollte. Das funktioniert mittlerweile zwar schon deutlich besser, aber man darf nicht unterschätzen, dass es für den 25-Jährigen eine komplett neue Situation ist.

So deutete Plea bislang nur an, was er wirklich kann. Nervös werden muss deswegen freilich niemand, weil Raffael momentan in guter Verfassung ist und die zentrale Rolle im neuen 4-3-3 ausfüllen kann. Noch wird Plea nicht zwingend gebraucht und er muss nicht direkt am ersten Spieltag alle Last schultern. Allerdings ist auch klar, dass Plea in jeglicher Beurteilung nie als ›normaler‹ Neuzugang durchgehen kann - die 23 Millionen Ablöse werden immer im Spiel sein.

Unter dem Strich hat Borussia Mönchengladbach sich nicht schlecht verstärkt, wobei dies zu Beginn der Saison noch nicht zum Tragen kommen wird. Die Perspektivverpflichtungen lassen für die Zukunft hoffen, Neuhaus bereits für die Gegenwart. Wenn Lang fit ist, sollte er sich schnell fest spielen und Plea ist noch in vielerlei Hinsicht eine Wundertüte. Freilich könnte (und sollte) auf der Zugangsseite noch etwas passieren - idealerweise kommt noch ein erfahrener Innenverteidiger. Geld dazu ist vorhanden: Bislang ist die Transferbilanz nahezu ausgeglichen.

von Marc Basten