Nachdreher aus dem Borussia-Park

»Gemischte Gefühle« nach dem Remis gegen Bremen

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Fly, Rocco, Fly (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Das letzte Heimspiel des Jahres 2023 endet für Borussia Mönchengladbach mit einem letztlich leistungsgerechten 2:2 gegen Werder Bremen. Die Einordnung der Partie war nicht einfach, denn eigentlich war mehr drin, andererseits auch nicht. Auch bei Protagonisten überwogen die »gemischten Gefühle«.

Der beherzte Sololauf, den Manu Koné unmittelbar nach Anpfiff der Partie gegen Werder Bremen startete, hätte eigentlich ein Signal sein können, wohin es an diesem Dezemberabend im Borussia-Park gehen sollte. Zwar schloss der Franzose etwas überhastet ab, aber mit dieser Aktion verband sich die Hoffnung, dass die Borussen von Beginn an Druck aufbauen wollen. Doch schnell wurde klar, dass dem nicht so war. Die Fohlen taten sich schwer, während die Gäste aus Bremen den besseren und vor allem selbstverständlichen Fußball spielten. 

»Sie haben die Räume groß gemacht und wir haben keine Zuordnung gefunden«, sagte Geschäftsführer Roland Virkus anschließend. Eine simple Halbfeldflanke der Gäste genügte, sodass Borré unbedrängt von Scally und Honorat zur frühen Führung für Bremen vollenden konnte. Ein Musterbeispiel für die Fehler, die sich durch die Saison ziehen und dafür sorgen, dass Borussia die zweitschlechteste Abwehr der Liga stellt. »Eigentlich wollen wir den Gegner aggressiver unter Druck setzen, lange Bälle weniger unterschätzen und Flanken auch besser verteidigen«, sagte Trainer Gerardo Seoane. 

Hack legt zweimal für den coolen Reitz auf

Die Borussen benötigten nach dem Rückstand einige Zeit, um im Spiel anzukommen. Plea und Honorat inszenierten manch vielversprechenden Angriff, doch außer zwei Plea-Schüssen entwickelte sich daraus wenig konkrete Torgefahr. Bis Rocco Reitz in der 45. Minute der Ausgleich gelang, nachdem Robin Hack den Ball mit enormen Willen gegen zwei Bremer behauptet und auf Reitz abgelegt hatte. Ein schönes Tor, doch im Kontext der Leistung in der ersten Halbzeit schon »etwas schmeichelhaft«, wie Roland Virkus zugab. Zu Beginn der zweiten Halbzeit begannen die Borussen, sich das Remis und sogar noch mehr zu verdienen. 

»Eigentlich hätten wir direkt schon das 2:1 machen müssen«, sagte Virkus und verwies damit auf die Doppelchance für Koné (Pfosten) und Plea innerhalb weniger Sekunden. Doch kurz darauf fiel eben dieser Treffer, den Netz durch einen doppelten Doppelpass mit Koné und Plea und dem anschließenden perfekten Pass zu Hack einleitete. Der zentrale ‘Aushilfsstürmer’ Hack behielt die Übersicht und legte quer zu Reitz, der cool und abgezockt den Führungstreffer erzielte. 

Der dritte und wohl entscheidende Treffer geriet immer mehr außer Reichweite

Nach dem Doppelpack von Reitz ritten die Gladbacher auf einer kleinen Euphoriewelle und hätten fast nachgelegt. Doch weil sie dabei etwas zu enthusiastisch nach vorn preschten, forderte Gerardo Seoane seine Mannen gestenreich auf, ruhiger und besonnener zu agieren. Das führte dazu, dass Bremen wieder mehr Spielanteile erhielt, während der dritte und wohl entscheidende Gladbacher Treffer immer weiter außer Reichweite geriet. »Wir haben komischerweise wieder die Kontrolle verloren«, sagte Virkus. Der Balanceakt, den eine knappe Führung mit sich bringt, erwies sich für die Borussen als zu kompliziert. Die eigenen Ballbesitzphasen verpufften nahezu wirkungslos und durch den zunehmenden Druck der Bremer erhöhte sich sukzessive die Gefahr, dass ein Ball durchrutscht. 

Obwohl Gerardo Seoane bis zur 76. Minute »das Gefühl hatte, dass wir gut stehen«, passierte es. Eine abgefälschte Hereingabe aus dem Halbfeld wurde sowohl von Elvedi, als auch entscheidend von Nicolas falsch eingeschätzt und plötzlich staubte Ducksch zum 2:2 ab. Ein bitteres, weil absolut vermeidbares Gegentor. In der Schlussphase war es ein offenes Spiel, bei dem beide Mannschaften den Lucky Punch hätten setzen können. Dass es am Ende niemandem gelang, war mehr oder weniger gerecht. Auch wenn für Borussia angesichts der Führung im zweiten Durchgang mehr möglich gewesen wäre. »Deshalb kann ich nicht sagen, ob ich zufrieden oder unzufrieden bin«, meinte Virkus. »Ich habe gemischte Gefühle«.

»Vielleicht schaffen wir es aber auch nicht, gewisse Dinge zu verbessern«

So schätzte auch Gerardo Seoane die Situation ein. Der Coach haderte sichtlich mit der nach wie vor so anfälligen Defensive und gab auf die Frage nach einer geeigneten Maßnahme die sarkastische Antwort, dass man bei Borussia »einen größeren Bus kaufen« müsse, um diesen vor dem eigenen Tor zu parken. Tatsächlich werden dem Trainer gewisse Grenzen aufgezeigt, die aufgrund der Kaderbesetzung gegeben sind. »Wir spielen schon mit acht defensiven Spielern«, sagt Seoane und muss beim Blick aufs Torverhältnis eingestehen, dass trotzdem die Stabilität mangelhaft ist. »Das geht entweder über die Erfahrung oder das Training«, meinte Seoane, um dann einen bemerkenswerten Satz nachzuschieben: »Vielleicht schaffen wir es aber auch nicht, gewisse Dinge zu verbessern«. Eine Aussage, die zu den gemischten Gefühlen passt, mit denen die Borussen den Abend des letzten Heimspiels des Jahres beendet haben. 

 


von Marc Basten
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