Samstags um 15:30? Da war doch mal was? Ach ja, früher spielte da sehr oft die Gladbacher Borussia. Heutzutage ist es schon eine bemerkenswerte Ausnahme, wenn die Fohlen um diese Zeit dem Ball hinterherjagen. Am ersten Spieltag im Heimspiel gegen Hoffenheim war das der Fall und erst am 10. Spieltag in Wolfsburg ist es wieder soweit. Dazwischen bestritten die Borussen 4 (!) Topspiele samstags um 18:30 Uhr, dazu musste man einmal am Freitagabend und dreimal am Sonntag ran.
Nun also Wolfsburg zur klassischen Anstoßzeit. Ob man sich auf die Reise nach Niedersachsen wirklich freuen sollte, ist dennoch nicht ganz klar. Denn eine gewisse Abneigung gegen die VW-Stadt und diesen Verein ist mittlerweile schon historisch begründet. Lange Jahre waren die Auswärtsspiele in Wolfsburg ein sehr tristes Unterfangen. 2003 gewannen die Fohlen mal in der gerade eröffneten Arena und es dauerte bis zum Jahr 2021, ehe die Borussen dort wieder drei Punkte holten. Anfang Oktober wurde der ‘Wolfsburg-Fluch’ besiegt und neben dem 5:1 im Pokal gegen die Bayern bleibt das Ende dieser Horrorserie eines der wenigen Highlights der kurzen Amtszeit von Trainer Adi Hütter.
Eine kleine Restchance für Kramer - Plea drängt in die Startelf
Dessen Nachfolger Daniel Farke interessiert die Vergangenheit nicht sonderlich - er muss sich um die aktuellen Problemstellungen kümmern. Und da gibt es einige, selbst wenn diese jetzt nicht übermäßig besorgniserregend sind. Zuvorderst sind da die Personalfragen, die vor der Reise nach Wolfsburg abschließend geklärt werden müssen. Bei Joe Scally und Manu Koné, die das Derby mit Blessuren beendet hatten, »sieht es gut aus«, wie Farke sagte. Beide sollten am Samstag spielfähig sein. Anders ist der Fall bei Christoph Kramer gelagert.
Der 30-Jährige konnte nach einer Einblutung in der Kapsel und einer Teilruptur im vorderen Außenband des Sprunggelenks noch nicht mit der Mannschaft trainieren. »Eine kleine Restchance besteht noch«, erklärte Farke. »Aber Stand heute wird es für ihn sehr eng«. Sollte Kramer - in den letzten drei Spielen als ‘Aushilfs-Zehner’ unterwegs - ausfallen, dürfte das Startelfcomeback von Alassane Plea die logische Alternative sein. Der Franzose wurde zuletzt zweimal eingewechselt und zeigte sich im Derby sehr spielfreudig. Lars Stindl könnte dann die Kramer-Position übernehmen und Plea über ‘seine’ halblinke Seite kommen.
»Drei Spiele in sieben Tagen sind kein Problem«
Dass für die Borussen eine englische Woche ansteht (Dienstag im Pokal in Darmstadt und dann am Samstag gegen Frankfurt das nächste Topspiel), ist für Borussias Coach kein Anlass, die Rotationsmaschine anzuwerfen. Farke betonte, dass der volle Fokus auf dem jeweiligen Spiel liegt und er die dafür beste Mannschaft aufbieten wird. »Natürlich muss man die Trainingsintensität etwas zurückschrauben, aber drei Spiele in sieben Tagen sind kein Problem.« Zumindest dann, wenn sich diese Schlagzahl nicht über mehrere Wochen hinzieht.
Mit dem VfL Wolfsburg wartet eine Mannschaft, die sich ebenfalls ohne internationalen Terminstress auf das Spiel vorbereiten kann. »Sie haben klare Prozesse, eine gute Spieleröffnung und sind sehr klar darin, wie sie sich die Chancen herausarbeiten. Sie waren bisher nicht so effektiv, sonst hätten sie noch mehr Punkte. Aber man sieht, dass sie auf einem guten Weg sind«, sagte Farke. »Wir müssen eine komplexe Leistung an den Tag legen, dann ist es für uns möglich, etwas Zählbares mitzunehmen.« Noch wartet Farke auf seinen ersten Auswärtssieg als Borussen-Coach. Samstag um 15:30 Uhr wäre doch ein idealer Zeitpunkt, das zu ändern.
von Marc Basten