Es gab einiges zu besprechen für Gerardo Seoane und sein Team. Vor allem die erste Halbzeit in Darmstadt musste zwingend eine tiefgehende Analyse nach sich ziehen. Einfach darüber hinwegsehen, nur weil es nach der Pause unter veränderten Vorzeichen deutlich besser gelaufen ist, wäre nicht angebracht gewesen. Details über das Ergebnis der Ursachenforschung wollte Seoane allerdings nicht verraten. »Dieser Teil der Analyse ist extrem spannend, aber das sind Dinge, die zu Hause diskutiert werden. Da gibt es einen Austausch und man ist vielleicht nicht immer der gleichen Meinung, aber dann geht man den gemeinsamen Weg. Die wichtigen Punkte, diese Kernbotschaften, bleiben natürlich intern«.
Klar ist, dass es einen Lerneffekt geben muss, der sich möglichst schon am Samstag bemerkbar macht. Auch wenn Seoane »ein komplett anderes Spiel« erwartet, als in Darmstadt. Mit RB Leipzig kommt der dritte ‘dicke Brocken’ in Folge in den Borussia-Park und die Aufgabe wird sich von der am letzten Wochenende deutlich unterscheiden. Seoane hob die »fußballerische Linie« von RB hervor, die zudem über »eine gute Feldbesetzung, sehr dynamische und schnelle Spieler mit guten Positionswechseln« verfügen. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an sein eigenes Team, um nicht das dritte Heimspiel in Folge zu verlieren.
»Eine große Solidarität beim Verteidigen«
»In erster Linie werden wir eine extreme Kompaktheit brauchen«, weiß der Schweizer. Er fordert, dass »wir sehr gut im Verbund arbeiten, wenig Abstand zwischen den Ketten lassen und es uns gelingt, in gewissen Phasen auch nach vorne zu verteidigen, um Balleroberungen anzustreben und Fehler zu provozieren«. Dazu gelte es, aufgrund es Tempo der Leipziger, »die Tiefe zu schützen und sich gut fallen zu lassen, um wieder hinter den Ball zu kommen.« Daher sei neben mannschaftlicher Geschlossenheit »eine große Solidarität beim Verteidigen und eine höhere Aggressivität im Duell als vor allem in der ersten Halbzeit in Darmstadt« notwendig.
Die Anforderungen sind klar, doch mit welchem Personal Seoane das Unterfangen angehen wird, ist offen. Ein Mitwirken von Tomáš Čvančara erscheint mehr als fraglich, doch der Trainer hat noch Hoffnung, dass es für den Tschechen reichen könnte. »Aber es ist schon so, dass er bis jetzt wenige Einheiten in den Beinen hat«. Der Stürmer trainierte in dieser Woche nur individuell. »Von dem her ist es eine offene Personalie«, erklärte Seoane. Derweil erhöhen sich die Möglichkeiten im Mittelfeld, denn zwei Rückkehrer kündigen sich an.
»Manu Koné hat alles, um eine große Karriere zu machen«
»Manu Koné und Chris Kramer haben diese Woche zu hundert Prozent alles mitgemacht«, vermeldete der Trainer. »Letzte Woche waren sie teilintegriert, aber auch schon mit einer guten Intensität. Ich bin sehr positiv über den Verlauf der Woche und denke, dass beide Spieler zur Verfügung stehen werden.« Gerade im Fall Koné könnte sogar eine Startelfnominierung realistisch sein, denn die Fähigkeiten des Franzosen sind gerade gegen eine Mannschaft wie RB gefragt. »Er sticht in unserem Kader ein bisschen heraus, weil er einfach etwas mitbringt, was andere Spieler vielleicht nicht so haben«, sagte Seoane. »Er hat eine höhere Dynamik, etwas mehr Verdrängung und größeren Impact im Duell«.
»Rocco Reitz hat vielleicht auch noch diese defensive Zweikampfstärke«, so Seoane weiter. Eine Variante mit Koné und Reitz wäre eine von mehreren Möglichkeiten, wie man es am Samstag angehen könnte. Wobei Seoane gleich einschränkte, dass man Koné nicht überfordern darf. »Wir haben Geduld mit Spielern, die aus einer Verletzung kommen. Wir wissen, dass das nicht am ersten Tag alles so sein wird wie vorher. Manu Koné hat alles, um eine große Karriere zu machen. Aber er muss jetzt zuerst einmal bei den kleinen Dingen anfangen und sich in die Mannschaft spielen«.
Ein Heimsieg gegen das Konstrukt wäre in mehrerlei Hinsicht wünschenswert
Gute Chancen auf einen Platz in der Anfangself hat Nico Elvedi. »Sein commitment unterstützt seine Chance«, bestätigte Seoane, nachdem die Vertragsverlängerung von Elvedi vollzogen wurde. »Für mich als Trainer ist es sehr positiv, dass er jetzt bereit ist, diesen Weg zu gehen und der Mannschaft zu helfen.« Eine Dreierkette mit Elvedi, Itakura und Wöber wäre eine denkbare Option, aber eben eine von mehreren. Dass Borussia in dieser Saison nicht so ausrechenbar ist, sollte sich zumindest auf Strecke auch in positiven Resultaten bemerkbar machen. Die werden, egal wie der Gegner heißt, langsam aber sicher notwendig, um nicht in ein unangenehmes Fahrwasser zu geraten.
Das Spiel am Samstag gegen das Konstrukt aus Leipzig und die dort handelnden Personen findet natürlich unter nicht alltäglichen Begleitumständen statt. Die Wunden, die Marco Rose und Max Eberl in Mönchengladbach hinterlassen haben, sind zwar mittlerweile gut verheilt und es ergibt wenig Sinn, die alten Geschichten wieder hochzukochen. Dennoch wäre es in mehrerlei Hinsicht wünschenswert, wenn Borussia mit einem Heimsieg ein deutliches Statement abgeben würde.