Dass sich die Aufregung in und um Mönchengladbach nach dem Machtwort von Max Eberl am Mittwoch gelegt haben könnte, ist wohl ein frommer Wunsch der Borussen geblieben. Einige scheinen erkannt zu haben, dass sie aus Wut und Enttäuschung etwas zu weit vorgeprescht sind, doch der Großteil hält daran fest, Marco Rose zur Persona non grata zu erklären. Auch das ist vertretbar, wobei einige Gruppierungen bei der Art, wie sie ihrer Missbilligung zum Ausdruck verhelfen wollen, deutlich über das Ziel hinausschießen.
Die Antwort auf das ganze Dilemma findet sich ohnehin nur auf dem Platz - was dann irgendwie auch wieder eine positive Nachricht ist. Borussia will das Ding mit Marco Rose bis zum Saisonende durchziehen und dabei so erfolgreich wie möglich sein. Das bedeutet, sich in der Champions League gegen Manchester City achtbar zu schlagen und im Pokal dem BVB einen Fight auf Augenhöhe zu liefern und das Finale in Berlin im Visier zu behalten. Und in der Liga geht es um Platz 4, was weiterhin das größte und wichtigste Ziel sein muss.
Damit man dieses Ziel nicht aus den Augen verliert, müssen Marco Rose und sein Team gegen Mainz liefern und einen Heimsieg einfahren. Bislang ist die Bilanz im Jahr 2021 noch zu Hoffnungen Anlass gebend, auch wenn der Ausreißer durch das verlorene Derby weiterhin richtig wehtut. Aber noch sind genug Spiele zu absolvieren, um die Pleite zumindest punktetechnisch vergessen zu machen. Dafür darf man sich natürlich gegen Mainz keine Blöße geben.
Die Partie gegen die 05er ist allerdings auch ohne das Theater um Marco Rose eine äußerst komplizierte Angelegenheit. Die Rheinhessen haben unter der Leitung des Ex-Borussen Bo Svensson in die Spur gefunden und treten momentan eher wie eine ambitionierte Mannschaft aus dem oberen Mittelfeld auf, als wie ein Tabellenvorletzter. Der Sieg über Leipzig und der verdiente Punktgewinn in Leverkusen zuletzt sprechen eine deutliche Sprache. Mainz wird keinesfalls mal eben im Vorbeigehen zu schlagen sein.
Insoweit ist es also bereits eine ganz spezielle Herausforderung für Marco Rose und die Mannschaft. Sie müssen nachweisen, dass sie professionell genug sind, die Nebengeräusche auszublenden und auch in dieser Konstellation gemeinsam funktionieren. Das Mainz-Spiel und die folgenden Kracherpartien in den beiden englischen Wochen werden für das Mannschaftsgefüge eine echte Reifeprüfung. Sind sie wirklich so gefestigt und so stark, dass sie den Fokus nicht verlieren?
Und natürlich wird es auch eine Phase, in der die Qualitäten des Trainers Marco Rose auf dem Prüfstand stehen. Das interessiert vielleicht den Großteil der Gladbachfans nicht mehr wirklich, aber im Sinne ihres Vereins sollten sie schon hoffen, dass Rose seinen Job auch unter diesen Umständen gut und erfolgreich macht. Auch insoweit wird das Spiel gegen Mainz eine Richtung vorgeben.
von Marc Basten