Wohin geht die Reise von Borussia Mönchengladbach in dieser Saison? Nach zwei Spieltagen lässt sich dies natürlich noch nicht prognostizieren, doch der Stotterstart mit einem Punkt verleiht der Partie in Müngersdorf zusätzliche Bedeutung. Geht das Prestigeduell in die Hose, werden die Borussen über die Länderspielpause einiges zu verdauen haben und die Vorfreude auf die Bonus-Spiele in der Champions League würde mit Blick auf sich anbahnende Alltagssorgen deutlich getrübt.
Nun ist es allerdings nicht so, dass man aufgrund der Leistung der ersten beiden Spiele gleich alle möglichen Horrorszenarien heraufbeschwören muss. So sieht es auch Trainer Marco Rose, der am Donnerstag auf der Pressekonferenz im Borussia-Park die Frage nach Druck und einer möglichen Krise an sich abprallen ließ. »Ich versuche, einen sachlichen und pragmatischen Weg zu finden«, so Rose. »Das heißt: Sind wir zufrieden mit der Punkteausbeute bis hierhin? Nein! Können wir besser Fußball spielen? Ja! Haben wir verdammt schlecht gespielt? Nein! Wer ist der nächste Gegner? 1.FC Köln! Wir haben gut gearbeitet. Es geht darum, dass wir uns ein Ergebnis holen wollen und müssen, um wieder Vertrauen in alles zu bekommen.«
Embolo im Kader, aber noch keine Option für die Startelf
Das nicht zufriedenstellende Remis vom letzten Wochenende gegen Union Berlin ist aufgearbeitet. »Wir haben den Gegner nicht gut genug bewegt, haben nicht schnell genug gespielt und den Ball nicht gut und präzise laufen lassen«, so Rose. Dazu fehlte »die Konsequenz, wenn es um die entscheidenden Meter zum Torabschluss geht«. Das wieder auf den Platz zu bringen, ist kein Hexenwerk, zumal sich in der Abteilung Offensive so langsam aber sicher wieder vollwertige personelle Variationsmöglichkeiten ergeben. Marcus Thruam - wenn auch wegen eines Infekts nur eingeschränkt - und Alassane Plea haben eine weitere Trainingswoche hinter sich und mit Breel Embolo könnte der nächste Angreifer zurückkehren.
»Embolo ist noch keine Option für die Startelf, aber wir würden ihn gerne dabei haben«, stellte Rose dem Schweizer einen Kaderplatz in Aussicht. Allerdings dämpfte Rose gleichzeitig die Erwartungen. »Wir müssen Geduld haben. Die Trainingswoche von Breel war ordentlich, auch wenn wir ihn immer wieder rausgenommen und noch nicht komplett haben trainieren lassen. Wir müssen ein gewisses Maß an Vorsicht walten lassen.« Ansonsten gibt es personell keine Veränderungen - Zakaria und Lazaro sollen im Laufe der Länderspielpause die Belastung steigern, Benés kurz vor einer Rückkehr ins Mannschaftstraining stehen.
»Es wird ein Derby mit weniger Emotionen von außen, sondern mit viel Eigenmotivation«
Während das Derby auf dem Platz viel Brisanz bietet - Köln hat beide Auftaktpartien verloren und steht ebenfalls unter Zugzwang - ist es drumherum coronabedingt sehr ruhig. In Müngersdorf veranstalten Mannschaft und Fans regelmäßig Fußballfeste, was die Spiele in Köln so besonders macht. Am Samstag werden die Borussenfans, wie alle Auswärtsfans in der Bundesliga, außen vor bleiben. Damit fehlt gerade beim Derby die besondere Note. Aber auch Heimfans werden wohl angesichts der Infektionszahlen in Köln - Stand Donnerstag - nicht zugelassen werden.
Das Salz in der Suppe wird fehlen und so wird die emotionale Gewichtung auch für die Mannschaft eine andere als sonst in Müngersdorf. »Es wird ein Derby mit weniger Emotionen von außen, sondern mit viel Eigenmotivation«, sagt Sportdirektor Max Eberl. Er ist sich sicher, dass das Team von innen heraus die richtige Herangehensweise an den Tag legen wird. »Im besten Fall ein Ergebnis ziehen und das vielleicht auch auf eine Art und Weise, die nicht von fußballerischer Brillanz geprägt ist, sondern einfach mit dem Willen, so ein Spiel zu gewinnen.« Aber Eberl weiß auch: »Ein Sieg gegen Köln wäre wunderschön, aber das funktioniert nicht mit großen Parolen, sondern Samstag ab 15.30 Uhr. Wenn wir das auf den Platz bringen, was wir können, dann haben wir eine große Chance, das Spiel zu gewinnen.« Und darauf wird es ankommen.
von Redaktion TORfabrik.de