Marco Rose nahm gegenüber dem Derbysieg vor zwei Wochen zwei Veränderungen in der Anfangself vor: Oscar Wendt und Breel Embolo starteten für Ramy Bensebaini und Alassane Plea. Bensebaini saß auf der Bank, Plea war nicht im Kader – allerdings aus einem erfreulichen Grund. Der Franzose wurde in der letzten Nacht zum ersten Mal Vater und für die Partie freigestellt.
Vom Anpfiff weg entwickelte sich die erwartet intensive Auseinandersetzung mit den aggressiven und körperlich starken Wolfsburgern. Borussia - im 4-2-3-1 System spielend – hatte schon nach 46 Sekunden den ersten Torabschluss: Ein Kopfball von Stindl war für VfL-Keeper Casteels jedoch sichere Beute.
Ein intensives Spiel mit Vorteilen für die Borussia
In der Folgzeit wurde um jeden Meter gekämpft, beide Mannschaften betrieben einen hohen läuferischen Aufwand. Wechselseitig wurde der ballführende Spieler unter Druck gesetzt, so dass es überhaupt keine Zeit für ruhige Ballstafetten in der jeweiligen gegnerischen Spielhälfte gab. Trotzdem schafften es die Borussen, das Spielgerät laufen zu lassen, was zur nächsten Gelegenheit führte: Nach Zuspiel von Stindl traf Thuram in Bedrängnis das Außennetz (11.).
Wolfsburg beteiligte sich aktiv am Spiel und suchte den Weg nach vorne, doch die Borussen arbeiteten sehr aufmerksam und wehrhaft gegen den Ball. So verzeichneten die Gäste im ersten Durchgang zwar etwas mehr Ballbesitz, zu einem gefährlichen Abschluss kamen sie jedoch nicht. Anders die Borussen, die in der 21. Minute in Führung hätten gehen können. Hofmann brachte eine Flanke von rechts an den Fünfmeterraum, Neuhaus setzte den Ball per Kopfballwischer an den Pfosten.
Gladbach verpasst die mögliche Führung
Nach wie vor schenkten sich beide Teams nichts und die Entstehung der nächsten hochkarätigen Chance für die Fohlenelf war bezeichnend für das Geschehen auf dem Rasen: Mehrere intensive Zweikämpfe mussten gewonnen werden, bis Kramer nach einer starken Aktion Hofmann über halbrechts bedienen konnte. Der frischgebackene Nationalspieler lief in den Strafraum, schoss das Leder allerdings aus relativ spitzem Winkel haarscharf am langen Pfosten vorbei (34.).
Borussia war im ersten Durchgang das bessere Team, versäumte es aber, den möglichen Führungstreffer zu markieren. Nach dem Seitenwechsel änderte sich das Bild. Wolfsburg startete gleich mit einer richtig guten Chance – Brekalos Schuss wurde von Ginter noch leicht abgefälscht und Sommer parierte mit einer ‚Gesichtsabwehr‘ (46.). Die Gäste wirkten in der Folgezeit wacher, während sich aufseiten der Borussen die Ballverluste häuften. Frische und Konzentration schwanden bei der Fohlenelf zusehends.
Borussia verliert den Faden – Wolfsburg ist das bessere Team
Wolfsburg agierte weiter sehr körperbetont, spielte aber nun zielgerichteter nach vorne – auch weil die Borussen es zuließen. So hatte Mehmedi in der 57. Minute eine Großchance, als er er sich nach einer Freistoßhereingabe um Ginter drehte – doch Sommer war auf dem Posten, um den erfolgreichen Abschluss des Schweizer Nati-Kollegen aus kurzer Distanz zu blocken. Sechs Minuten später wehrte Sommer einen wuchtigen Flatterball von Arnold ab – der Rebound von Baku strich knapp am langen Pfosten vorbei.
Das Tor für die Gäste lag in der Luft und nach einem Fehlpass von Sommer im Spielaufbau wäre es fast soweit gewesen, wenn Neuhaus und Elvedi nicht im wirklich allerletzten Moment gemeinsam gerettet hätten (66.). Bei den Borussen, bei denen mittlerweile Wolf und Herrmann für Embolo und Stindl im Spiel waren, ging weiterhin so gut wie nichts nach vorne. Auch ein langer Pass von Neuhaus in Richtung Thuram in der 74. Minute wirkte im ersten Moment nicht wirklich gefährlich.
Thuram erarbeitet sich den Elfmeter – Hofmann verwandelt mit Glück
Doch Thuram setzte dem Ball nach und zwang seinen Gegenspieler Lacroix ins Laufduell. Der Wolfsburger war deutlich vor Thuram am Ball, spielte das Leder aber zu kurz zurück in Richtung seines Keepers. Thuram reagierte schnell, legte die Kugel an Casteels vorbei, der dann in Thuram hinein rauschte. Keine Frage – das war ein klarer Elfmeter. Es dauerte vier Minuten, bis der zur Ausführung kam – Casteels hatte sich bei der Aktion leicht verletzt und musste behandelt werden.
Jonas Hofmann übernahm die Verantwortung und traf – mit einigem Glück – vom Punkt zur Führung für die Borussia (78.). Die war zwar zu diesem Zeitpunkt etwas schmeichelhaft, aber auch nicht komplett unverdient. Allerdings gelang es den Gladbacher in der verbleibenden Spielzeit nicht, sich die drei Punkte zu verdienen. Sie blieben fahrig, sicherten keine Bälle und luden Wolfsburg mehr oder weniger ein.
Weghorst trifft in der 85. Minute zum Ausgleich
So war der Ausgleich der Gäste in der 85. Minute nicht wirklich überraschend. Baku stocherte den Ball von Gladbachs halblinker Seite an den Elfmeterpunkt, wo Weghorst sich unbedrängt drehen konnte. Der eingewechselte Jantschke konnte nicht mehr retten und Weghorst traf aus rund elf Metern unhaltbar für Sommer zum 1:1 ins Eck.
In den verbleibenden zehn Minuten - es wurden fünf Minuten nachgespielt – kamen die Borussen zu keiner nennenswerten Torannäherung mehr. Wolfsburg hatte noch einen Abschluss durch Weghorst, bei dem Sommer den Ball mit den Fingerspitzen über die Latte lenkte (90.+4). Am Ende blieb es beim gerechten 1:1-Remis – mehr war für die Borussia nach dem Leistungsknick nach Pause nicht drin.
Kurzstatistik zum Spiel:
Borussia Mönchengladbach: Sommer – Lainer (79. Jantschke), Ginter, Elvedi, Wendt (76. Bensebaini) – Kramer, Neuhaus – Hofmann, Stindl (69. Wolf), Thuram (86. Traoré) – Embolo (69. Herrmann)
weiter im Kader: Sippel (ETW), Lang, Reitz
VfL Wolfsburg: Casteels - R. Baku, Lacroix, Brooks, Roussillon - Guilavogui, Schlager (46. Gerhardt), Arnold, Mehmedi (78. Steffen), Brekalo (89. Philipp)- Weghorst
Tore: 1:0 Hofmann (78./FE), 1:1 Weghorst (85.)
Gelbe Karten: Neuhaus, Herrmann – Schlager, Guilavogui
Schiedsrichter: Daniel Schlager
Zuschauer: 300
von Marc Basten