Marco Rose bot im ersten Heimspiel der Saison etwas überraschend sowohl Marcus Thuram als auch Alassane Plea in der Startformation auf. Für die beiden Franzosen nahmen Oscar Wendt und Hannes Wolf auf der Bank Platz, die zuletzt in Dortmund noch begonnen hatten.
Vom System her gab es eine Umstellung auf ein 4-2-3-1 mit Plea als zentrale Spitze. Wie gehabt rochierten die Gladbacher Offensivspieler viel, doch sie schafften es über weite Strecken nicht, die Defensive der Gäste in Unordnung zu bringen.
Aufmerksame Berliner und einfache Ballverluste der Fohlen
Union zog sich erwartungsgemäß zurück und überließ den Borussen die Spielgestaltung (65% Ballbesitz zur Pause). Echte Torgelegenheiten konnten sich die Fohlen allerdings nicht erspielen, was zum einen an den aufmerksamen Unionern, anderseits an den vielen einfachen Ballverlusten im letzten Drittel lag.
Die erste wirkliche Chance für die Borussen entstand aus einer Kontersituation, als Stindl Plea bediente. Der Franzose dribbelte von links geschickt an zwei Gegenspielern vorbei in den Strafraum, scheiterte dann aber aus rund sieben Metern mit einem Flachschuss an Berlins Keeper Luthe (17.)
Becker trifft die Latte – Luthe pariert Kopfballaufsetzer von Plea
Während die Gladbacher weitestgehend vergeblich versuchten, einen Weg durch den Berliner Verbund zu finden, setzten die Gäste auf Nadelstiche im Umschaltspiel. Dabei zeigten sie durchaus einige freche Ansätze. Nach einer halben Stunde hatten sie sogar die bis dahin klarste Möglichkeit der Partie. Nach einer Hereingabe in den Gladbacher Strafraum kam Becker zwischen Kramer und Ginter zum Schuss – der Ball klatschte an die Querlatte. Auch beim Rebound wurde es nochmals gefährlich, weil die Borussen das Leder nicht aus der Gefahrenzone befördern konnten (30.).
Bis zum Pausenpfiff gab es noch zwei Chancen für die Fohlenelf. Zunächst war es Plea, der sich nach einer Hofmann-Ecke im Kopfballduell gegen Lenz durchsetze. Sein Aufsetzer wurde von Luthe reaktionsschnell pariert (38.). Wenige Augenblicke später versuchte es Hofmann mit einem Flachschuss von halbrechts aufs lange Eck, doch erneut war Luthe zur Stelle.
Thuram setzt sich im Kopfballduell durch und trifft
Nach dem Seitenwechsel konnten die Borussen Tempo und Druck etwas erhöhen und auch wenn die Gäste durch Schlotterbeck eine freie Kopfballchance hatten, waren die Gladbacher nun dran am Führungstreffer. Ginter prüfte Luthe mit einem Flachschuss von der Strafraumgrenze (55.), wenige Momente später durften die Borussen über das erste Saisontor jubeln.
Hofmann brachte einen Eckball vors Tor, Thuram setzte sich im Kopfball gegen zwei Gegenspieler durch und der Ball landete leicht abgefälscht im Kasten von Union (56.). Angesichts des Spielverlaufs ein zu diesem Zeitpunkt überfälliger und verdienter Führungstreffer für die Gladbacher Borussia.
Borussia verliert nach der Führung den Faden
Doch wer nun gedacht hätte, dass die Borussen das Ding mit der Führung im Rücken beschwingt zu Ende spielen würden, sah sich getäuscht. Union wechselte u.a. Max Kruse ein und suchte nun seinerseits verstärkt den Weg nach vorne. Damit hatten die Gladbacher so ihre Probleme, weil sie sich in zahlreichen Defensivduellen aufreiben mussten und gleichzeitig bei eigenem Ballbesitz sehr fahrig und letztlich auch kraftlos agierten.
Auch die Umstellung auf Dreierkette nach der Einwechslung von Wendt für den entkräfteten Thuram änderte nichts an der veränderten Statik des Spiels. Union wirkte frischer und bissiger und der Ausgleich, der den Gästen zehn Minuten vor Schluss gelang, war keineswegs unverdient. Es passt zu diesem von Fehlern geprägten Bundesligaspiel, dass auch das Tor für Union nach einer Standardsituation fiel und mehr als vermeidbar war.
Eine Kopfballbogenlampe von Schlotterbeck überrascht Gladbach
Nach einer Ecke ließen Ginter und Bensebaini dem langen Schlotterbeck sehr viel Raum, der eine Kopfballbogenlampe aufs lange Eck brachte. Stindl versuchte zu retten, doch Borussias Kapitän köpfte den Ball auf der Torlinie hochspringend an die Unterkante der Latte, von wo das Leder ins Netz rutschte (80.).
Den Gladbachern fiel es sichtlich schwer, den Gegentreffer zu verdauen und gefühlt waren die Gäste in den Schlussminuten dem Siegtreffer näher als die Fohlen. Bensebaini wäre um ein Haar ein Eigentor unterlaufen, als er eine Freistoßhereingabe in den eigenen Strafraum per Kopf klärte - und dabei nur um wenige Zentimeter am Tor vorbei köpfte (88.).
Ein bescheidenes Bundesligaspiel mit einem leistungsgerechten Remis
Auf der anderen Seite hätte Bensebaini in der Nachspielzeit noch der Held des Tages werden können, was ihm aber nicht vergönnt war. Nach einer Freistoßflanke von Hofmann verlängerte der eingewechselte Herrmann den Ball per Kopf ans linke Eck des Fünfmeterraums, wo Bensebaini die Kugel mit langem Bein erreichte - sie aber über den Kasten beförderte.
So blieb es am Ende in einem vom spielerischen Niveau her sehr bescheidenen Bundesligaspiel bei einem leistungsgerechten Remis. Union hat sich im Rahmen seiner Möglichkeiten gewehrt und den Borussen die Spielfreude genommen, während die Gladbacher vor allem fußballerisch enttäuschten und am Ende auch körperlich erstaunlich leer wirkten.
Kurzstatistik zum Spiel:
Borussia Mönchengladbach: Sommer – Lainer, Ginter, Elvedi, Bensebaini – Kramer, Neuhaus (85. Herrmann) – Thuram (70. Wendt), Stindl, Hofmann – Plea (75. Wolf)
weiter im Kader: Sippel (ETW), Jantschke, Lang, Reitz, Traoré
Union Berlin: Luthe - Friedrich, Knoche, N. Schlotterbeck - Trimmel (73. Ryerson), Prömel (88. Griesbeck), Andrich, C. Lenz, Becker (57. Ingvartsen), Bülter (74. Teuchert)- Awoniyi (58. Kruse)
Tore: 1:0 Thuram (56.), 1:1 Schlotterbeck (80.)
Gelbe Karten: Bensebaini – Trimmel, Andrich
Schiedsrichter: Tobias Stieler
Zuschauer: 10.383