Nachdreher aus Köpenick

»So kannst du in der Bundesliga nicht gewinnen«

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Eine der wenigen Szenen, in denen sich Tomáš Čvančara durchsetzen konnte (Foto: Getty Images)

Borussia Mönchengladbach unterlag beim Tabellenletzten Union Berlin verdient mit 1:3 und präsentierte sich einmal mehr als willkommener Aufbaugegner für ein angeschlagenes Team. Das Niveau der Fohlen im Stadion An der Alten Försterei war erschreckend und trotz der Umstände in dieser Form nicht unbedingt erwartbar.

Nicht zum ersten Mal wurde das Gastspiel von Borussia Mönchengladbach bei Union Berlin für die Borussen zu einem fiesen Nachmittag in Köpenick. Und wenig überraschend gaben die Fohlen einmal mehr für ein angeschlagenes Team den willkommenen Aufbaugegner. Diese Attitüde scheint mittlerweile ein fester Bestandteil der Borussen-DNA geworden zu sein und auch Gerardo Seoane hat noch keine Lösung gefunden, dies zu ändern.

Seine Enttäuschung konnte der Schweizer nach der Partie nicht verbergen. »Wir wissen, wo wir herkommen und welches Niveau wir haben. Heute haben wir dieses Niveau nicht abgerufen und es war leistungsgerechtes Ergebnis. Von Beginn an haben wir nicht die gewünschte Performance gezeigt und sind sehr unzufrieden mit unserer Leistung«. Eigentlich war vorgesehen, den Gegner mit Kompaktheit und Intensität zu fordern und dessen Probleme in der Spielgestaltung offenzulegen und daraus Kapital zu schlagen. Doch umgesetzt wurde davon kaum etwas.

Čvančara sabotierte die zaghaften Kombinationsversuche

»Wir sind wirklich schlecht in die Partie gekommen«, sagte Kapitän Julian Weigl. »Der Gegner war immer einen Schritt schneller und hat die zweiten Bälle gewonnen.« Neben dem, dass es den Borussen an der Schärfe fehlte, kam eine spielerische Armut hinzu, die schon besorgniserregend war. Was da reihenweise an technischen Unzulänglichkeiten geboten wurde, war erschreckend. »Wir waren unsauber beim ersten Kontakt, in der Spielfortsetzung und im Passspiel«, brachte es Sportdirektor Nils Schmadtke auf den Punkt. »Es funktioniert in der Bundesliga halt nicht, den Ball mit dem Außenrist oder der Hacke weiterzuleiten.«

Nicht nur Tomáš Čvančara dürfte sich da angesprochen fühlen, aber bei ihm wurde das unterirdische Niveau am offensichtlichsten. Was der Tscheche da auf den Platz brachte, hatte mit Profifußball nichts zu tun. Unverständlich, dass er - wie schon gegen Wolfsburg - nicht als klare Spitze spielte, sondern sich ständig fallen ließ, um am Spielaufbau teilzunehmen. Damit fehlte nicht nur ein Zielspieler in vorderster Front, sondern ‘Spielmacher’ Čvančara sabotierte die zaghaften Kombinationsversuche mit permanenten Ballverlusten. 

Eigene Defizite und ein unglücklicher Spielverlauf

»Wir haben es nicht geschafft, den Ball mal für eine Sekunde in der Berliner Hälfte festzumachen«, monierte Christoph Kramer. »So kannst du in der Bundesliga nicht gewinnen.« Zu den eigenen Defiziten kam ein unglücklicher Spielverlauf hinzu und dass der Schiedsrichter nahezu jede 50:50-Entscheidung zugunsten der Heimmannschaft traf, sorgte für zusätzliche Frustration. Der Handelfmeter mag regelkonform gewesen sein, auch wenn es völlig absurd ist, Luca Netz eine Absicht zu unterstellen, wenn er aus so kurzer Distanz angeköpft wird. Andererseits passte es zum Auftritt von Netz, dass er bei der Flanke so orientierungslos sprang und beide Arme nach oben streckte, dass es überhaupt zu der Situation kommen konnte.

Das frühe 0:2 kurz nach Wiederanpfiff war ein weiterer Tiefschlag - auch bei diesem Treffer wurde die Apathie der Borussen bestraft. Der endgültige Knock-out folgte nach dem Fehlpass von Elvedi, der Union das dritte Tor auflegte. Zwar traf Plea unmittelbar darauf zum 1:3, aber der Versuch einer Schlussoffensive endete in trägem Ballgeschiebe. Nach den beiden Arbeitssiegen gegen Hoffenheim und Wolfsburg wirken die personell gebeutelten Borussen ausgelaugt. »Sicherlich haben wir viel Energie gelassen und vielleicht hat etwas die Frische gefehlt. Doch trotzdem muss man es schaffen, auf den Punkt bereit zu sein«, sagte Gerardo Seoane. Das waren die Borussen an diesem Nachmittag in Köpenick definitiv nicht. 

 


von Marc Basten
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