Borussias Trainer Gerardo Seoane musste in München kurzfristig auf Abwehrchef Ko Itakura verzichten, der aufgrund Rückenproblemen nicht zur Verfügung stand. Dafür stand Nico Elvedi wieder in der Startelf. Gegenüber dem Remis gegen Hoffenheim vor einer Woche starteten zudem Lainer und Sander, während Scally und Stöger zunächst auf der Bank saßen.
Das Spiel begann von beiden Seiten kontrolliert und verhalten, und schon früh wurde der Ton für den Abend gesetzt. Beide Mannschaften wollten keinen Sommerfußball bieten, aber auch nicht mit der letzten Aggressivität zu Werke gehen. Die Borussen agierten gegen den Ball in einem 5-4-1, wobei sich Weigl in die Abwehrkette zurückzog. Die Bayern suchten mit Routine, aber ohne den letzten Biss, die Lücken im Gladbacher Abwehrverbund.
Neuer verhindert die Gladbacher Führung
Die Fohlen verteidigten aufmerksam, zudem leisteten sich die Münchener einige einfache Ballverluste. Das führte dazu, dass die Borussen mehrere Angriffe fahren konnten und auch die erste nennenswerte Torchance hatten. Eine Flanke von Lainer aus dem Halbfeld senkte sich tückisch in Richtung langes Eck, aber Neuer klärte mit Mühe im letzten Moment zur Ecke (8.). Auch die nächste Gelegenheit hatten die Gäste - diesmal nach einer Ecke von Honorat, die Kane unabsichtlich aufs eigene Tor köpfte, aber Neuer wischte den Ball vor der Linie weg.
Das war schon ein wenig ärgerlich aus Sicht der Borussen, weil Neuer ja eigentlich dafür bekannt ist, gegen Gladbach mal gerne den einen oder anderen Fehler einzustreuen. Doch an diesem Abend war es anders, was sich auch im weiteren Spielverlauf noch zeigen sollte. Die erste echte Torchance der Bayern war in der 28. Minute zu notieren, als Kimmich aus 18 Metern zentral in die Arme von Omlin schoss.
Kane bringt die Bayern in Front
Dass den Bayern drei Minuten später der Führungstreffer gelang, hatte sich nicht wirklich angekündigt. Ullrich war bei einem Sololauf am gegnerischen Strafraum gescheitert und die Münchener starteten den Gegenangriff über Gladbachs linke Seite. Hack konnte Olise nicht stoppen und auch Sander vermochte den Schuss des französischen Nationalspielers nicht zu blocken. Der Ball flog scharf durch den Gladbacher Strafraum, wo Weigl sich etwas wegduckte, der hinter ihm postierte Kane jedoch noch den Kopf ans Leder bekam. Dadurch wurde der Ball entscheidend abgefälscht, sodass er unhaltbar für Omlin im Winkel landete (31.).
Die Bayern hatten mit der Führung im Rücken keinen Anlass, an Tempo oder Schärfe zuzulegen und die Borussen durften weiter anständig mitspielen. Nach einem Lauf über die rechte Seite zog Hack nach innen und gab einen Flachschuss aufs lange Eck ab, den Neuer jedoch um den Pfosten lenken konnte (40.). Von der Chancenqualität waren die Borussen beim Pausenpfiff im Plus - die Anzeigetafel in der Arena sagte etwas anderes.
Omlin verhindert Müllers Tor zum Abschied
Zur zweiten Halbzeit blieb Elvedi draußen, der offensichtlich noch Probleme hatte. Scally übernahm die Position des Schweizers in der Innenverteidigung. Die Münchener hatten zu Beginn einige Halbchancen, doch entweder fehlte die Präzision oder Omlin war aufmerksam zur Stelle. Auf der anderen Seite flog ein von Dier abgeblockter Schuss von Kleindienst knapp am Torwinkel vorbei (55.).
Die Münchener waren sichtlich bemüht, Thomas Müller bei seinem letzten Heimspiel ein Tor aufzulegen, doch Omlin entpuppte sich als Spielverderber. In der 56. Minute klärte er aus kurzer Distanz mit einer starken Reaktion gegen Müller. Kurz darauf machte Manuel Neuer deutlich, dass auch er sich keine Blöße geben wollte - einen per Hacke von Reitz nach einer Honorat-Ecke aufs kurze Eck verlängerten Ball wehrte der Ex-Nationaltorwart ab (60.).
Čvančara zeigt Nerven - auch Stöger scheitert an Neuer
Das Spiel plätscherte ansonsten weiter vor sich hin - beide Teams wollten den Ball laufen lassen und sich nicht übermäßig wehtun. Es gab Wechsel bei den Bayern und auch Seoane vollzog in der 76. Minute einen Dreifachwechsel und brachte Čvančara, Stöger und Plea für Honorat, Hack und Sander. Čvančara hatte in der 79. Minute die Großchance zum Ausgleich, als er bei einem Konter Goretzka davonlief, aber alleine vor Neuer Nerven zeigte und mit seinem Schuss scheiterte.
Weniger lang war die Reaktionszeit von Stöger zwei Minuten später, der den Ball nach einem langen Pass im gegnerischen Sechzehner direkt abnahm, aber erneut rettete Neuer mit einem Reflex. Die Bayern hatten zwar zwischendurch ihrerseits einige Abschlüsse, doch die Möglichkeiten der Gladbacher waren objektiv größer. Der Ausgleich wäre diesbezüglich also verdient gewesen, doch es kam anders. In der Schlussminute dribbelte der eingewechselte Sané quer vor dem Gladbacher Strafraum und spielte einen perfekten Steckpass auf Olise, der Omlin mit einem ‘Außenrist-Streichler’ zum 2:0-Endstand überwand.
Kein “normales” Bundesligaspiel im Hinblick auf Giftigkeit und Aggressivität
Unter dem Strich haben sich die Borussen in München ordentlich verkauft und hätten durchaus etwas mitnehmen können. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass dieses Match im Hinblick auf Giftigkeit und Aggressivität auf einem anderen Niveau war als ‘normale’ Bundesligaspiele.
Kurzstatistik zum Spiel:
Bayern München: Neuer - Laimer, Dier, Stanisic (62. Pavlovic), Guerreiro (83. Palhinha) - Kimmich, Goretzka, Olise, Müller (83. Gnabry), Coman (62. Sané) - Kane (90.+2 Vidovic)
Borussia Mönchengladbach: Omlin - Lainer, Elvedi (46. Scally), Weigl, Chiarodia, Ullrich - Honorat (76. Čvančara), , Reitz (84. Neuhaus), Sander (76. Plea), Hack (76. Stöger) - Kleindienst
weiter im Kader: Pereira Cardoso (ETW), Netz, Fukuda, Herrmann
Tore: 1:0 Kane (31.), 2:0 Olise (90.)
Gelbe Karten: Olise - Weigl
Schiedsrichter: Sven Jablonski
Zuschauer: 75.024 (ausverkauft)
von Marc Basten