31. Spieltag: Holstein Kiel - Borussia Mönchengladbach

3:4! Gladbacher Chaos-Pleite in Kiel

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Die Entscheidung in Kiel - Machino erzielt das 4:3 in der Nachspielzeit (Foto: Stuart Franklin - Getty Images)

Borussia Mönchengladbach verlor am Samstag beim Tabellenletzten Holstein Kiel nach einer chaotischen Vorstellung mit 3:4. Zweimal egalisierten die Borussen einen Rückstand, um Kiel in der Nachspielzeit doch noch gewinnen zu lassen.

Borussias Trainer Gerardo Seoane nahm gegenüber der Niederlage in Dortmund am vergangenen Sonntag zwei Veränderungen in der Startelf vor: Für Kevin Stöger (Bank) und Nico Elvedi (kurzfristig mit einer Innenbanddehnung im Knie ausgefallen) begannen Robin Hack und Fabio Chiarodia. Tomáš Čvančara blieb in der Anfangsformation, Franck Honorat war zumindest wieder im Kader.

Die Partie begann recht überschaubar, und zu diesem Zeitpunkt konnte niemand ahnen, wie konfus das Ganze noch werden würde. Die Borussen hatten weitestgehend die Kontrolle und auch die erste Gelegenheit, als Chiarodia nach einer Hack-Ecke aus der Drehung in Rücklage über das Tor schoss (7.). Doch dann meldete sich Holstein Kiel etwas nachdrücklicher und ging in der 14. Minute in Führung. 

Gladbacher schlafen bei Ecke - Blackout von Chiarodia 

Einen auf den ersten Pfosten gezogenen Eckball erreichte Machino, der ungestört quer entlang des Fünfmeterraumes laufen konnte, und der Kopfball des Japaners landete im langen Eck. Die Borussen hatten drei Minuten später die große Ausgleichschance, als Itakura nach einer Freistoßhereingabe zum Kopfball kam. Kiels Schlussmann wehrte ab und für einen Moment hatte Reitz aus kurzer Distanz den freien Rebound, doch Ivezic rettete mit einer Grätsche im allerletzten Moment. 

In der Folgezeit entglitt den Borussen zusehends die Spielkontrolle. Kiel hatte nach der Führung Rückenwind und die Fohlen ließen sich von der Präsenz der Störche beeindrucken. Bernhardsson hatte eine vielversprechende Möglichkeit (17.) und auch Skrzybski hätte erhöhen können (19.), doch beide Male war Omlin aufmerksam zur Stelle. Die Gladbacher agierten immer fahriger und wurden in der 23. Minute bestraft. Nach einem langen Ball der Kieler wollte Chiarodia zehn Meter hinter der Mittellinie einen Rückpass auf Omlin spielen, doch das missglückte komplett. Bernhardsson kam an den Ball, umkurvte Omlin und traf unbedrängt zum 2:0 für den Tabellenletzten. 

Unglaubliche Ballverluste und ein kopfloses Defensivverhalten

Bei den Borussen ging nun überhaupt nichts mehr zusammen. Es gab unglaubliche Ballverluste, technische Fehler und ein kopfloses Defensivverhalten. Bernhardsson hatte die nächste Großchance, die Omlin zunichtemachte (26.) und kurz darauf verlud Machino den als Rechtsverteidiger aushelfenden Kleindienst - Omlin wehrte den Schuss des Japaners zur Ecke ab (31.). Wenig später düpierte Rosenboom Ullrich, der aber noch so rechtzeitig stören konnte, dass der Schuss des Kielers über das Tor flog (34.). 

Die Gladbacher waren mit dem 0:2 hervorragend bedient und meldeten sich immerhin noch einmal gefährlich im gegnerischen Strafraum. Bei einem Konter setzte Kleindienst auf dem rechten Flügel Čvančara ein, der eine gute Flanke auf Hack schlug. Dessen Kopfballaufsetzer war mehr als ordentlich, doch Keeper Dähne lenkte den Ball mit einem starken Reflex an die Latte (43.). 

Čvančara und Plea treffen zum Ausgleich

Zur zweiten Halbzeit veränderte sich am Gesamtbild zunächst kaum etwas. Gladbach wirkte träge, Kiel wie aufgedreht. Machino hätte nach einer Ecke fast eine Kopie seines Tores erzielt, als er erneut frei am ersten Pfosten zum Kopfball kam - dieses Mal parierte Omlin (47.). Auch der nächste Torabschluss kam von den Gastgebern - Porath prüfte Omlin (55.). Die Borussen bekamen so langsam ein wenig mehr Struktur in ihr Spiel und nach einer Stunde fiel der Anschlusstreffer. Hack brachte eine scharfe Hereingabe von links mit dem rechten Fuß und Čvančara beförderte den Ball mit den Haarspitzen ins lange Eck (60.). 

Seoane brachte unmittelbar darauf Honorat und Neuhaus für Hack und Reitz und plötzlich bekamen die Borussen Oberwasser. Zweikämpfe wurden gewonnen, es wurde Druck aufgebaut und rasch wurde offensichtlich, wie anfällig der Abstiegskandidat aus Kiel ist. Kleindienst gab nach Ablage von Čvančara seinen ersten Torschuss überhaupt ab, zielte jedoch zu zentral auf den Torwart (68.). Eine Minute später brachte Neuhaus den Ball von halblinks in den Strafraum, Scally sicherte das Leder noch rechtzeitig und legte zurück auf Honorat. Der Franzose trat an und passte von der Grundlinie flach zurück auf Plea, der nach einer perfekten Annahme blitzschnell mit links ins kurze Eck zu 2:2 traf (69.). 

Kiel geht wieder in Führung, Honorat gleicht aus

Der Ausgleich war geschafft und eigentlich sollten die Borussen das Momentum auf ihrer Seite haben. Doch nach einem weiteren Abschluss von Honorat (71.) ließen die Gladbacher die Kieler wieder aufkommen. Ein dummer Ballverlust von Weigl ermöglichte Kiel eine Angriffssituation, in der Gigovic aus 17 Metern flach abziehen konnte. Omlin war rechtzeitig im Eck, doch er schätzte den Aufsetzer falsch ein, sodass der Ball über ihn hinweg ins Tor flutschte (76.). 

Kiel war also wieder in Front, was wiederum die Borussen dazu veranlasste, energisch den Weg nach vorn zu suchen. Und tatsächlich wurde das Engagement belohnt. Nach einem guten Angriff kam der Ball über Plea zu Kleindienst, der am Strafraum nach einer Drehung auf Honorat ablegte. Der Franzose schloss halbrechts im Sechzehner trocken ab und bejubelte das 3:3 in der 86. Minute.

Borussia lädt Kiel zum Siegtreffer ein

Das rief eine erneute Reaktion der Kieler hervor und führte gleichzeitig zu einem unerklärlich passiven Gladbacher Abwehrverhalten. Machino hatte in der 88. Minute die nächste Kieler Großchance, doch Omlin konnte sich ihm im letzten Moment noch in den Weg schmeißen. Als die Nachspielzeit von neun Minuten angezeigt wurde - es gab eine lange Unterbrechung wegen Rauchentwicklung im Gladbacher Block zu Beginn der zweiten Halbzeit - folgte die nächste Chance der Gastgeber - erneut war Omlin zur Stelle (90.+1). 

Nach der folgenden Ecke beförderte Kleindienst den Ball per Kopf aus dem Strafraum, doch die Kugel wurde postwendend wieder herein gehoben. Erneut war Kleindienst da, köpfte aber dieses Mal genau vor die Füße von Machino, der direkt abzog und zum 4:3 traf (90.+2). Nun waren es wieder die Borussen, die alles nach vorne warfen, sich dabei aber nicht mehr wirklich geschickt angestellten. Kiel hatte durch Harres noch eine hundertprozentige Chance auf das 5:3, aber der Kieler ballerte über das Tor (90.+6). Doch auch so reichte es für die Gastgeber zu einem letztlich verdienten Sieg gegen eine über weite Strecken erschreckend schwache und unstrukturierte Gladbacher Mannschaft, die nach der dritten Niederlage in Folge die internationalen Ambitionen ad acta legen kann. 

 

Kurzstatistik zum Spiel:

Holstein Kiel: Dähne - Becker, Zec, Ivezic (89. Knudsen) - Rosenboom (74. Harres), Gigovic (89. Javorcek), Remberg, Tolkin (40. Porath), Skrzybski - Bernhardsson (89. Johansson), Machino

Borussia Mönchengladbach: Omlin - Scally, Itakura, Chiarodia (70. Friedrich), Ullrich (82. Netz) - Reitz (61. Neuhaus), Weigl (82. Stöger) - Čvančara, Plea, Hack (61. Honorat) - Kleindienst

weiter im Kader: Pereira Cardoso (ETW), Sippel (ETW), Lainer, Fukuda

Tore: 1:0 Machino (14.), 2:0 Bernhardsson (23.), 2:1 Čvančara (60.), 2:2 Plea (69.), 3:2 Gigovic (76.), 3:3 Honorat (86.), 4:3 Machino (90.+1)

Gelbe Karten: Machino, Ivezic - Čvančara 

Schiedsrichter: Robert Hartmann

Zuschauer: 15.034 (ausverkauft)

 

 

von Marc Basten

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