4. Spieltag: Darmstadt 98 - Borussia Mönchengladbach

3:3 nach 0:3 - Borussias zwei Gesichter in Darmstadt

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Rocco Reitz leitete mit seinem Assist die Aufholjagd ein (Foto: Alex Grimm - Getty Images)

Nach einer katastrophalen ersten Halbzeit mit einem 0:3-Rückstand erreichte Borussia Mönchengladbach bei Darmstadt 98 noch ein 3:3-Remis. In Überzahl erzielten Jordan, Neuhaus und Čvančara die Tore für den VfL - Čvančara vergab zudem noch einen Handelfmeter.

Borussias Trainer Gerardo Seoane nahm gegenüber der Niederlage gegen die Bayern vor der Länderspielpause zwei Veränderungen in der Startelf vor: Jordan und Honorat begannen, während Čvančara und Neuhaus zunächst auf der Bank Platz nahmen. Die Fohlen starteten im 4-2-3-1, hatten aber von Beginn an große Probleme mit der Herangehensweise der Gastgeber. 

Der Aufsteiger attackierte früh, ging aggressiv zu Werke und beeindruckte die Gladbacher sichtlich. Die bekamen kaum Zugriff und liefen fast nur hinterher. Darmstadt nutzte die Anfangseuphorie zu einem frühen Doppelschlag. Zunächst war es mehr oder weniger ein Befreiunggschlag aus der Hälfte der Hessen, der dazu führte, dass sich Freidrich plötzlich zentral in einem 1:1-Laufduell mit Mehlem befand. Der nahm den Ball stark mit, Friedrich kam nicht heran und der Darmstädter ließ Nicolas mit einem platzierten Schuss keine Abwehrchance (8.). 

Die Borussen bekamen kein Bein an den Boden

Nur zwei Minuten später musste Nicolas den nächsten Ball aus dem Netz holen. Im Anschluss an eine abgewehrte Darmstädter Ecke flankte Kempe in den Strafraum, wo Weigl sich von Maglica nahezu widerstandslos überspringen ließ - gegen den wuchtigen Kopfball des Abwehrspielers vermochte Nicolas nichts auszurichten (10.). 0:2 nach zehn Minuten, das war ein Katastrophenstart für die Fohlenelf. Und es sollte nicht besser werden, denn auch wenn Darmstadt nun das Pressing weitestgehend einstellte, bekamen die Gladbacher kaum ein Bein an den Boden. 

Die Raumaufteilung war unterirdisch, immer wieder konnten die Gastgeber im Aufbau in aller Ruhe aufdrehen und an den Borussen vorbei spazieren. Vor der Viererkette klaffte eine Riesenlücke, so dass sich die Gladbacher mit einfachsten Mitteln herspielen ließen. Torchancen hatte weiterhin nur der Aufsteiger: Holland zog aus 20 Metern ab, Nicolas lenkte den Ball über den Querbalken (14.). Nachdem sich Scally im Zweikampf abkochen lassen hatte, kam Skarke zum Abschluss und der Ball klatschte an den Pfosten (32.).

Seoane wechselt gleich viermal 

Kurz darauf segelte eine Freistoßflanke in den Gladbacher Strafraum und der Ball prallte in den Rückraum. Dort war Skarke völlig frei und knallte die Kugel - noch abgefälscht von Ngoumou - zum 3:0 für Darmstadt ins Eck (33.). Der Zwischenstand nach einer guten halben Stunde war auch in dieser Höhe verdient, denn Darmstadt überzeugte nicht nur mit den ureigenen Tugenden, sondern spielte auch einfach besser Fußball als die Gladbacher - die es ihnen allerdings auch nicht wirklich schwer machten. 

In der Schlusssequenz des ersten Durchgangs bewahrte Nicolas seine Mannschaft mit zwei Paraden gegen Nürnberger vor einem noch höheren Rückstand. Nach einer unterirdischen Mannschaftsleistung ging es mit einem 0:3 in die Kabinen. Dort fand Gerardo Seone deutliche Worte und ließ Taten folgen. Mit Scally, Friedrich, Plea und Ngoumou blieben gleich vier Spieler draußen - Neuhaus, Elvedi, Čvančara und Netz kamen neu. Damit verbunden war auch eine Systemumstellung auf ein 3-5-2 mit Čvančara und Jordan als Doppelspitze. 

Eine harte Rote Karte für Darmstadt - Čvančara mit schwachem Elfmeter

Und Čvančara stand sogleich im Mittelpunkt. Nach einem langen Ball befand sich der Tscheche im Laufduell mit Maglica, bekam den Ball unter Bedrängnis aber nicht am Torwart Schuhen vorbei und Jordan scheiterte mit seinem Kopfballrebound ebenfalls am Schlussmann der Gastgeber. Das Spiel lief schon einige Sekunden weiter, ehe sich der VAR meldete und Schiedsrichter Gerach auf ein vermeintliches Handspiel von Maglica im Duell mit Čvančara aufmerksam machte. Der Referee schaute sich die Bilder an und entschied auf Handelfmeter - und weil eine klare Torchance verhindert wurde, folgte gleichfalls die Rote Karte für Maglica. 

Das war eine äußerst harte Entscheidung, denn die Berührung mit der Hand war auch bei mehreren Zeitlupeneinstellungen nicht auszumachen und selbst wenn es einen hauchzarten Kontakt gegeben haben soll, so wurde nicht einmal die Flugbahn des Balles marginal verändert. Dass dies dann auch noch eine Doppelbestrafung zur Folge hatte, war für Darmstadt sehr bitter. Doch zunächst sah es so aus, als ob der schwarze Sonntag für die Borussia weitergehen sollte. Čvančara trat zum Elfmeter an und schoss so schwach, dass Schuhen den Ball sogar festhalten konnte.

In Überzahl machten es die Borussen gut

Doch immerhin sorgte die Überzahl jetzt dafür, dass die Borussen trotz des verschossenen Elfmeters endlich am Spiel teilnahmen. Die Raumaufteilung war deutlich besser und sie drängten die Darmstädter nun tief in die eigene Hälfte. Nach einem überragenden Solo von Reitz, der sich in Bedrängnis durchsetzte, den Ball im Strafraum an einem Gegenspieler vorbeilegte und dann überlegt flach zurückpasste, musste Jordan das Spielgerät aus fünf Metern nur noch ins leere Tor schieben (56.). 

Der Anschlusstreffer beflügelte die Borussen, während sich die Darmstädter in Unterzahl schwertaten und nach einer Stunde begannen, für den hohen Aufwand kräftemäßig Tribut zu zollen. Zwar hatten die ‘Lilien’ nach einem Konter durch Karic noch eine Möglichkeit, bei der Nicolas zur Stelle war, doch ansonsten spielte nur noch die Borussia. Nach einer flachen Hereingabe von Netz verpasste Jordan nur um eine Fußspitze (63.), kurz darauf versemmelte der für Reitz eingewechselte Hack nach Wöber-Flanke einen komplett freien Kopfball aus sieben Metern (65.). 

Neuhaus und Čvančara sorgen für den Ausgleich

Zwei Minuten später parierte Schuhen einen Flachschuss von Hack, ehe er einen Schuss von Neuhaus aus zentraler Position über die Latte klatschte (67.). Kurz darauf kam der agile Neuhaus nach Zuspiel von Weigl zum Schuss, schnibbelte den Ball jedoch knapp über das Tordreieck (71.). Es war die stärkste Phase der Fohlen, die sich entsprechend mit dem zweiten Treffer belohnten. Elvedi brachte eine Flanke aus dem Halbfeld an den zweiten Pfosten, wo Netz per Kopf in die Mitte zu Čvančara ablegte, der wiederum punktgenau auf den am Fünfer lauernden Neuhaus köpfte. Der hatte keine Mühe, aus kurzer Distanz das 2:3 zu markieren (73.). 

Die Borussen waren nun 'on fire', während Darmstadt taumelte. Nach einer Ecke von Honorat köpfte Čvančara am zweiten Pfosten aus kurzer Distanz über den Kasten (75.). Zwei Minuten später probierte es der Tscheche mit einem Hackentrick rund 18 Meter vor dem Tor. Der misslang zwar, doch der Ball prallte vom Fuß eines Darmstädters wieder zurück zu Čvančara. Der fackelte nicht lange, sondern knallte den Ball fulminant zum 3:3 ins linke Eck (77.).

Trotz des aufgeholten Drei-Tore-Rückstands kein gesteigerter Grund zur Freude

Borussia hatte das Spiel gedreht und war plötzlich auf der Siegerstraße. Auch wenn die Gastgeber noch ein letztes Lebenszeichen sendeten, als Holland nur wenige Zentimeter am Tor vorbei köpfte (78.). Ansonsten bestimmten die Fohlen die Schlussphase inklusive der acht Minuten Nachspielzeit. Doch so ganz zwingend, wie während der Aufholjagd, wurden die Gladbacher nicht mehr. Gleichwohl gab es Chancen für den Last-Minute-Triumph. Nach einer Honorat-Flanke köpfte Hack aus zehn Metern in die Arme von Schuhen, dann traf Hack nach feinem Pass von Weigl im Strafraum den Ball nicht voll (90.+3), ehe Neuhaus nach Honorat-Flanke zum Kopfball kam, Darmstadts Keeper den Ball aber im Nachfassen sicherte (90.+7). 

So blieb es am Ende nach zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten beim 3:3. Aus Sicht der Borussen mag man die Moral im zweiten Druchgang hervorheben, wobei die harte Rote Karte den Spielverlauf extrem beeinflusst hat. Allerdings war die Leistung vor der Pause eine kollektive Frechheit, sodass es trotz des aufgeholten Drei-Tore-Rückstands keinen gesteigerten Grund zur Freude gab.
 

Kurzstatistik zum Spiel:

SV Darmstadt 98: Schuhen - Klarer, Maglica, Karic - Bader (41. Nürnberger), Kempe (71. Isherwood), Gjasula, Holland, Mehlem (81. Riedel) - L. Pfeiffer (71. Franjic), Skarke (81. Seydel)

Borussia Mönchengladbach: Nicolas - Scally (46, Neuhaus), Friedrich (46. Elvedi), Itakura, Wöber - Weigl, Reitz (62. Hack) -, Honorat, Plea (46. Čvančara), Ngoumou (46. Netz) - Jordan

weiter im Kader: Sippel (ETW), Jantschke, Borges Sanches, Ranos

Tore: 1:0 Mehlem (8.), 2:0 Maglica (10,), 3:0 Skarke (33.), 3:1 Jordan (56.), 3:2 Neuhaus (73.), 3:3 Čvančara (77.)

Gelbe Karten: Schuhen - Itakura

Rote Karte: Maglica (50.)

Bes. Vorkommnisse: Čvančara verschießt Handelfmeter (51.)

Schiedsrichter: Timo Gerach

Zuschauer: 17.810 (ausverkauft)

 


von Marc Basten
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