Borussias Trainer Daniel Farke schickte beim ersten Auswärtsspiel der Saison die gleiche Elf ins Rennen, die auch am vergangenen Samstag beim Ligauftakt gegen Hoffenheim gestartet war. Neu im Kader standen Friedrich und Netz für Beyer und Fraulo.
Die Partie in der ausverkauften Arena begann sehr behäbig. Die Gastgeber überließen den Borussen den Ball, die damit allerdings nicht viel anzufangen wussten. Schalke stand gut gestaffelt und den Gladbachern gelang es zunächst überhaupt nicht, sich in der gegnerischen Hälfte zu behaupten. Schalke lauerte auf Umschaltmomente und die ergaben sich mehrfach über Gladbachs rechte Seite. So gab es erste Halbchancen für Schalke (4./9./15.), während die Borussen nicht einmal gefährlich vor dem Gelsenkirchener Tor auftauchten.
Gladbach wird besser, aber Schalke trifft
Erst in der 17. Minute bekam Schalkes Keeper Schwolow etwas zu tun, als es Koné im Fallen aus 17 Metern probierte. Danach schafften es die Gladbacher zumindest, ihren hohen Ballbesitzanteil vermehrt in der Schalker Hälfte auszuleben. Ein schwacher Schlenzerschuss von Neuhaus war ungefährlich (21.), doch danach hatte Thuram nach einem Chippass von Bensebaini eine gute Chance, legte das Leder aber am langen Pfosten vorbei (22.).
In der Phase, als Borussia die Sache zunehmender griffiger gestaltete, folgte der Rückschlag. Nach einem abgefangenen Gladbacher Angriff schaltete Schalke zügig um, Zalazar hatte im Mittelfeld viel Raum und Koné konnte ihn weder stören noch foulen. Bensebaini und Elvedi rückten energisch genug raus, so dass der Distanzschuss des Schalkers, noch leicht abgefälscht von Elvedi, flach ins Eck zischte. Sommer wirkte überrascht und reagierte nicht (29.).
Borussia hat viel den Ball, aber wenig Ideen
Dieser Treffer beflügelte Schalke und plötzlich wackelten die Borussen heftig. Man musste einige Male kräftig durchatmen, aber dann ebbte die Schalker Welle ab und die Königsblauen verkrümelten sich wieder in ihrer Ordnung. Die Gladbacher kamen etwas besser auf, blieben aber weiterhin harmlos. Auf der anderen Seite musste Sommer noch zupacken, u.a. bei einem tückischen Freistoß.
Nach der Pause änderte sich die Gemengelage nicht. Schalke sortierte sich weit in der eigenen Hälfte und verdichtete die Räume, während die Borussen weiterhin oft den Ball, aber sehr wenig Ideen hatten. Erst nach etwas mehr als einer Stunde wurde der VfL konkreter, als Thuram innerhalb von zwei Minuten zwei gute Schussmöglichkeiten regelrecht verschluderte. So wirklich kamen die Borussen weiterhin nicht auf Touren und Schalke verteidigte weiter sehr eifrig.
Borussia dreht das Spiel innerhalb von sechs Minuten
Die Borussen spielten ihren Stiefel herunter - und kamen in der 72. Minute tatsächlich zum Ausgleich. Über Sommer und einen weiten Pass von Kramer auf Plea gelangte der Ball schließlich zu Thuram, der Hofmann mit einer Hackenablage bediente. Der Nationalspieler legte sich die Kugel einen Tick zu weit vor, was aber letztlich dazu führte, dass er sie durch die Beine eines Schalker Abwehrspielers spitzeln und schließlich an Schwolow vorbei ins Tor befördern konnte.
Mit dem Ausgleich kippte das Momentum unverzüglich auf die Seite der Gladbacher. Es wurde schneller kombiniert, mutiger und zielgerichteter gespielt. Nach einer Hereingabe von Bensebaini wäre Koné mit einem Scherenschlag-Schuss fast erfolgreich gewesen, nach der anschließenden Ecke rettete Schwolow mit einer herausragenden Parade gegen einen Kopfball von Bensebaini aus sechs Metern (77.). Die folgende Ecke versuchte Bensebaini wieder per Fallrückzieher zu verwerten, aber im Getümmel sprang nur eine ‘Kerze’ heraus. Schwolow wollte den hohen Ball fangen, wurde aber von Kral behindert und ließ den Ball fallen. Thuram reagierte geistesgegenwärtig und schoss mit einer schnellen Drehung zum 2:1 ein (78.).
Herrmanns Handball kostet den Sieg
Borussia hatte das Spiel tatsächlich gedreht und war auf der Siegerstraße. Schalke musste gezwungenermaßen aufmachen, was den Gladbachern endlich mehr Räume eröffnete. Allerdings verpassten es die Borussen, den entscheidenden Konter auszuspielen, sodass es bis in die Nachspielzeit hinein eng blieb. Schalke bekam noch einen strittigen Freistoß zugesprochen, den Ouwejan in den Strafraum schlug. Der eingewechselte Herrmann hechtete am ersten Pfosten übereifrig mit ausgestrecktem Arm in die Flanke und bekam den Ball prompt an die Hand.
Nach Intervention des VAR schaute sich der Schiedsrichter die Bilder an. Das Handspiel war unstrittig, aber es war zu klären, ob Herrmann den Ball vorher noch mit dem Kopf berührt und sich damit selbst an die Hand geköpft hat. Die TV-Bilder konnten das nicht eindeutig auflösen, aber der Schiedsrichter war letztlich davon überzeugt, dass Herrmann den Ball nur mit der Hand gespielt hat, entschied nachträglich auf Elfmeter und zeigte Herrmann die Gelbe Karte. Bülter trat an, behielt die Nerven und schickte Sommer in die falsche Ecke (90.+3).
Es war natürlich bitter für die Borussen, dass ihnen der Dreier so spät noch aus der Hand gerissen wurde. Aus objektiver Sicht muss man allerdings anmerken, dass ein Sieg schon recht glücklich gewesen wäre, weil die Gladbacher über weite Strecken nicht wirklich überzeugen konnten. Von daher ist das Resultat am Ende leistungsgerecht - und trotzdem sehr ärgerlich.
Kurzstatistik zum Spiel:
Schalke 04: Schwolow - Brunner, Yoshida, Thiaw, Ouwejan - Krauß, Kral (85. Latza), Zalazar (66. Mollet), T. Mohr (60. Larsson) - Terodde (66. Polter), Bülter
Borussia Mönchengladbach: Sommer - Scally, Itakura, Elvedi, Bensebaini - Kramer, Koné (88. Friedrich) - Hofmann (88. Herrmann), Neuhaus, Plea - Thuram
weiter im Kader: Sippel (ETW), Jantschke, Lainer, Netz, Reitz, Wolf, Borges Sanches
Tore: 1:0 Zalazar (29.), 1:1 Hofmann (72.), 1:2 Thuram (78.), 2:2 Bülter (HE/90.+3)
Schiedsrichter: Sven Jablonski
Gelbe Karten: Krauß, Ouwejan, Zalazar, Kral - Koné, Herrmann
Zuschauer: 62.271 (ausverkauft)
von Marc Basten - TORfabrik.de