Marco Rose nahm gegenüber der Partie in der Champions League gegen Manchester City sechs Veränderungen in der Startelf vor. Lainer war mit Oberschenkelproblemen nicht mit nach Leipzig gereist, dazu nahmen Bensebaini, Kramer, Neuhaus, Plea und Stindl auf der Bank Platz. Neu in der Elf standen Beyer, Wendt, Wolf, Lazaro, Thuram und Embolo. Die Borussen liefen in einem 3-1-4-2 System auf.
Die Gastgeber übernahmen von Beginn an die Initiative, doch sie verteilten in Person von Upamecano direkt ein schönes Geschenk an die Gladbacher. Der künftige Münchener checkte völlig überflüssig Embolo an der Grundlinie und Schiedsrichter Gräfe blieb nichts anderes übrig, als auf den Elfmeterpunkt zu zeigen. Jonas Hofmann übernahm die Verantwortung – und verwandelte mit viel Glück. Sein Schuss war nicht wirklich hart und platziert und Gulacsi hätte parieren können oder sogar müssen – doch der Ball rutschte zur frühen Gladbacher Führung ins Tor (6.).
Borussia führte 2:0 und so wirklich wusste niemand, warum
RB verstärkte danach den Druck und schnürte die Fohlen tief in deren Hälfte ein. Nach einem Schuss von Halstenberg rettete Ginter vor der Linie, alsdann parierte Sommer den Rebound von Olmo (8.). Mehrfach wurde es brenzlig im Gladbacher Strafraum und weil die Borussen den Ball kaum mal in den eigenen Reihen sichern konnten, gab es kaum Entlastung. Dass in dieser Phase der zweite Gladbacher Treffer fiel, war sehr glücklich - wie auch die Art und Weise des Tores.
Zunächst sicherte Zakaria im Mittelfeld stark den Ball, der dann über Wolf und Hofmann bei Lazaro auf der rechten Außenbahn landete. Der Österreicher flankte an den zweiten Pfosten, wo Embolo relativ unbedrängt zum Kopfball kam. Der Ball wäre wohl weit am Tor vorbeigeflogen, doch weil Thuram das Leder mit der Brust abfälschte, flog es ins lange Eck. Borussia führte 2:0 und so wirklich wusste niemand, warum.
Erst gegen Ende der ersten Halbzeit spielte Borussia richtig mit
Leipzig wirkte in der Folgezeit etwas ratlos angesichts des Spielverlaufs. Die Borussen hatten zwar weiterhin nur wenig Spielanteile, wirkten aber mit der Führung im Rücken geschlossen und verteidigten aufmerksam. Eine Ausnahme war die 32. Minute, als sich Hofmann den Ball von Olmo abjagen ließ und Sabitzer plötzlich freie Schussbahn hatte – doch der Leipziger jagte die Kugel in die Wolken. In der Schlussphase des ersten Durchgangs zeigten sich die Gladbacher dann auch mal nachhaltiger in der Leipziger Hälfte. Hofmann hatte zwei Möglichkeiten: Nach Fehlpass von Mukiele verzog er aus zehn Metern knapp (40.) und in der Nachspielzeit wurde ein Schuss des Nationalspielers zur Ecke abgefälscht.
Nach dem Seitenwechsel erhöhte Leipzig mit der Hereinnahme von Sörloth den Druck. Der Norweger erzielte nach sechs Minuten den vermeintlichen Anschlusstreffer, als ihn Beyer aus kurzer Distanz bei einem Rettungsversuch anschoss und der Ball ins Tor flog. Allerdings war die Kugel Sörloth an die Hand gesprungen, so dass der Treffer zu Recht nicht zählte.
Gladbach bekommt nach der Pause kein Bein an den Boden
Doch Leipzig blieb dran und die Borussen hatten kaum Zeit zum Luftholen, weil es ihnen nicht gelang, den selbst den Ball über einen längeren Zeitraum zu kontrollieren. Folgerichtig markierten die Gastgeber in der 57. Minute das 1:2. Thuram verlor die Kugel kurz hinter der Mittellinie, Hofmann grätschte vergeblich und kam dann nicht mehr hinter. Sörloth schlug das Leder von der rechten Gladbacher Seite in den Strafraum, Halstenberg ließ es durch und Nkunku stand in der Mitte zwischen Ginter und Elvedi blank und vollendete aus kurzer Distanz unhaltbar in den Knick.
Marco Rose reagierte mit einem Dreifachwechsel und brachte Kramer, Neuhaus und Bensebaini. Die damit verbundene Umstellung auf Viererkette sorgte jedoch weder für mehr Stabilität noch einen erhöhten Ballbesitz. Im Gegenteil – Leipzig markierte neun Minuten nach dem ersten Treffer den Ausgleich. Poulsen spielte einen Doppelpass mit Olmo und zog aus 17 Metern unbedrängt flach ab. Der Ball tickte vor Sommer auf, der sich vergeblich streckte, und fand via Innenpfosten den Weg ins Gladbacher Tor (66.). Keine sechzig Sekunden später hätte Poulsen fast für die Führung gesorgt, als Bensebaini nicht ins Luftduell ging und der Däne knapp über den Kasten köpfte (67.).
Sörloth sorgt für den Knockout – Borussen beschweren sich vergeblich
Die Borussen hingen wie ein Boxer in den Seilen und sahen sich weiteren Angriffen der Leipziger ausgesetzt. Olmo zog gefährlich ab, Sommer parierte mit einer Flugeinlage (72.). Fünf Minuten später zirkelte der gerade eingewechselte Forsberg einen Freistoß aufs Tor, den Sommer mit den Fingerspitzen ans Lattenkreuz lenkte und auch beim Rebound war Borussias Keeper zur Stelle und verhinderte den Rückstand (77.). Erst danach gelang es den Fohlen, ein wenig Druck vom Kessel zu nehmen und sich über ein paar Stationen in der gegnerischen Hälfte zu bewegen.
Allerdings schafften sie es nicht, sich in letzter Instanz durchzusetzen und gefährlich zu werden. Im Gegenteil – Gladbach hatte in der zweiten Halbzeit keinen einzigen Torabschluss. Dennoch sah es so aus, als ob die Borussen zumindest den einen Punkt über die Zeit retten könnten, weil Leipzig nach hinten raus auch irgendwie der letzte Punch zu fehlen schien. Doch dann kam die dritte Minute der Nachspielzeit. Nkunku flankte von der rechten Gladbacher Seite nach innen, wo sich Sörloth mit einem kleinen Armeinsatz Platz gegen Lazaro verschaffte und aus kurzer Distanz zum 3:2 einköpfte.
Eine unglückliche, aber verdiente Niederlage
Die Borussen reklamierten heftig, weil sie ein Foul des Torschützen an Lazaro ausgemacht haben wollten. Doch Schiedsrichter Gräfe ließ sich nicht beirren und gab den Treffer. Und das zu Recht, denn zwar lag ein kleiner Schubser vor, doch hier nicht einzugreifen, entsprach der Linie der Zweikampfbewertungen von Gräfe. Lazaro hätte stabiler hingehen müssen und Sommer hätte die Sache schon zuvor bereinigen können, als der Ball durch den Fünfmeterraum flog, er aber auf der Linie klebte. Der Knockout in der Nachspielzeit war für Borussia unglücklich, die Niederlage angesichts der Kräfteverhältnisse auf dem Feld jedoch verdient.
Kurzstatistik zum Spiel:
RB Leipzig: Gulacsi - Mukiele, Upamecano, Orban, Halstenberg - Adams, Sabitzer (46. Sörloth), Kluivert (76. Forsberg), Dani Olmo, Nkunku (90.+6 Klostermann) - Poulsen
Borussia Mönchengladbach: Sommer – Beyer, Ginter, Elvedi (62. Bensebaini) – Zakaria (80. Plea) – Lazaro, Hofmann (62. Neuhaus), Wolf, Wendt (80. Stindl) – Embolo, Thuram (62. Kramer)
weiter im Kader: Sippel (Tor), Reitz, Herrmann, Traoré
Tore: 0:1 Hofmann (6./FE), 0:2 Thuram (19.), 1:2 Nkunku (57.), 2:2 Poulsen (66.), 3:2 Sörloth (90.+3)
Gelbe Karten: Sabitzer, Upamecano - Elvedi, Stindl
Schiedsrichter: Manuel Gräfe
Zuschauer: -
von Marc Basten