Nachdreher aus Freiburg

»Die Nummer müssen wir jetzt erstmal verarbeiten«

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Marco Rose kassierte mit Borussia eine bittere Niederlage in Freiburg (Foto: Poolfotos/Fohlenfoto/Norbert Jansen)

»Schwer enttäuscht« waren die Gladbacher Borussen, nachdem es die gewohnte Niederlage beim SC Freiburg gesetzt hatte. Es war ein Tiefschlag, von dem man sich nur schwer erholen wird.

Schon seit geraumer Zeit gehört Borussia Mönchengladbach zu den Topteams in der Bundesliga, doch nicht oft ist die Fohlenelf in einem Auswärtsspiel derart bestimmend aufgetreten, wie am Freitag im ersten Durchgang. Schon gar nicht in Freiburg, wo es bekanntlich seit 2002 keinen Gladbacher Sieg mehr gab. Es war teilweise ein echter fußballerischer Augenschmaus, den die Borussen ablieferten. »Das war eine hervorragende erste Halbzeit von uns mit extrem viel Dominanz«, sagte Marco Rose nach der Partie.

Die Gladbacher beherrschten Ball und Gegner, vergaßen allerdings, ihre Überlegenheit in Tore umzumünzen. »Wir hatten einige gute Möglichkeiten und machen sogar ein Tor, was wir uns selber noch wegnehmen«, sagte Rose, der damit das Abseitstor von Neuhaus ansprach, der einen Schuss von Herrmann ins Tor verlängerte. »Wir haben eine sehr gute erste Hälfte gespielt mit vielen guten Chancen, aber haben leider nicht das Tor gemacht«, fasste Yann Sommer zusammen.

Zum dritten Mal in Folge ein Kopfballgegentor nach einem Standard

In der zweiten Halbzeit änderte sich das Bild. »Wir sind ordentlich aus der Pause gekommen«, befand Marco Rose. »Freiburg hat es dann schon ein bisschen intensiver und aggressiver gemacht und das Spiel offener gestaltet. Wir bekommen einen völlig unnötigen Standard - schon das Zustandekommen war unnötig - und verteidigen ihn dann richtig schlecht, sehr unaufmerksam und nicht mit der nötigen Konsequenz.«

Ex-Borusse Vincenzo Grifo zirkelte den Ball in den Strafraum, wo sich der gerade eingewechselte Petersen dieser unerfindlichen Mischung aus Raum- und Manndeckung entziehen konnte - Lars Stindl machte einen unzureichenden Klärungsversuch - und köpfte zum Tor des Tages ein. Das war bereits der dritte Kopfballgegentreffer in Folge nach einem Standard, den die Gladbacher hinnehmen mussten. Nimmt man die Ungefährlichkeit bei eigenen ruhenden Bällen hinzu, so ergibt sich da ein nicht unerhebliches Problem, an dem dringend gearbeitet werden muss.

»Wir sollten uns schon in erster Linie an die eigene Nase greifen«

Die Führung beflügelte Freiburg und sorgte gleichzeitig dafür, dass den Borussen die zuvor noch so zelebrierte Selbstverständlichkeit gänzlich flöten ging. Erschwerend kam die Gelb-Rote Karte für Alassane Plea hinzu. »Ich glaube nicht, dass der Platzverweis entscheidend für die Niederlage war«, sagte Marco Rose. »Wir sollten uns schon in erster Linie an die eigene Nase greifen. Dennoch ist der Platzverweis für mich nicht nachvollziehbar und in der Summe ein Witz.«

Plea sah in der ersten Halbzeit eine komplett unnötige Karte, nachdem er dummerweise den Ball weggeschlagen hatte. »Da muss ich sicher auch mit Plea reden, dass er den dort tunlichst liegenlassen sollte«, meinte Rose, der auf die »Vorgeschichte« des Franzosen mit dem Feldverweis in Leipzig hinwies. Dennoch monierte der Coach nicht ganz zu Unrecht auch das fehlende Fingerspitzengefühl des Schiedsrichters. »Plea hat den Ball nicht aus dem Stadion geschossen oder bösartig irgendwo hingekickt, sondern hat ihn ein bisschen angeschubst. Da könnte man ja auch mal miteinander sprechen auf dem Platz.«

»Das ist mir viel zu wenig für eine zweite Gelbe Karte«

Doch Markus Schmidt hatte keine Lust auf Konversation, sondern ließ lieber Karten sprechen. So in der 68. Minute, als er Plea nach einer Allerweltsaktion zum zweiten Mal Gelb zeigte. »Das war ein völlig normaler Zweikampf, wo beide zum Ball gehen«, sagte Rose. »Lasso trifft ihn weder bösartig oder mit Absicht, sondern kommt ein bisschen zu spät und tritt ihm einfach aus Versehen auf den Fuß. Das ist mir viel zu wenig für eine zweite Gelbe Karte, zumal es sein erstes oder zweites Foul war.«

Der Ärger der Borussen war durchaus nachvollziehbar, auch wenn die Situation erst aufgrund von Pleas undisziplinierter erster Aktion ›scharf‹ wurde. Max Eberl regte sich jedenfalls so lautstark auf, dass Schmidt sein Kartenspiel fortsetzte und Borussias Sportdirektor mit der Roten Karte bedachte. Eine Premiere, auf die Eberl gut und gerne hätte verzichten können: Zum ersten Mal in der Bundesligahistorie sieht ein Verantwortlicher auf der Bank Rot.

»Wir sind schwer enttäuscht«

In Unterzahl fiel den Borussen nicht mehr viel ein, der Frust wurde von Minute zu Minute größer, während die Freiburger an Sicherheit gewannen. Auch die Umstellung auf Dreierkette und vier Wechsel im Verlauf der letzten zwanzig Minuten verpufften. Im Schlussdrittel war Freiburg einem zweiten Treffer näher, als die Borussen dem Ausgleich. Zumal erschwerend hinzukam, dass auch der Schiedsrichter weiterhin eher einseitig pfiff: Frantz kam ohne Gelb davon, als er Bensebaini auf den Fuß trat und Ginter wurde ein Freistoß an der gegnerischen Strafraumgrenze verweigert, nachdem ihm Höler absichtlich ins Kreuz gesprungen war.

Es fügte sich also mal wieder alles wie gehabt zusammen, wenn Borussia Mönchengladbach beim SC Freiburg antritt. Die Horrorserie bleibt bestehen. »Wir sind schwer enttäuscht«, fasste Marco Rose zusammen. »Weil wir ambitioniert hier hergekommen sind, weil wir oben mitmischen wollten und wollen. Dafür hätten wir drei Punkte gebraucht, die wir aber nicht geholt haben. Die Niederlage schmerzt und die Nummer müssen wir jetzt erstmal verarbeiten.«

 


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