Nachdreher aus dem Ruhrstadion

»Unterirdische Geisteshaltung« bei Borussia und Schiedsrichter

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Enttäuschte Borussen nach der Niederlage in Bochum (Foto: Norbert Jansen – Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach zeigte in Bochum eine über weite Strecken erschreckend schwache Leistung und kassierte eine folgerichtige Niederlage. Doch der große Aufreger des Abends war einmal mehr dem VAR geschuldet.

Daniel Farke war angefressen. Erstmals in seiner noch kurzen Amtszeit als Trainer von Borussia Mönchengladbach übte er nach der Partie beim VfL Bochum öffentlich deutliche Kritik an seiner Mannschaft. »Die Geschichte des Spiels ist relativ schnell erzählt«, so Farke. »Bochum hat hochverdient zur Pause geführt. Sie haben genau das gemacht, wofür sie in den letzten Heimspielen standen. Sie waren intensiv, hatten eine hohe Laufbereitschaft und Aggressivität und haben sehr emotional gespielt«.

All das war zu erwarten, doch Farkes Team fand keine Einstellung zum Bochumer Vorgehen. »Die ganze Geisteshaltung war nicht gut. Ich fand uns mutlos, lauffaul und gedanklich überhaupt nicht schnell.« Schon in der 2. Minute ließ sich Friedrich an der Außenlinie übertölpeln und kassierte eine Gelbe Karte. »Das hat den Ton gesetzt für die ersten 25 Minuten«, so Farke.

»Wir gehen faul einen Schritt raus und heben den Arm hoch«

Die Borussen bekamen kein Bein an den Boden und Bochum ging durch Antwi-Ajei in Führung. Das Abwehrverhalten brachte Farke auf die Palme: »Da waren wir in der letzten Reihe überhaupt nicht gewillt, die Stürmer nach vorne zu verteidigen. Wir gehen faul einen Schritt raus und heben den Arm hoch.« Jan Olschowsky, Borussias Debütant, war zum ersten Mal geschlagen und musste kurz darauf ein weiteres Mal den Ball aus dem Netz holen, nachdem Nico Elvedi böse gepatzt hatte. »Da zeigen wir uns nicht schnell genug und sind zu faul, einen Blick über die Schulter zu werfen, um zu gucken, was in der Mitte passiert«.

Wie schon beim Auswärtsspiel in Bremen verschliefen die Borussen kollektiv die Anfangsphase und ließen sich von der aggressiven Herangehensweise des Gegners nahezu widerstandslos den Schneid abkaufen. Selbst in einer Krabbelgruppe ist mehr Wehrhaftigkeit vorhanden, als bei den ballführenden Gladbachern. »Wir hatten keinen Mut, uns unter Druck zu zeigen«, umschrieb Farke das klägliche Verhalten seiner Spieler.

Absurder Eingriff des VAR

Auch wenn die Borussen sich im weiteren Verlauf der Partie stabilisierten, blieb vieles Stückwerk. Für eine selbsternannte Ballbesitzmannschaft war es fußballerisch über weite Strecken erschreckend einfallslos. Und selbst nach dem Anschlusstreffer, als man endlich zupackte und einen Bochumer Fehler nutzte, blieb das Gladbacher Spiel fahrig und fehlerbehaftet. Zwar hielt man nun auch physisch dagegen, aber spielerisch blieb die Vorstellung grenzwertig dünn.

Dennoch hätte es unter ordnungsgemäßen Umständen zum Remis gereicht. »Wir waren mutiger und sind zu einem regulären Ausgleich gekommen«, sagte Farke. Nach dem Kopfballtreffer von Bensebaini in der 82. Minute schien der schlimme Abend doch noch ein gutes Ende zu nehmen, aber es folgte der absurde Eingriff des VAR. Wieder einmal meldete sich der Kölner-Keller, obwohl der Schiedsrichter diese Situation definitiv nicht offensichtlich falsch bewertet hatte. Am Ende wurde das Tor aberkannt – was möglicherweise bei einer extrem spitzfindigen theoretischen Regelauslegung korrekt sein könnte, aber im konkreten Fall völlig praxisfremd ausgelegt und entschieden wurde.

Ein geklautes Tor: »Da gibt es keine zwei Meinungen«

Die Gladbacher Einschätzung zu dieser Szene war jedenfalls klar. »Alle fragen sich: Was ist da passiert? Und da sitzt einer im Kölner Keller und sagt: Das war unkontrolliertes Spiel. Das geht doch gar nicht«, ereiferte sich Christoph Kramer. »Wenn ich die Gladbach-Brille ablege und die VfL-Bochum-Brille aufsetze, dann ist es immer noch ein geklautes Tor. Da gibt es keine zwei Meinungen.«

Auch Daniel Farke war fassungslos. »Die Szene ist fachlich falsch bewertet und inhaltlich vom Prozess des VAR auch falsch – eine krasse Fehlentscheidung.« Borussias Coach bescheinigte dem Schiedsrichtergespann eine »unterirdische Leistung« und vor allem Schiedsrichter Daniel Schlager hatte es ihm ‘angetan’: »Es geht nicht darum, dass sich der Schiedsrichter hier vom Publikum wie ein Rockstar feiern lässt. Dann muss er Rockstar werden.« Die Gladbacher fühlten sich berechtigterweise verschaukelt, was aber nichts an dem über weite Strecken indiskutablen Auftritt ändert. Deshalb musste Farke letztlich auch eingestehen, »dass sich Bochum durch Leidenschaft den Sieg verdient hat«.

 


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