Nachdreher aus dem Borussia-Park

Die Effektivität fehlte Borussia zum Heimsieg gegen Mainz

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Julian Weigl & Co hatten vieles im Griff, doch zum Heimsieg reichte es nicht (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach blieb auch im vierten Heimspiel der Saison sieglos. Gegen Mainz 05 mussten sich die Fohlen mit einem Remis zufriedengeben, das letztlich weder Fisch noch Fleisch war. Ein Sieg wäre verdient gewesen, doch am Ende musste man froh über den Punkt sein.

Freitagabend, Flutlicht und ein fast ausverkaufter Borussia-Park. Diese Komponenten bedeuten nicht automatisch eine bemerkenswerte Atmosphäre, aber beim Spiel gegen Mainz war zumindest die Schlusssequenz stimmungstechnisch herausragend. Nahezu das ganze Stadion schien die Borussen zum Heimsieg tragen zu wollen und anschließend war Trainer Gerardo Seoane voll des Lobes für den Support. »Die Fans haben uns über die gesamte Spieldauer gepusht, aber die letzten zehn Minuten waren schon beeindruckend.«

Zu diesem Zeitpunkt war Seoanes Mannschaft dabei, die vierte Heimniederlage in Folge zu vermeiden und ein Spiel zu retten, dass sie eigentlich klar hätte gewinnen müssen. Gegen die noch sieglosen Mainzer waren die Gladbacher von Beginn an das deutlich überlegene Team. Musste man in den bisherigen Heimspielen gegen die Topteams mehr reagieren als aktiv das Spielgeschehen gestalten, waren diesmal neben den defensiven Grundtugenden auch spielerische Elemente gefragt. Und die brachten die Fohlen, die in der gleichen Besetzung wie zuletzt in Bochum angetreten waren, auf den Platz. 

Klarheit und Entschlossheit vor dem gegnerischen Tor vermisst

Es wurde schnell und zielstrebig kombiniert, die Mischung zwischen langen Bällen und zügigem Kurzpassspiel passte. Viel lief über die rechte Seite, wo der umtriebige Honorat auffällig war. Gleichzeitig wurden die zaghaften Bemühungen der Mainzer um Spielkontrolle konsequent im Keim erstickt. Die Borussen hatten den Gegner im Griff und erspielten sich mehrere Torchancen, die von der Qualität her zwischen den Kategorien 'kann man machen' und 'muss man machen' einzuordnen waren. 

»Wir haben viele gute Situationen kreiert, bei denen aber zum Teil die Klarheit und Entschlossenheit gefehlt hat«, sagte Gerardo Seoane später. Tatsächlich hätten die dominanten Borussen aus ihrem gefälligen Spiel mehr Kapital schlagen müssen als nur das eine Tor durch Florian Neuhaus in der 22. Minute. Erschwerend kam hinzu, dass die Freude über den mustergültigen Kopfballtreffer des 26-Jährigen nach der perfekten Honorat-Flanke nur von kurzer Dauer war. Der zugegebenermaßen wunderschöne Sonntagsschuss von Brajan Gruda zum Ausgleich für Mainz wurde nicht nur von Gerardo Seoane als »kalte Dusche« empfunden. 

Die vierte Heimpleite in Folge nahm bedrohliche Formen an

»Wenn du gegen Mainz offensiv so viel produzierst, dann hast du vieles richtig gemacht«, sagte Seoane. »Aber trotzdem musst du es schaffen, das Spiel dann auch auf deine Seite zu ziehen.« Das versäumten die Borussen und sie ließen Mainz „leben“. Und nach dem Seitenwechsel leisteten sie aktive Aufbauhilfe. »Wir haben da etwas den Faden verloren und sind nachlässiger geworden«, hatte Seoane festgestellt. Der Schweizer monierte, dass seine Mannen die Zweikämpfe mit mehr Vehemenz und »ein bisschen schlauer« hätten führen müssen. So aber schnupperte Mainz Morgenluft und wurde mit Kontern gefährlich. Der eingewechselte Barkok vergab eine Riesenchance - spätestens dann hätten bei den Borussen die Alarmglocken schrillen müssen. 

Doch sie verteidigten auch wenige Minuten später sehr hoch, Elvedi rückte forsch an der Mittellinie vor und wurde dann mit einem Pass kaltgestellt, während Barkok in seinem Rücken auf und davonlief.  Dass der Ex-Frankfurter die Situation finalisieren konnte, war aus Gladbacher Sicht unglücklich. In dieser Szene zeigten die Mainzer die Effektivität, die den Borussen zuvor abgegangen war. Und plötzlich standen die Fohlen eine Viertelstunde vor Schluss vor einem regelrechten Scherbenhaufen: Die vierte Heimpleite in Folge nahm bedrohliche Formen an.

Die Schlussminuten wurden atemberaubend 

Aber die Mannschaft resignierte nicht, sondern startete - unterstützt von den Fans - eine schon fast wütende Jagd auf den Ausgleichstreffer. In dieser Phase machte sich dann auch die Tatsache positiv bemerkbar, dass von der Bank Qualität nachgelegt werden konnte. Die bereits vor dem Rückstand eingewechselten Čvančara, Ngoumou und Koné sorgten für frischen Schwung und wenn der Mainzer Keeper Zentner nicht einen absoluten Sahne-Tag erwischt hätte, wäre Čvančara als Doppelpacker der Held des Abends geworden. 

So aber blieb es dem ebenfalls eingewechselten Joe Scally vorbehalten, zumindest den einen Punkt zu retten. Er erzwang den Ausgleich mit einem Schuss, der dem Traumtor der Mainzer in der ersten Halbzeit sehr ähnlich war. Die Explosion auf den Rängen, die dieser Treffer auslöste, war gewaltig. Die Schlussminuten wurden atemberaubend, weil die Zuschauer die Mannschaft nach vorn trieben und die Spieler alles aus sich herausholten. Zwar reichte es nicht mehr, dennoch war dieses Zusammenspiel von Fans und Mannschaft wirklich beeindruckend. 

»Spielerisch haben wir gegenüber den bisherigen Heimspielen Fortschritte gemacht«

Als die Gemüter wieder etwas herunterkühlt wurden, blieb die Einordnung dieses Spiels irgendwo zwischen Fisch und Fleisch hängen. Einerseits hätten die Borussen das Spiel angesichts der Überlegenheit in der ersten Halbzeit und der Qualität der Torchancen zwingend gewinnen müssen, andererseits müssen sie aufgrund des Spielverlaufs froh sein, das Worst-Case-Szenario in Form der vierten Heimpleite in Serie vermieden zu haben. »Spielerisch haben wir gegenüber den bisherigen Heimspielen Fortschritte gemacht und hatten viel Kreativität und Spielwitz«, resümierte Gerardo Seoane. »Insgesamt sind das gute Signale, aber wir wissen auch, dass es noch ein langer Weg ist.«

 


von Marc Basten
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