Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Mainz 05

Sommer überragend - der Rest fällt deutlich ab

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Ein unangenehmes Spiel für Ginter & Co. gegen Mainz (Foto: Getty Images)

Borussia Mönchengladbach baute nach einer vernünftigen ersten Halbzeit gegen Mainz 05 ab und konnte am Ende heilfroh sein, dass man einen Punkt im Borussia-Park behielt. Yann Sommer war überragend - danach kam nicht wirklich viel. Die Einzelkritik:

Yann Sommer: Borussias Keeper war zweifellos der Mann des Abends im Borussia-Park. Mit einem unfassbaren Reflex beim Rebound von Burkart bewahrte er seine Mannschaft kurz nach der Pause vor dem Ausgleich und auch beim Distanzschuss von Lee war er mit einer sehenswerten Flugeinlage zur Stelle. Beim Treffer von Onisiwo hatte der 33-Jährige keine Abwehrchance. In der Schlussminute rettete er erneut bärenstark gegen Burkart, lenkte den Kopfballrebound von Lee an die Latte und sicherte den Ball auf der Linie. Nach der zu kurzen Kopfballrückgabe von Scally riskierte Sommer Kopf und Kragen - und einen Elfmeter - doch er war rechtzeitig vor dem Mainzer am Ball. Auch die ‘normalen’ Aufgaben erledigte Sommer unaufgeregt und sicher. Lediglich ein verunglückter Abschlag des Schweizers führte zu einer Halbchance der Mainzer. Note 1,0.

Matthias Ginter: Machte rechts in der Dreierkette eine seriöse Partie. Die Rückenprobleme, die ihn bei der Nationalmannschaft ausgebremst hatten, schienen ihn nicht zu beeinträchtigen. Ginter wurde in einige enge Zweikämpfe mit den nickeligen Mainzern verwickelt. Er selbst sah für ein Einsteigen Gelb, was im Kontext der sonstigen Regelauslegung des schwachen Schiedsrichters übertrieben war. Der 28-Jährige schaltete sich aktiv mit nach vorne ein, allerdings unterliefen ihm einige leichte Fehler im Kurzpassspiel. Im Anschluss an eine Freistoßflanke hatte Ginter eine gute Kopfballgelegenheit. In der Schlussphase schwamm er gemeinsam mit den Kollegen heftig. Dass er zweimal in Richtung Schiedsrichter reklamierte und den Fokus verlor, während das Spiel weiterlief, war ärgerlich - aber blieb zum Glück folgenlos. Note 3,5.

Nico Elvedi: Nach überstandener Corona-Infektion wieder zurück als zentraler Mann in der Dreierkette. Dort in der ersten Halbzeit mit solidem und teilweise auch sehr gutem Zweikampfverhalten (u.a. gegen Onisiwo). Auch am Ball fand er in zwei Situationen feine Lösungen und erhielt sogar Szenenapplaus. Bei einem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung kam Elvedi allerdings nur schleppend zurück und bei dem einen oder anderen Antritt fehlte ihm die Spritzigkeit. Das offensichtliche Fitnessproblem beim 25-Jährigen zeigte sich nach der Pause vermehrt. So kam er einige Male zu spät - u.a. auch vor dem Ausgleich, als er aus der Kette rausrückte, aber Hack nicht stören konnte. Vor der Doppelchance am Ende fiel er beim Versuch, Burkardt zu stoppen, einfach um und den anschließenden Sprint zurück brach er nach wenigen Schritten sichtlich entkräftet ab. Note 3,5.

Jordan Beyer: Diesmal wieder links in der Dreierkette aufgeboten, machte Beyer ein ordentliches Spiel. Er war stabil in den Zweikämpfen und schob auch einige Male gut mit nach vorne nach, wenn es die Situation erlaubte. Mit einer Balleroberung gegen Ingvartsen und der direkten Weiterleitung auf Neuhaus stand er an der Basis der Embolo-Chance kurz nach dem Führungstor. Seine Pässe waren klar und schnörkellos, die Fehler hielten sich in Grenzen. In der ersten Halbzeit hatte Beyer Onisiwo im Griff, beim Ausgleich entwischte ihm der Österreicher entscheidend. Hier erfasste Beyer die Situation einen Tick zu spät, um noch eingreifen zu können. In der Schlussphase wirkte auch beim 21-Jährigen das eine oder andere kopflos. Bei der Entstehung des Lattentreffers ließ sich Beyer zu einfach von Onisiwo wegblocken. Note 3,5.

Stefan Lainer: War auf der rechten Seite im ersten Durchgang ein Aktivposten auf dem Weg nach vorne. Die Plea-Chance bereitete der Österreicher mit einem starken Lauf in die Tiefe und seiner Hereingabe in die Mitte vor, etwas später startete er nach Plea-Zuspiel bis zur Grundlinie durch, fand mit seiner Flanke aber keinen Abnehmer. Lainer war an der Kombination zum 1:0 beteiligt. Im Passspiel hatte der 29-Jährige - gerade unter Bedrängnis - allerdings einige Fehler im Repertoire. Nach dem Seitenwechsel beförderte er den Ball mit einer gewagten, aber gelungenen Kopfballrückgabe zu Sommer. Kurz darauf flankte er zum Seitfallzieher von Embolo und auch den Konter über Embolo nach einer Stunde leitete Lainer mit seinem Zuspiel ein. Als Mainz den Druck erhöhte, kam Lainer einige Male nicht in den Zweikampf. Den Ausgleich leitete er unfreiwillig ein, als er den langen Schlag des Mainzers Torwarts nicht sauber klärte, sondern direkt zu einem Gegenspieler beförderte. Zwei Minuten vor dem Ende wurde Lainer durch Scally ersetzt. Note 3,5.

Florian Neuhaus: Versuchte es in der Anfangsphase mit einem Schuss aufs kurze Eck und war in der Folgezeit bemüht, dem Spiel mit direkten Pässen seinen Stempel aufzudrücken. Das gelang dem Nationalspieler nur im Ansatz, denn viele Aktionen verpufften. Richtig stark war der Doppelpass mit Embolo vor dem Führungstor - da zeigte sich die ganze fußballerische Klasse von Neuhaus. Doch gegen die teilweise sehr grenzwertig zu Werke gehenden Mainzer fehlte es dem 25-Jährigen zusehends an Wehrhaftigkeit. Sein Zweikampfverhalten war deutlich schwächer als zuletzt, was im Verlauf der zweiten Halbzeit immer auffälliger wurde. Mehrfach ließ er sich von den Mainzern nahezu widerstandslos überlaufen. Die Auswechslung gegen Kramer zehn Minuten vor Schluss kam deutlich zu spät. Note 4,0.

Manu Koné: Rieb sich im engen Mittelfeld auf, ohne wirklich zur Entfaltung zu kommen. Zwei-, dreimal befreite er sich mit enger Ballführung aus der Umklammerung gleich mehrerer Gegenspieler, doch in der Fortsetzung verpufften die Aktionen. Der 20-Jährige suchte mit Ball am Fuß mehrfach zu lange nach einer Lösung, was aber auch mit fehlenden Optionen zu tun hatte. Nach dem Seitenwechsel kam Koné mehrfach einen oder zwei Schritte zu spät, wenn die Mainzer schnell durchs Mittelfeld spielten und lief dann eher gemütlich hinterher. Auch das Positionsspiel des Franzosen war teilweise arg sorglos - so wie beim Mainzer Ausgleich, als Koné weit weg im Mittelkreis stand. In der 88. Minute wurde er durch Bénes ersetzt. Note 4,0.

Ramy Bensebaini: Suchte von Beginn an über die linke Seite den Weg nach vorne und machte auch fleißig die Wege mit zurück. Offensiv hatte er einen Abschluss mit rechts, der zu zentral geriet, hinten rettete er mit einer eminent wichtigen Hochrisikogrätsche gegen Ingvartsen. Nach der Pause agierte der Algerier zusehends fahriger und es unterliefen ihm mehrere Flüchtigkeitsfehler. Mit zunehmender Spieldauer baute der 26-Jährige kräftemäßig deutlich ab. So kam er in einigen Duellen einen halben Schritt zu spät. Beim Ausgleich hätte ein frischer Bensebaini möglicherweise gegen Onisiwo noch eingreifen können. Note 4,0.

Lars Stindl: Begann bei seinem Startelfcomeback direkt mit einer Grätsche und war auch in der Folgezeit ein Aktivposten. Nach Doppelpass mit Lainer flankte er gut in Richtung Embolo, die Plea-Chance leitete Stindl mit einem perfekten Steckpass auf Lainer ein. An der Kombination zum 1:0 war Stindl beteiligt, die Chance von Embolo kurz darauf bereitete der Kapitän mit einem schönen Pass vor. Auch als Standardschütze trat der 33-Jährige in Erscheinung: Eine Freistoßflanke zu Beginn missriet, eine weitere nach der Pause köpfte Ginter knapp über das Tor. Die fehlende Spielpraxis war Stindl vor allem in Bezug auf seine Spritzigkeit deutlich anzumerken - so konnte er sich in einem vielversprechenden Laufduell gegen Hack nicht durchsetzen. Nach dem Seitenwechsel häuften sich die Unsauberkeiten, was an den schwindenden Kräften lag. Der ersten Mainzer Chance ging ein Ballverlust von Stindl voraus und er baute zusehends ab. Nach 63 Minuten machte er Platz für Noß. Note 3,5.

Alassane Plea: Hatte die erste gute Chance nach Hereingabe von Lainer, als er schon einen halben Schritt zu weit vorne war, um den Ball noch platzieren zu können. Danach zeigte sich der Franzose einige Male aus schlauer Ballverteiler - auch den Spielzug vor dem 1:0 eröffnete er mit einer Verlagerung auf Lainer. Bei seinen Dribblingansätzen blieb Plea mehrfach frühzeitig hängen. Nach der Pause wartete er bei einem Konter vergeblich auf den Querpass von Embolo, kurz darauf verpasste er den Zeitpunkt einen Steckpass zu spielen. Deutlich zu wünschen übrig ließ die Defensivarbeit des 29-Jährigen - gerade im Vergleich zu den Vorwochen. Er war mehrfach unaufmerksam (u.a. zweimal kurz hintereinander gegen Stach) und längst nicht so fleißig wie zuletzt. Note 4,0.

Breel Embolo: Erzielte ein schönes Tor, als er das Zuspiel von Stindl mit dem Rücken zum Gegenspieler auf Neuhaus klatschen ließ, sich gut löste und für den Doppelpass in Position brachte - um dann überlegt abzurunden. Auch darüber hinaus bei zwei, drei Anspielen mit dem Gegner im Rücken mit guten Ballsicherungen und Ablagen. Kurz nach dem Führungstor hätte er nach Stindl-Pass nachlegen können, doch sein Schuss geriet letztlich zu schwach. Nach einer Stunde rannte Embolo nach Lainer-Zuspiel über halbrechts an den Sechzehner und schloss nicht präzise genug ab - zudem wäre ein Abspiel auf den freien Plea die bessere Option gewesen. Ansonsten fiel der Schweizer neben einem missglückten Seitfallzieherversuch durch einige Abseitsstellungen auf - und durch plumpe Stürmerfouls mit Ansage. Über weite Strecken der zweiten Halbzeit war der 25-Jährige unsichtbar, was sich auch in den statistischen Werten ausdrückte: Embolo hatte die wenigsten Ballaktionen und legte in 90 Minuten plus Nachspielzeit keine 9 Kilometer zurück. Note 4,0.

Conor Noß (63. Minute für Stindl): Der Youngster ersetzte Stindl positionsgetreu, was unter diesen undankbaren Bedingungen eine deutlich zu große Aufgabe für ihn war. Absolut kein Vorwurf an den 21-Jährigen, der sich reinhängte und viel lief. Mehr konnte er allerdings nicht beitragen - vor allem auch keine defensive Körperlichkeit, die angesichts des ständig zunehmenden Mainzer Drucks notwendig gewesen wäre. Ohne Note.

Christoph Kramer (80. Minute für Neuhaus): Überraschend spät eingewechselt angesichts der großen Probleme im Defensivverbund, sollte der 31-Jährige in den letzten zehn Minuten den Laden zusammenhalten. Das gelang nur in Ansätzen - auch Kramer wurde ein paar Mal mit überrannt. Ohne Note.

Joe Scally (88. Minute für Lainer): Spielte auf der rechten Seite und hätte mit seiner zu kurzen Kopfballrückgabe auf Sommer fast ein Gegentor bzw. einen Elfmeter verschuldet. Ohne Note.

Laszlo Bénes (88. Minute für Koné): Schoss einen Freistoß - nicht wirklich schlecht, aber eben auch nicht gut genug. Bei der Doppelchance der Mainzer am Ende schlief der 24-Jährige, ließ Burkardt vorbeiziehen und kam nicht mehr hinterher. Ohne Note.

 


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