Einzelkritik: Mainz 05 - Borussia Mönchengladbach 1:1 (0:1)

Borussia sucht weiter die richtige Balance

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Matthias Ginter und die Borussia mussten sich in Mainz mit einem Remis begnügen (Foto: Alex Grimm / Getty Images)

Borussia Mönchengladbach baute in Mainz erneut in der zweiten Halbzeit ab und konnte am Ende froh sein, immerhin einen Punkt gerettet zu haben. Yann Sommer überragte, darüber hinaus blieben einige Borussen hinter ihren Möglichkeiten. Die Einzelkritik:

Yann Sommer: Trotz einiger Torannäherungen der Mainzer hatte Sommer im ersten Durchgang nur wenige Bewährungsproben zu überstehen. Einen abgefälschten Freistoß lenkte er zur Ecke (22.), kurz vor der Pause ließ er einen Onisiwo-Schuss nach vorne prallen, aber Bensebaini bereinigte die Situation. Unmittelbar nach der Pause lenkte der 32-Jährige einen Schuss von Lee stark über den Querbalken. Etwas später rettete Sommer mit zwei überragenden Paraden bei einem Lee-Aufsetzer und einem Schuss von Burkardt. Bei weiteren Pflichtaufgaben war der Schweizer zur Stelle, pflückte zwei Ecken herunter und agierte auch als mitspielender Keeper souverän. Einige Abschläge waren vom Ansatz her richtig gut – leider wurden sie letztlich nicht gut verarbeitet. Beim Gegentor von Landsmann Widmer hatte Sommer keine Abwehrchance. Note 1,5.

Matthias Ginter: Als rechter Mann in der Dreierkette kam der Nationalspieler ordentlich ins Spiel und gefiel mit der einen oder anderen Balleroberung, als er früh vorrückte. Nach einer Freistoßflanke von Hofmann hatte Ginter eine gute Gelegenheit, köpfte aber Embolo an. Im Spielaufbau zeigte der Ex-Freiburger in der ersten Halbzeit mehrere präzise Eröffnungen. Nach dem Seitenwechsel probierte er es zu viel mit langen Bällen, für die es keinen Abnehmer gab. Nach einem Foul von Lee, der dafür Gelb sah, wurde Ginter am rechten Fußgelenk behandelt, konnte aber weiterspielen. In letzter Instanz klärte der 27-Jährige nach einer Stunde gut gegen Burkardt. Beim Kopfball von Hack aufs Tornetz verlor Ginter das Luftduell. Note 3,0.

Nico Elvedi: Erwischte keinen guten Start und war bereits nach einer Minute im Laufduell gegen Onisiwo unterlegen. Mit einem notwendigen Foul gegen Burkardt an der Mittellinie unterband der Schweizer nach fünf Minuten einen Konter. Den Kopfball von Burkardt nach zehn Minuten konnte Elvedi nicht verhindern und vor der Großchance von Onisiwo, als Zakarai sensationell rettete, ließ er sich von Burkardt überlaufen. Dann folgte das verhängnisvolle Laufduell mit Onisiwo, bei dem Elvedi die Innenbahn wählte und sich vom Ball wegorientierte, während der Mainzer einfädelte und beide zu Fall kamen. Für den Schiedsrichter war es in der Wahrnehmung ein Foul von Elvedi, für das dieser die Gelbe Karte sah. Die Fernsehbilder zeigten etwas anderes und vor allem wurde sichtbar, dass sich Elvedi das Sprunggelenk verdreht hatte. Er versuchte es zwar nochmals, musste dann aber passen. Der Schweizer wird mehrere Wochen ausfallen. Ohne Note.

Ramy Bensebaini: Links in der Dreierkette aufgeboten, schob Bensebaini immer mit an, wenn es möglich war. Dabei hielt er gut die Balance zwischen offensivem Risiko und defensiver Sicherheit. Er gewann mehrere wichtige Zweikämpfe, u.a. klärte einmal im Sitzen im eigenen Strafraum. Zwei Bilderbuchgrätschen Ende des ersten Durchgangs waren klasse. Das Führungstor leitete der 26-Jährige mit seinem Distanzschuss ein, der wohl nicht den Weg ins Tor gefunden hätte. Doch durch den Fehler des Keepers wurde die Sache heiß. In der 42. Minute hätte Bensebaini das 2:0 erzielen können, als er frei zum Kopfball kam. Der Ball strich knapp am Pfosten vorbei, aber weil Bensebaini ein so guter Kopfballspieler ist, hätte es eigentlich ein Tor sein müssen. Nach der Pause defensiv mit viel Arbeit und einigen Problemen. So fehlte er einmal hinten, weil er sich zu lange über eine Einwurfentscheidung des Linienrichters mokierte und in einer Situation musste er Onisiwo an der Seitenlinie ziehen lassen. Gelb sah Bensebaini, als er Kohr über die Klinge springen ließ. Auf der anderen Seite besorgte er Boëtius die Gelbe Karte, nachdem er nach einem Ballgewinn in die Mitte zog und nur per Foul gestoppt werden konnte. Beim Gegentor war er nicht mehr rechtzeitig zur Stelle, um Widmer noch wirklich stören zu können, ansonsten war seine Bissigkeit in den Zweikämpfen mehrfach eine Hilfe. Note 2,5.

Joe Scally: Zeigte sich in der Startphase der Partie einige Male mit Schwung auf der rechten Seite. In der 7. Minute dribbelte er gut an und holte einen Freistoß heraus. Mit zunehmender Spieldauer tauchte der 18-Jährige ab. Er lief zwar viel, fand aber nur wenig Tiefe und spielte den einen oder anderen ungenauen Pass. Scally wirkte mental und körperlich etwas platt, was nicht so verwunderlich ist, wenn ein so junger Spieler plötzlich durchstartet und nahezu komplett durchspielen muss. Nach einer Ecke verlor er das Kopfballduell gegen Burkhardt, als der Ball knapp am langen Pfosten vorbei flog. Nach der Auswechslung von Netz rückte Scally in der letzten Viertelstunde auf die linke Seite, wo er mit einer guten Grätsche eine bedrohliche Situation bereinigte. Note 3,5.

Denis Zakaria: War nach seinen Magen-Darm-Problemen spielfit und unterstrich seine Wichtigkeit für diese Mannschaft eindrucksvoll. Mit Zakaria und Koné war das Zentrum unter Gladbacher Kontrolle. Stark, wie Zakaria bei einem Mainzer Umschaltangriff über links mitlief, Kohr den Ball klaute und seinerseits das Spiel aufbaute. Sensationell war die Rettungsaktion in der 14. Minute, als er aus vollem Lauf mit langem Bein gegen Onisiwo den fast sicheren Rückstand verhinderte. Nach der Verletzung von Elvedi rückte Zakaria als zentraler Akteur in die Dreierkette. Das war keine Schwächung in der Abwehrreihe – im Gegenteil. Allerdings fehlte Zakaria jetzt im Mittelfeld. Auf letzter Linie lief er mehrfach die Gegenspieler stark ab – mit Tempo und Body. Nur einmal musste er sich an der Grundlinie Onisiwo geschlagen geben. Auch nach der Pause konnte der 24-Jährige mehrfach sein Tempo einbringen und klären. Note 2,0.

Manu Koné: Legte auch in Mainz wieder eine bemerkenswerte Beständigkeit an den Tag. Koné wirkte wie ein Spieler, der schon jahrelang Bundesliga spielt und den nichts aus der Ruhe bringen kann. Selbst als die Mainzer wie Kletten an ihm hingen und ihn beharkten, behielt der 20-Jährige die Kontrolle. Er eroberte mehrfach stark den Ball und klärte auch dann, als er zuvor ins Straucheln geriet. Ein guter Ballgewinn von Koné und der direkte Vertikalpass auf Thuram ebneten den Weg zum 1:0. Nach der Hereinnahme von Neuhaus musste Koné den defensiveren Part in der Zentrale übernehmen, was er sehr ordentlich machte. Eine Hereingabe von Onisiwo von Gladbachs linker Seite konnte er nicht verhindern, dafür stoppte Koné den Mainzer etwas später mit einem starken Tackling im Strafraum. Er sah Gelb für ein taktisches Foul an Hack und lieferte beim Gegentor die unfreiwillige Vorlage für den Torschützen. Insoweit allerdings kein Vorwurf an Koné, da er hingehen musste und der Ball dann unglücklich abprallte. Note 2,5.

Luca Netz: Rückte als einziger neuer Spieler in die Startelf und agierte auf der linken Seite im Mittelfeld. Der 18-Jährige fand nur wenig Bindung und obwohl er einige Male anzeigte, dass er viel Raum vor sich hatte, spielten ihn die Kollegen nicht an. In mehreren Situationen hatte Netz Probleme mit dem Timing – er rückte vor, wenn er besser geblieben wäre und umgekehrt. Hier und da konnte er den Ball erobern, aber so richtig vermochte sich der Youngster nicht in Szene zu setzen. Einen Torabschluss hatte der Ex-Herthaner in der 34. Minute, als er sich im Strafraum gut gegen drei Gegenspieler drehte, sein Schuss war dann aber unpräzise und nicht druckvoll genug. Seine beste Aktion war die Flanke von der rechten Seite mit links nach der kurz ausgeführten Ecke, die zur großen Kopfballchance für Bensebaini führte. Nach der Pause leistete er sich einen einfachen Ballverlust, blieb zu zaghaft im Zweikampf gegen Onisiwo und lief zumeist vergeblich hinterher. Einmal tauchte er im gegnerischen Strafraum auf, rannte sich aber mit einem Scheuklappendribbling fest. Beim Gegentor agierte Netz im Verbund mit Neuhaus zu zögerlich gegen Flankengeber Stach. Kurz darauf machte er Platz für Herrmann. Note 4,5.

Jonas Hofmann: Borussias ‚Unterschiedsspieler‘ der letzten Wochen blieb bei seinem Ex-Klub Mainz mehr als deutlich unter seinen Möglichkeiten. Von Beginn an unterliefen ihm Unsauberkeiten sowohl beim Passspiel, als auch bei der Ballverarbeitung. Von seiner ansonsten so ausgeprägten Antizipationsfähigkeit war diesmal nicht viel zu sehen. Hofmann traf mehrfach die falsche Entscheidung, er lief sich fest oder verschenkte einen Freistoß, weil er ihn zu schnell ausführte. Obwohl der 29-Jährige wie gewohnt viel unterwegs war, blieb er auch nach der Pause weitestgehend unglücklich in seinen Aktionen. Note 4,5.

Alassane Plea: Gefiel in seinem 100. Bundesligaspiel in der 10er-Rolle zu Beginn als Ballverteiler. Konkret wurde er allerdings nicht – ein Lupferpass in Richtung Embolo verunglückte. Später verpasste er nach einem guten Antritt das Abspiel, ein Zuspiel auf Neuhaus war dagegen klasse. In der Nachspielzeit startete Plea einen guten Lauf in den Strafraum gegen vier Mainzer, wurde bei seinem Schuss allerdings in letzter Instanz geblockt. In der zweiten Halbzeit ließ der Franzose deutlich nach. Es unterliefen ihm leichte Ballverluste und bei seinen Abschlüssen fehlte es an Konsequenz. Nach einem typischen Plea-Move war ein Schuss nicht druckvoll genug (56.), kurz darauf nahm er ein Geschenk der Mainzer nach Ballverlust nicht an, weil er erneut zu schwach und unplatziert schoss. Vor dem Gegentor verursachte er den Mainzer Einwurf und blieb dann passiv, obwohl er Widmer direkt vor Augen hatte. Vier Minuten später machte er Platz für Stindl. Note 4,0.

Breel Embolo: Legte sich zu Beginn in vielversprechender Position den Ball etwas zu weit vor. Danach begann er, sich mit Niakhaté ein Privatduell zu liefern. Es gab ein kleines Scharmützel mit Schubserei und als Embolo den Mainzer kurz darauf an der Außenlinie attackieren wollte, fuhr es ihm bei einem Ausfallschritt in den hinteren rechten Oberschenkel. Embolo musste direkt ausgewechselt werden und wird mit einer Muskelverletzung mehrere Wochen fehlen. Ohne Note.

Florian Neuhaus (28. Minute für Elvedi): Übernahm die Zakaria-Position im Mittelfeld, interpretierte diese Rolle aber offensiver. Nach einem Netz-Zuspiel geriet Neuhaus ins Straucheln, etwas später war er standfester und erzielte in Abstaubermanier den Führungstreffer. Der Abschluss war einfach, doch es war wichtig, dass Neuhaus zuvor aufmerksam geblieben und durchgelaufen war. Kurz danach tauchte er erneut im Strafraum auf, schoss aber etwas eigensinnig über das Tor. Alsdann leitete er den Umschaltangriff zur Plea-Chance mit einem doppelten Doppelpass stark ein, ehe er in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit einen super Pass auf Thuram spielte. Nach der Pause fiel er deutlich ab und hatte eigentlich nur noch eine richtig gute Aktion, als er nach einer Stunde nach einer starken Bewegung auf Hofmann passte, der aber nicht gut reagierte. Neuhaus konnte gegen den Ball nicht für Stabilität sorgen – so ging er bereits kurz nach Wiederanpfiff gegen Lee nicht richtig hin, der zu einem gefährlichen Abschluss kam. Er hielt sich zwar in den entsprechenden Räumen auf, kam aber kaum in einen Zweikampf. Ein Ballverlust nach zu kurzem Zuspiel in Richtung Plea führte zur nächsten Großchance für Lee und weitere arg lässige Pässe von Neuhaus ermöglichten den Mainzern Umschaltangriffe. Beim Gegentor orientierte er sich erst in Richtung Flankengeber Stach, blieb dann aber stehen und überließ Netz die Verantwortung, der aber auch nicht energisch störte. Zehn Minuten vor dem Ende hatte Neuhaus noch eine gute Schussmöglichkeit, schoss den Ball aber in Rücklage weit über den Kasten. Note 4,0.

Marcus Thuram (30. Minute für Embolo): Übernahm Embolos Rolle ganz vorne und war bei der Entstehung des Führungstreffers involviert. Thuram behauptete nach Koné-Zuspiel stark den Ball, zog nach innen und spielte auf Bensebaini. Kurz darauf lief sich der Franzose in guter Position im Strafraum fest. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit legte er nach einem feinen Neuhaus-Pass einen starken Antritt hin, machte im Sechzehner einen Schlenker und schoss dann knapp am langen Pfosten vorbei. Im zweiten Durchgang war vom 24-Jährigen nicht mehr viel zu sehen. Er konnte nur wenige Bälle festmachen und es wurde deutlich, dass ihm nach der langen Verletzungspause noch einiges an körperlicher Substanz fehlt. Note 4,0.

Patrick Herrmann (79. Minute für Netz): Konnte sich auf der rechten Seite nur einmal zeigen, als er die direkte Weiterleitung auf Neuhaus spielte, der von der Strafraumgrenze verzog. Ohne Note.

Lars Stindl (79. Minute für Plea): Kam in elf Minuten plus Nachspielzeit auf gerade mal zwei Ballkontakte. Ohne Note.

 


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