Yann Sommer: Nachdem der Schweizer in den letzten vier Spielen nur einen Gegentreffer kassierte, musste er im Derby gleich dreimal hinter sich greifen. Bei allen Toren traf den 33-Jährigen keine Schuld. Erst in der zweiten Halbzeit konnte er eine ‘eingesprungene’ Abnahme von Modeste parieren. Im weiteren Verlauf griff Sommer noch ein paar Mal zu und verhinderte in der Nachspielzeit eine noch höhere Niederlage. Als Anspielstation im Spielaufbau war der Goalie einige Male von seinen überforderten Vorderleuten gefragt - nicht immer regelte er das souverän. Note 3,0.
Matthias Ginter: Glänzte beim 0:1 durch Abwesenheit, weil er nach der vorangegangenen Ecke im gemütlichen Joggingtempo zurück trabte und den Kölner Angriff desinteressiert aus der Ferne betrachtete. Auch im weiteren Verlauf agierte Ginter wenig positionsgetreu, schob sich immer wieder mit Lainer nach vorne und ließ die rechte Seite in seinem Rücken offen. Nach einer Hofmann-Ecke köpfte Ginter knapp vorbei (23.). Im Aufbauspiel mit zwei, drei ordentlichen Pässen, aber auch einem unnötigen Rückpass, mit dem er Sommer in die Bredouille brachte. Völlig neben der Spur war Ginter bei seinem 25-Meter-Rückpass, der zu einer Kölner Ecke führte. Vor dem 0:3 turnte der 28-Jährige gemeinsam mit Elvedi im Mittelfeld an der Außenlinie herum und zog gegen Kainz den Kürzeren. Der war zwar mit offener Sohle zu Werke gegangen, traf aber erst den Ball und dann den Fuß von Ginter. Nach dieser Aktion wurde Ginter verletzt und unter Pfiffen ausgewechselt (38.). Note 5,0.
Nico Elvedi: War vor dem 0:1 nach dem eigenen Eckball zwar schneller zurück als der Kollege Ginter, schaltete beim Pass auf Uth aber zu spät, so dass der Kölner aufziehen konnte. Auch danach kam er in mehreren Zweikämpfen den berühmten Tick zu spät. Für einen ‘Abwehrchef’, was ein zentraler Verteidiger einer Dreierkette nun einmal sein muss, fehlte es Elvedi an Präsenz und Entschlossenheit. Als er einmal über die Mittellinie rückte zum attackieren, kam er prompt zu spät und es wurde in seinem Rücken - auch weil niemand abgesichert hatte - brandgefährlich. Auch vor dem 0:3 war er rechts an der Außenlinie unterwegs, zog beim Pressschlag mit Modeste den Kürzeren und trabte dann gemütlich zurück. Nach der Pause wurde Elvedi auf rechts von Thielmann anfängerhaft vernascht - die folgende Modeste-Abnahme parierte Sommer. Note 5,0.
Jordan Beyer: Startete mit einem guten Dribbling, durch welches er sich aus einer Drucksituation befreite. Beim 0:1 sah Beyer schlecht aus, als er Modeste zu viel Raum ließ und den Schuss des Kölners nicht mehr blocken konnte. Am Ball machte es der 21-Jährige recht ordentlich, wenn auch nicht fehlerfrei. Hofmanns große Chance in der 28. Minute leitete Beyer mit seinem Zuspiel auf Embolo mit ein. Beim 0:3 kam Beyer gegen Ljubicic nicht mehr hin - aber er war erneut alleingelassen von den Kollegen. Ganz klar - ein junger Spieler wie Beyer braucht Führung und klare Anweisungen und darf nicht noch die Verantwortung aufgebürdet bekommen, ständig die Versäumnisse der etablierten Nebenleute ausbügeln zu müssen. Nach der Auswechslung von Ginter rückte Beyer auf die rechte Seite in der Dreierkette. Note 4,5.
Stefan Lainer: Es bleibt dabei - als ‘Schienenspieler’ im 3-4-2-1 ist der Österreicher überfordert. Sein Positionsspiel war schlecht, sein Anlaufverhalten ebenso. Er vergeudete unnötig Körner mit Pseudo-Pressing und kam defensiv nicht in die Zweikämpfe, weil er hinterherlaufen musste - und ihm Ginter keine Hilfe in Form von Rückendeckung gab. Die Hereingabe vor dem 0:1 konnte Lainer nicht verhindern, ein Kopfballklärungsversuch landete bei einem Kölner. Im Passspiel war der 29-Jährige hektisch und leistete sich deutlich zu viele Fehler. Wirklich gelungen war nur ein Anspiel auf Hofmann. Zur Pause wurde Lainer ausgewechselt. Note 5,0.
Manu Koné: Begann mit einer starken Aktion, als er sich zwei attackierenden Gegenspielern entledigte und gut andribbelte. Solche Aktionen, in denen Koné am Ball unbeirrt von den Kölnern Störversuchen agierte, gab es einige. Leider versandeten zu viele Ansätze - auch weil die Mitspieler nicht auf der Höhe waren. Immerhin strahlte Koné als einer der wenigen so etwas wie Widerstandsfähigkeit aus. Ein Schussversuch aus der Distanz flog am Tor vorbei. Für defensive Stabilität konnte der 20-Jährige nicht sorgen. Vor dem 0:2 hatte er komplett abgeschaltet und trabte nur unbeteiligt durch den Strafraum. Koné sah Gelb für ein notwendiges taktisches Foul und musste in der 71. Minute angeschlagen raus. Note 4,0.
Florian Neuhaus: Weitestgehend unsichtbar und weder offensiv noch defensiv ein Faktor. Auffällig war eine gute Grätsche, mit der er sich einen Einwurf verdiente und eine schöne Bewegung mit anschließendem Pass in den Lauf von Lainer. Ansonsten lief das Spiel größtenteils am 25-Jährigen vorbei. Es wirkte so, als ob er nicht wüsste, was er wo machen sollte. Beim 0:2 blieb er im Strafraum passiv, den Spielzug zum 0:3 leitete er durch einen blinden Schlag nach vorne zu einem Kölner im Anschluss an einen Einwurf ein. Zur Halbzeit blieb Neuhaus draußen. Note 5,0.
Ramy Bensebaini: War einer der wenigen Borussen, die so etwas wie Bissigkeit ausstrahlten und schien zumindest eine Ahnung zu haben, was ein Derby bedeutet. Einige Aktionen waren überhastet und etwas kopflos, aber immerhin wollte der Algerier an seinem 27. Geburtstag etwas initiieren. Klasse war ein Verlagerungspass auf Hofmann, ein Schussversuch geriet dagegen deutlich zu hoch. In der Defensive gab es auf seiner Seite große Lücken, vor dem 0:2 war er aufgerückt und kam nicht mehr rechtzeitig zurück, als das Unheil seinen Lauf nahm. Auch beim 0:3 war er nicht zu sehen. Als Ginter raus musste, rückte Bensebaini links in die Dreierkette. Dort mit einer ordentlichen Leistung. Nach der Pause stand er vorne nach einem Netz-Schuss im Weg und klärte unfreiwillig für Köln. Nachdem er in der Endphase per Grätsche zur Ecke rettete, plagten Bensebaini Krämpfe. Note 4,0.
Jonas Hofmann: War bei seinem Startelfcomeback nach sechs Wochen der auffälligste Offensivakteur der Borussen, auch wenn ihm die lange Pause anzumerken war. Trotz großer Laufbereitschaft fehlte dem Nationalspieler einige Male die Spritzigkeit. Dennoch suchte er die Tiefe, sei es mit eigenen Läufen oder mit Pässen. Er haderte einige Male mit den Mitspielern - u.a. mit Lainer. Der 29-Jährige hatte die besten Gladbacher Chancen, als er vor der Pause den Ball knapp am Pfosten vorbei spitzelte (23.) und nach dem Wechsel mit links ebenso knapp am Tor vorbei zielte (60.). Im Passspiel unterliefen Hofmann einige Nachlässigkeiten und auch seine Standards waren fast durchweg unterdurchschnittlich. In der Schlussphase musste er kräftig beißen - dennoch reichte die Kraft noch zu dem langen Schlag aus der eigenen Hälfte zum Tor von Embolo. Dass Hofmann durchgespielt hat, dürfte nicht der Plan gewesen sein - war aber dem erschöpften Auswechselkontingent geschuldet. Trotzdem war Hofmann der einzige Gladbacher, der beim Kölner Konter in der Nachspielzeit noch mit zurück lief. Note 3,5.
Alassane Plea: Borussias bester Mann der letzten Wochen war gegen den FC über weite Strecken komplett abgemeldet. Die Kölner wussten um die Wichtigkeit des Franzosen für das Gladbacher Spiel und bearbeiteten ihn extrem aufmerksam und intensiv. Plea fand nur wenig Möglichkeiten, sich in Szene zu setzen. Ein geblockter Schuss im Sechzehner und ein schöner Querpass zu Embolo waren letztlich deutlich zu wenig. Als er hinten aushelfen wollte, spielte er den Ball bei einem Klärungsversuch direkt zu einem Kölner, woraus eine Ecke entstand. Vor dem 0:2 verlor er im Mittelfeld - bedrängt von drei Kölnern - den Ball, was den Umschaltangriff zur Folge hatte. Plea leistete sich noch ein Frustfoul, für das er Gelb sah. Angesichts des entschiedenen Spiels ging der 29-Jährige im weiteren Verlauf weitestgehend auf Tauchstation. Note 5,0.
Breel Embolo: Hatte in vorderster Front nicht viel zu bestellen. In der ersten Halbzeit schloss er von der Strafraumgrenze mit dem rechten Innenrist zu schwach ab (15.). Immerhin bereitete Embolo die beiden Großchancen von Hofmann vor und betrieb in der Schlussphase Ergebniskorrektur, als er sich gut durchsetzte und traf. Ansonsten machte der Schweizer aber zu wenig Bälle fest, fiel im Kombinationsspiel aufgrund schwacher Ballbehandlung negativ auf und leistete sich mehrere plumpe Foulspiele. Mittlerweile sollte der 25-Jährige erkannt haben, dass es mehr Sinn macht, die Bälle zu sichern und weiterzuspielen, als sich ständig in den Gegenspieler zu stürzen und zu hoffen, auf diese Art ein Foul zu ziehen. Note 5,0.
Joe Scally (38. Minute für Ginter): Spielte bis zur Halbzeit auf der linken Seite, wo er vorne mit einem schwachen Schuss und hinten mit einem Befreiungsschlag ins Nirgendwo begann. Nach der Pause, als Netz kam, rückte Scally auf die Lainer-Position rechts. Dort mit wenigen klaren Aktionen - allerdings war das Spiel da nicht nur vom Ergebnis her bereits gelaufen. Seine Zweikampfführung war nicht gut - mehrfach ließ er sich zu einfach vom Ball trennen. Note 4,5.
Luca Netz (46. Minute für Lainer): Ging auf die linke Seite, wo er sich mühte - mehr aber auch nicht. Ein Dribblingversuch durch drei Kölner hindurch scheiterte mit Ansage, ein Schuss von rechts wurde von Bensebaini unfreiwillig geblockt. Ein weiterer Schuss von halblinks im Strafraum war letztlich harmlos (63.). Einen Freistoß schoss Netz flach in die Meute, einen anderen Standard brachte er ordentlich hoch vors Tor. Note 4,0.
Christoph Kramer (46. Minute für Neuhaus): Startete mit einem Ballverlust und kurz darauf einem Fehlpass, ehe er langsam aber sicher etwas Stabilität ins Spiel bringen konnte. Einige Zweikämpfe waren gut - so ‘besorgte’ er Hector eine Gelbe Karte. Spielerisch konnte Kramer nicht sonderlich viel beitragen und wirklich frisch wirkte er - trotz einer ansprechenden Laufleistung - nicht. Note 4,0.
Laszlo Bénes (71. Minute für Koné): Kam ins Spiel, schlug eine sehr ordentliche Freistoßflanke von rechts, zog sich dabei eine Muskelverletzung im Oberschenkel zu und musste direkt wieder ausgewechselt werden. Ohne Note.
Lars Stindl (75. Minute für Bénes): Ging direkt mal in einen Clinch mit einem Kölner und erinnerte damit nochmals daran, dass da ja eigentlich ein Derby gespielt werden sollte. Ein paar Mal versuchte es Stindl noch auf aggressive Art, ehe er einsehen musste, dass das Spiel gelaufen war. Ohne Note.