Wer am Dienstagvormittag die Pressekonferenz von Borussia Mönchengladbach vor dem Pokalspiel in Hannover verfolgt hat, der wird sich über Sportdirektor Max Eberl gewundert haben. Extrem schmallippig kam der 48-Jährige daher und beantwortete die Fragen nur kurz und knapp. Geschmunzelt wurde nur, als Eberl seinen Trainer gleich zweimal kurz hintereinander ‘Dieter’ nannte. Ob es die vergleichsweise frühe Stunde für Eberls offensichtliche Muffeligkeit verantwortlich war oder es andere Gründe hatte, war nicht festzustellen. Aber es passte gut ins etwas verbissene Bild, dass die Borussen in diesen Tagen abgeben.
Der Auftaktsieg in München wurde durch die Heimniederlage gegen Leverkusen egalisiert und das Theater um die Nichtberücksichtigung von Matthias Ginter hat hohe Wellen geschlagen. Auch wenn man das Geschwafel mancher ‘Experten’ genauso als plakativen Unsinn betrachten kann, wie einige Artikel in überregionalen Medien, so ist die Unruhe durch diesen weiteren Nebenkriegsschauplatz natürlich nicht förderlich. Zumal Adi Hütter bereits vorsichtig zurückrudert: »Jetzt hat Matthias Ginter mal ein Spiel nicht gespielt - nicht mehr und nicht weniger«. Ein Einsatz an der Seite von Neuzugang Friedrich sei durchaus möglich. »Es ist nicht ausgeschlossen, dass beide auch zusammenspielen können.«
Beyer und Kramer fallen definitiv aus - Hoffnung bei Zakaria
Dass es tatsächlich so kommt, ist nicht ganz unwahrscheinlich. Denn Jordan Beyer, der gegen Leverkusen für Jantschke eingewechselt wurde, steht mindestens für das Pokalspiel wegen muskulärer Probleme nicht zur Verfügung. Und Jantschke war zu Beginn der Trainingswoche auch noch leicht angeschlagen. Auch wenn Hütter am Dienstag davon ausging, dass »Tony fit« sei, so ist doch mehr als fraglich, dass er Routinier in einer englischen Woche jeweils über die volle Distanz gehen kann. Also wäre Ginter schon notgedrungen gefragt. Im Mittelfeld gibt es insoweit Klarheit, als dass Christoph Kramer aufgrund der hartnäckigen Folgen eines Infekts definitiv ausfallen wird. Derweil hofft Hütter noch, dass Denis Zakaria wieder zurückkehren kann.
Was die Aufgabe in Hannover betrifft, sind die Vorzeichen klar. »Als Bundesligist sind wir Favorit und dieser Favoritenrolle müssen wir gerecht werden«. Dass die Gastgeber hochmotiviert sein werden, versteht sich von selbst. Und da das Selbstverständnis im Spiel der Borussia immer nur sporadisch aufflammt, dürfte es eine sehr komplizierte Angelegenheit werden. Dabei ist der Pokal in diesem Jahr für Borussia wichtiger denn je. Er ist zum einen der wahrscheinlich einzige Weg, kommende Saison international zu spielen. Zum anderen geht es auch ums Geld, das der Einzug ins Viertelfinale mit sich bringt. Und letztlich ist es natürlich auch wichtig für das Gleichgewicht bei und um Borussia: Scheidet man in Hannover aus, wäre das 5:0 gegen die Bayern faktisch wertlos und endgültig nur ein Ausreißer in einer trostlosen Saison.
von Marc Basten