Nachdreher aus dem Borussia-Park

»Ein Sieg der Mentalität« - Borussia trotzt den Widerständen

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Gemeinsam verteidigen - Nico Elvedi und Rocco Reitz (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Es war gewiss kein fußballerisches Glanzstück, was die Zuschauer im kalten Borussia-Park zu sehen bekamen. Doch die Borussen trotzten gegen Hoffenheim den Widerständen und zeigten, dass sie auch solche Spiele auf ihre Seite ziehen können. Selten war die Floskel vom »Sieg der Mentalität« passender.

Als eine Stunde vor Spielbeginn im Borussia-Park die Aufstellungen verteilt wurden, war die Verwunderung groß. Am Donnerstag bei der Pressekonferenz vor dem Spiel hatte Borussias Coach Gerardo Seoane noch erklärt, dass außer Jordan voraussichtlich alle Spieler aus dem Dortmund-Kader zur Verfügung stehen würden. Die vorsichtigen Einschränkungen seitens des Trainers schienen auf Nico Elvedi gemünzt zu sein, der zu Wochenbeginn mit einem Infekt zu kämpfen hatte. 

Doch der Name Elvedi tauchte auf dem Aufstellungsbogen in der Startelf auf. Aber dafür fehlten sowohl Čvančara (muskuläre Probleme), Wöber (krank) und Weigl (Zerrung), was zu erheblichen Umstellungen führte. In der Innenverteidigung musste Marvin Friedrich ran, Florian Neuhaus rutschte schon fast zwangsläufig in die Anfangself und führte das Team als Kapitän aufs Feld und Nathan Ngoumou fand sich als Aushilfsmittelstürmer wieder. 

Keine »komplette Leistung«, aber ein Kompliment für die Widerstandsfähigkeit 

Dass es letztlich Ngoumou war, der im Stile eines Torjägers den Siegtreffer erzielte, war eine schöne Pointe an diesem Nachmittag. Doch natürlich wurde zuvor offensichtlich, dass die Borussen nicht nur in Bezug auf den Mittelstürmer ziemlich improvisieren mussten. Gerade mit Ball fehlte es oftmals an Struktur, einige Male waren Räume nicht besetzt, während sich an anderer Stelle zwei Borussen auf den Füßen standen. »Uns ist bewusst, dass unsere Leistung heute nicht so komplett war, wie wir uns das gewünscht hätten«, sagte Gerardo Seoane. »Aber Kompliment an die Mannschaft, wie sie mit den Widerständen umgegangen ist.«

Seoane vermied es ausdrücklich, sich über die vielen Ausfälle zu beklagen, sondern stellte heraus, dass der Moment den Spielern gehört, die auf dem Platz gestanden haben. An dem Umstand, dass man auch mit dem fast letzten Aufgebot einen Sieg gegen einen hoch eingeschätzten Gegner ziehen kann, kann man sich aufrichten. »Es war ein Sieg der Mentalität«, lautete die Einordnung von Sportdirektor Nils Schmadtke. »Wir sind als Mannschaft gewachsen und stehen füreinander ein. Es zeigt sich immer mehr, dass wir nach dem Köln-Spiel noch enger zusammengerückt sind.«

»Wir haben trotzdem die Köpfe nicht hängen lassen«

Der erste Durchgang im Borussia-Park war relativ ausgeglichen, wobei Hoffenheim insgesamt etwas klarer wirkte. Doch das 0:0 zur Pause war leistungsgerecht. In einer vergleichsweise wilden Anfangsphase nach dem Seitenwechsel gingen die Borussen etwas überraschend durch den Elfmeter von Plea in Führung. Doch der postwendende Ausgleich war ein echter Wirkungstreffer für die Gladbacher. »Dadurch ist ein kleiner Bruch in unser Spiel gekommen«, bestätigte der auch diesmal auffällige Rocco Reitz. »Wir haben trotzdem die Köpfe nicht hängen lassen.«

In dieser Phase wirkten die Borussen angeschlagen und der Knockout lag in der kalten Luft. Elvedi war mittlerweile erschöpft ausgewechselt worden und so mussten Chiarodia und Friedrich in letzter Linie den Laden zusammenhalten. Doch die Wehrhaftigkeit, mit der sich Mannschaft der drohenden Niederlage entgegenstemmte, war bemerkenswert. Letztlich gehörte selbstredend auch das von Gerardo Seoane erwähnte »Spielglück« dazu, dass in der Sequenz, als sich die Borussen wieder etwas berappelt hatten, der Siegtreffer fiel. Noch höher zu bewerten ist der Umstand, wie die Mannschaft mit der Unterstützung von den Rängen die Schlussphase inklusive Nachspielzeit gemeistert hat. Da wurde nicht nur aufopferungsvoll verteidigt, sondern auch intelligent Zeit von der Uhr genommen. 

»Es war sicherlich kein fußballerischer Leckerbissen«

»Es war sicherlich kein fußballerischer Leckerbissen«, sagte Florian Neuhaus anschließend. »Aber das zählt auch nicht. Wir haben gewonnen und einen Sprung in der Tabelle gemacht.« Tatsächlich waren es Bigpoints, die der dritte Heimsieg in Folge eingebracht hat. Die Borussen haben sich nun ein kleines Polster nach unten geschaffen, was den gesamten Entwicklungsprozess erleichtern sollte. Der Blick richtet sich jetzt auf das Pokalachtelfinale am Dienstag gegen Wolfsburg - auch dort werden die Borussen gefordert sein, den Widerständen zu trotzen. 

 


von Marc Basten
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