Einzelkritik: 1. FC Köln - Borussia Mönchengladbach 4:1 (0:0)

Individuelle Fehler und kollektiv mangelnde Konstanz

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Klarer Fall von zu früh gefreut - Jonas Hofmann und Patrick Herrmann nach dem Ausgleich (Foto: Norbert Jansen / TORfabrik.de)

Borussia Mönchengladbach hat das Derby aufgrund krasser individueller Fehler, aber auch kollektiv mangelnder Konstanz verloren. In Summe war die Niederlage zu hoch, aber keinesfalls unverdient. Die Gladbacher Feldspieler blieben durchweg unter ihren Möglichkeiten. Die Einzelkritik:

Yann Sommer: Wurde bereits in der ersten Halbzeit gefordert, als er den Modeste-Schuss (22.) genauso sicher parierte, wie den Duda-Flachschuss sieben Minuten später. Klasse war Sommers Reflex nach dem Kopfball von Modeste aus kurzer Distanz, den er auf die Latte lenkte. In der Schlussphase der Partie parierte der Schweizer stark gegen Andersson (83.). Beim ersten, zweiten und vierten Gegentor war der 32-jährige ohne jede Abwehrchance. Beim Treffer von Duda rutschte der Ball unter Sommers Körper durch - er war hier der Schlusspunkt der unglücklichen Schweizer Fehlerkette. Als mitspielender Keeper war Sommer gewohnt souverän - ausgenommen zwei, drei lange Bälle ohne Empfänger. Note 2,5.

Matthias Ginter: Hatte in der ersten Halbzeit defensiv soweit alles im Griff, auch wenn er aufgrund des Kölner-Flügelspiels oft nach außen gezogen wurde. Einige Male rückte Ginter gut auf und fing Pässe ab. Im Aufbauspiel stieß er allerdings früh an seine Grenzen. Die Passquote war schwach und vor allem unter Druck an der Außenlinie schlug er die Bälle nur lang zum Gegner. Ginter beschwerte sich gestenreich über fehlende Optionen, aber als gestandener Nationalspieler muss er bessere Lösungen finden. Im Defensivzweikampf mit guter Klärung gegen Duda vor der Pause. Beim ersten Kölner Tor konnte er die Hereingabe nicht verhindern, im weiteren Verlauf stand er zwei-, dreimal nicht gut. Auf dem Weg nach vorne war die Einleitung des Angriffs zum Ausgleichstreffer mit einem präzisen Pass auf Hofmann seine auffälligste Szene. In der Schlusssequenz kam der 27-Jährige nach einer Ecke zum Kopfball - der war nicht schlecht, geriet aber zentral auf den Torwart. Note 4,0.

Nico Elvedi: Gab sein Comeback in der Innenverteidigung, wo er eine - vorsichtig ausgedrückt - dezente Vorstellung bot. In der ersten Halbzeit war es insoweit okay, als dass nicht viel anbrannte - auch wenn Elvedi einmal unfreiwillig für eine Kölner Chance auflegte. Im Aufbauspiel blieb der Schweizer nahezu fehlerlos, allerdings war er bei seinen Pässen vor allem auf Sicherheit bedacht. In der zweiten Halbzeit, als das Spiel teilweise recht wild wurde, musste der 25-Jährige einige Male in höchster Not einschreiten. Beim entscheidenden dritten Treffer agierte er unglücklich, als er beim Klärungsversuch Zakaria traf, danach war er in zwei Situationen unverständlich passiv und auch beim letzten Tor blieb er in der Zuschauerrolle. Note 4,5.

Ramy Bensebaini: Als linker Akteur der Dreierabwehrkette mit viel Biss unterwegs - einem Derby angemessen. Er ließ sich nichts gefallen, auch wenn er hier und da etwas sehr ins Risiko ging. Aber zwei, drei Ballverluste bzw. unglückliche Aktionen im Stellungsspiel bereinigte er selbst wieder. Bei Eckbällen kümmerte sich der 26-Jährige um Modeste - beide schenkten sich nichts. Bensebaini verlor nur ein Duell, als Modeste ihn wegdrückte und er sich bei Sommer bedanken konnte, der den Kopfball des Kölners auf die Latte lenkte. Nach der Pause führte ein Ballverlust von Bensebaini zu einem gegnerischen Konter, bei dem Modeste ans Außennetz traf. Beim Führungstor ging er im Strafraum gegen Assistgeber Schmitz nicht konsequent genug hin, bei der ersten Andersson-Chance stand Bensebaini nicht gut zum Gegenspieler. In Sachen Körpersprache und Einsatzwillen war Bensebaini auch in der Schlussphase nichts vorzuwerfen. Note 4,0.

Patrick Herrmann: Spielte auf der rechten Seite, wo er im Rückwärtsgang weite Wege machen musste. Er hatte einige Probleme, Ginter sowohl defensiv als auch offensiv als Anspielstation zu unterstützen. Gerade wenn es eng wurde, geriet Herrmann schnell aus dem Tritt. Gelungen war ein schöner öffnender Pass auf Hofmann (23.). Kurz vor der Pause hatte der 30-Jährige eine gute Torchance, sein freier Schuss geriet jedoch zu zentral, so dass FC-Keeper Schwäbe klären konnte. Nach der Pause legte Herrmann perfekt per Lupferpass für Hofmanns erste Chance auf (65.) und fungierte auch als Doppelpasspartner für den Torschützen beim zwischenzeitlichen 1:1. Im weiteren Verlauf hechelte er einige Male vergeblich hinter den Kölnern her, so dass er neun Minuten vor dem Ende Platz für Lainer machte. Note 4,0.

Denis Zakaria: Durfte aufgrund der Rückkehr von Elvedi wieder aus der Abwehrkette ins defensive Mittelfeld vorrücken. Dort war er über weite Strecken sowohl defensiv als auch im Aufbauspiel eine zentrale Figur. Mehrere Male konnte er mit Schnelligkeit und/oder gutem Stellungsspiel Bälle abfangen. Stark, wie Zakaria sich in einigen Situationen mit einer blitzschnellen Bewegung in den freien Raum drehte. Großes Pech hatte er bei seinem Distanzschuss aus dem Stand vor der Pause, der sich schön vom Torwart wegdrehte, aber am Außenpfosten landete. Nach etwas mehr als einer Stunde sah der 25-Jährige Gelb für ein notwendiges Foul zur Konterunterbindung im Mittelfeld und hatte Glück, dass der Schiedsrichter in der 70. Minute Fingerspitzengefühl bewies und Zakaria nach einem weiteren taktischen Foul nicht vom Platz schickte. Beim entscheidenden 3:1 spielte der Schweizer eine unglückliche Rolle, als er von Elvedi angeschossen wurde und unfreiwillig für Duda auflegte. Beim vierten Tor war Zakaria mit in letzter Linie, aber auch zu weit weg von Andersson. Note 3,5.

Manu Koné: Nach seinem überragenden Auftritt gegen Fürth vor einer Woche lieferte der Franzose seine bislang unauffälligste Vorstellung als Gladbacher Borusse ab. Obwohl er mit Nebenmann Zakaria wieder die bewährte Unterstützung genoss, fehlte es an der zuletzt so gelobten Selbstverständlichkeit in seinem Spiel. Einige Male geriet er ungewohnt leichtfertig in Trouble und auch wenn er die meisten Situationen selbst wieder bereinigen konnte, so kam er nicht über Ansätze hinaus. Die auffälligste Aktion des 20-Jährigen war der überlegte Querpass auf Zakaria vor dessen Pfostenschuss. In der 66. Minute wurde er für Neuhaus ausgewechselt. Dass er trotz weniger Präsenz als gewohnt besser weitergespielt hätte, zeigte sich in der Folgezeit. Note 4,0.

Joe Scally: Spielte wie zuletzt auf der linken Seite im Mittelfeld. Dort mit einigen Aktionen auf dem Weg nach vorne - so gab er in der 13. Minute den ersten Torschuss ab, als er allerdings etwas überhastet abzog. Überhaupt wirkte der 18-Jährige in der einen oder anderen Situation leicht kopflos, was man ihm aber noch zugestehen muss. Im Übereifer ließ sich der US-Amerikaner hier und da zu wenig cleveren Aktionen hinreißen. Defensiv hatte er einige Schwierigkeiten wenn es darum ging, das flügellastige Spiel des FC einzubremsen. Es segelten doch einige Flanken zu viel in den Gladbacher Strafraum. Vorne bereitete er im zweiten Durchgang eine Plea-Chance vor, ehe er knapp zehn Minuten vor Schluss durch Netz ersetzt wurde. Note 4,0.

Jonas Hofmann: Borussias ‘Unterschiedsspieler’ tat sich im Derby lange Zeit schwer. Ein paar gute Ansätze blitzten auf, aber letztlich konnte er die Situationen nicht zu Ende führen - so geriet sein erster Torschuss nach einer Viertelstunde zu schwach. Hier und da war Hofmann etwas sorglos bei der Ballannahme, wodurch die Kölner mehrfach dazwischen gehen konnten. Bei einem Konter in der 40. Minute geriet Hofmanns Pass auf Plea zu steil, eine Minute später spielte er präziser auf Plea, der für Herrmann auflegte. Auch nach dem Seitenwechsel blieb Hofmann phasenweise unsichtbar, hatte aber in der 65. Minute eine gute Chance, als er von halbrechts am Tor vorbei schoss. Den Ausgleich forcierte Hofmann mit dem Doppelpass mit Herrmann und vollendete dann mit dem überlegten Aufsetzer ins lange Eck. Nach dem Kölner Doppelschlag ließ auch Hofmann den Kopf hängen. Note 4,0.

Lars Stindl: War zu Beginn auffällig bei mehreren Umschaltaktionen, als er die Bälle gut verteilte. Mit zunehmender Spieldauer schlichen sich einige Unsauberkeiten ein - so unterlief ihm unter Druck ein Ballverlust gegen zwei Kölner in der eigenen Hälfte, was Gefahr heraufbeschwor. Stindl arbeitete auch defensiv gewohnt viel, blieb allerdings beim ersten Gegentor zu passiv gegen den Torschützen, den er eigentlich im Blick hatte. Nach 66 Minuten war Feierabend für den Kapitän, der durch Thuram ersetzt wurde. Aber auch dieser Wechsel verpuffte. Note 4,0.

Alassane Plea: Hatte vor der Pause kaum Szenen, in denen er auf sich aufmerksam machen konnte. Ein paar Ansätze im Kombinationsspiel gab es, doch letztlich waren entweder die Anspiele der Kollegen zu unsauber, oder aber Plea schaffte es nicht, den Ball festzumachen. Kurz vor der Halbzeit leitete der Franzose im Fallen gut für Herrmann weiter. Fünf Minuten nach dem Seitenwechsel rutschte ein Drehschuss des 28-Jährigen knapp am Tor vorbei, etwas später zirkelte er einen fulminanten gekurvten Rechtsschuss an den Pfosten. Nach einer flachen Hereingabe von Scally wurde Pleas Abschluss im Fünfmeterraum geblockt, in der Schlussphase erzielte er aus dem Gewühl heraus ein Tor, was jedoch wegen einer knappen Abseitsstellung nicht gegeben wurde. Note 4,0.

Florian Neuhaus (66. Minute für Koné): Seine Einwechslung erwies sich als Fehlgriff, was sich ganz besonders vor dem zweiten Kölner Tor zeigte, als er den FC mit seinem katastrophalen Zuspiel auf Uth wiederbelebte. Schon zu Beginn dieser Aktion hatte er sich durch fehlende Körperspannung selbst in Bedrängnis gebracht, was in diesem Patzer mündete. Danach war Neuhaus richtig von der Rolle und spielte mit schlotternden Knien noch einige ‘Krankenhauspässe’. Ohne Note.

Marcus Thuram (66. Minute für Stindl): Kam auch diesmal nicht richtig in Tritt und konnte letztlich nichts bewegen. Viel falsch machte der Franzose allerdings auch nicht. Beim Abseitstor von Plea mischte er im Gewühl mit und er sah noch Gelb, weil er mit offener Sohle in einen Zweikampf ging. Ohne Note.

Luca Netz (81. Minute für Scally): Hatte sechs Ballkontakte, ohne dabei etwas forcieren zu können. Ohne Note.

Stefan Lainer (81. Minute für Herrmann): Die gute Nachricht - Stefan Lainer ist nach seiner schweren Verletzung wieder zurück. Er hatte allerdings große Schwierigkeiten, Zugang zum Spiel zu finden. Der Zeitpunkt für das Comeback war sicherlich nicht ideal. Ohne Note.

 


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