Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - FC Augsburg 1:1 (1:0)

Einmal mehr bringt sich Borussia selbst um den Erfolg

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Die ehemaligen Kollegen Tobias Strobl und Lars Stindl trennten sich Unentschieden (Foto: THILO SCHMUELGEN/POOL/AFP via Getty Images)

Zum dritten Mal im vierten Heimspiel der Saison ließ sich Borussia Mönchengladbach in den Schlussminuten noch den Sieg wegschnappen. Gegen Augsburg war vor allem die fahrlässige Chancenverwertung ausschlaggebend. Die Einzelkritik.

Yann Sommer: Musste bereits nach zwanzig Sekunden gegen Finnbogason ran und war auf dem Posten, als er dessen Schuss mit einer Fußabwehr entschärfte. Danach war der Schweizer nur in Ansätzen gefordert, hier und da konnte er sich als Anspielstation einbringen. Im zweiten Durchgang rettete er bei der einzigen echten Chance der Gäste mit dem Knie gegen Khedira – das war stark. Zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit fing sich der 31-jährige den Ausgleich. Er konnte den Schuss von Caligiuri, der von Wendt noch entscheidend abgefälscht wurde, nicht mehr entscheidend ablenken. Note 3,0.

Stefan Lainer: Der Rechtsverteidiger war gewohnt fleißig, viel unterwegs und nahm so gut wie jede Gelegenheit wahr, sich auf dem Weg nach vorne einzuschalten. Das gelang mehrfach gut, so bereitete er u.a. das Führungstor mit einem Pass aus dem Stand auf Embolo vor und flankte präzise zur Kopfballchance von Embolo. In der ersten Phase nach dem Platzverweis für Augsburg rückte Lainer noch weiter auf, es fehlte jedoch die letzte Präzision bei seinen Flanken und flachen Hereingaben. Vor dem Gegentor wollte der 28-jährige gemeinsam mit Ginter klären, doch beide behinderten sich unnötigerweise, so dass der Ball letztlich beim Torschützen Caligiuri landete. Note 3,0.

Matthias Ginter: Machte über weite Strecken ein solides Spiel, war standfest in den Zweikämpfen und legte die notwendige Konsequenz an den Tag. Im Spielaufbau versuchte es der Nationalspieler mit einigen langen Verlagerungen, die nicht immer einen Abnehmer fanden. Eigentlich hatte der 26-jährige in der Defensive alles unter Kontrolle, doch in der entscheidenden Situation verlor er gemeinsam mit Lainer den Überblick. Der unzureichend ausgeführte Befreiungsschlag war die Einladung für den Ausgleichstreffer. Note 3,0.

Nico Elvedi: Hatte gleich in der ersten Szene Probleme, als er aufrückte und nicht an den Ball kam und schließlich vergeblich hinter seinem Landsmann Vargas herlief, der für Finnbogason auflegte. Danach war es eine saubere und solide Vorstellung des Schweizers. Er agierte aufmerksam im Zweikampf, zweimal packte er auch die präzise Grätsche aus. Bei der Passquote kam der 24-Jährige auf seinen gewohnt hohen Wert (96%), allerdings wählte er wie meistens den risikolosen Flachpass zum nächsten Mitspieler. Beim Ausgleichstreffer rückte Elvedi zentral aus dem Strafraum raus, realisierte jedoch nicht schnell genug, dass Khedira den verunglückten Klärungsball von Neuhaus erreichen würde. Note 3,5.

Oscar Wendt: Kam für den COVID-19 ‚geschädigten‘ Bensebaini zu seinem vierten Startelfeinsatz in dieser Saison. Der Schwede erledigte seinen Job mit der Routine eines 35-Jährigen. Aufgrund des umtriebigen Wolf vor ihm waren seine Vorstöße überschaubar. Er besetzte den Raum gut und spulte sein Programm ab. Hier und da im ersten Durchgang, als Augsburg presste, geriet Wendt unter Bedrängnis ins Schwimmen. Pech hatte er, dass er beim Ausgleich den Schuss von Caligiuiri mit dem Rücken entscheidend abfälschte. Note 3,5.

Christoph Kramer: Der beste Mann auf dem Platz an diesem Nachmittag. Er war nicht nur der laufstärkste Gladbacher Spieler, sondern glänzte mit nahezu fehlerfreiem Passspiel und herausragenden Zweikämpfen. Der 29-Jährige eroberte eine Vielzahl an Bällen durch viel Einsatz, aber auch ungemein cleveres Verhalten. Ganz stark, wie Kramer in den meisten Fällen für eine zügige und flüssige Spielfortsetzung sorgte. In zwei, drei Situationen bewahrte er seine Mannschaft durch gezielten Eingriff davor, ausgekontert zu werden. Note 2,0.

Florian Neuhaus: Startete ideal in die Partie, als er nach fünf Minuten mit seinem präzisen Schuss aus dem Rückraum für den Führungstreffer sorgte. In der Folgezeit war der Nationalspieler für die kreativen Momente im Gladbacher Mittelfeld zuständig. Einige schöne Außenristpässe gab es zu bestaunen, allerdings auch den einen oder anderen etwas lässig gespielten Pass zu bemängeln. Als Borussia in den letzten 24 Minuten in Überzahl spielte, gestaltete der 23-jährige die Angriffe. Aber auch bei ihm hätte mancher Situation ein wenig mehr Zielstrebigkeit gutgetan. In der Szene vor dem Gegentor sah Neuhaus nicht gut aus, als er beim Pass der Augsburger in den Strafraum das Gleichgewicht verlor und unfreiwillig Doppelpass mit Khedira spielte. Note 3,0.

Patrick Herrmann: Der ‚Augsburg-Schreck‘ der vergangenen Jahre konnte die Fuggerstädter diesmal nur im Ansatz in Verlegenheit bringen. Es wäre anders gekommen, wenn Herrmann die Großchance nach Zuspiel von Stindl genutzt hätte, als er freistehend halbrechts im Sechzehner zum Abschluss kam, den Ball jedoch über den Kasten jagte. In der Folgezeit blieb vieles Stückwerk, was der 29-jährige trotz lobenswertem Eifer auf den Platz brachte. Mehrere gute Ansätze konnte er nicht zu Ende führen bzw. wurden letztlich von Kollegen nicht abgerundet. So wie das Klasse-Zuspiel zum Pfostenschuss von Embolo. Nach 67 Minuten wurde er durch Lazaro ersetzt. Note 3,5.

Lars Stindl: Der Kapitän ging das Spiel in zentraler Rolle mit vorbildlicher Hingabe an. Er war in Abwesenheit von Hofmann der unermüdliche ‚Anläufer‘ des Augsburger Aufbauspiels und machte teilweise unglaubliche Wege. Bei seiner Auswechslung in der 78 Minute hatte Stindl schon über 10 Kilometer abgespult. In der ersten Halbzeit war der 32-jährige der auffälligste Offensivspieler auf dem Platz. Vor dem 1:0 scheiterte er beim Rebound am Keeper – zum Glück konnte Neuhaus nachlegen. Dann spielte er den überlegten und selbstlosen Pass auf Herrmann vor dessen Großchance und kurz vor dem Seitenwechsel flog sein Freistoß aus rund 17 Metern nur wenige Zentimeter am Tor vorbei. Nach der Pause war Stindl bei einigen Kombinationen mit viel Übersicht beteiligt, kam aber selbst nicht mehr in Abschlussposition. Machte dann zwölf Minuten vor dem Ende Platz für Thuram. Note 2,5.

Hannes Wolf: Kam zu seinem dritten Startelfeinsatz in der Liga und war zu Beginn einer der auffälligsten Gladbacher. Er war auf der linken Seite sehr aktiv und temperamentvoll. Bemerkenswert dabei, dass er effektiv mit nach hinten arbeitete, mehrfach Bälle klaute und sich dann als Ballschlepper in Szene setzte. Problematisch wurde es, wenn die Augsburger ihn robust angingen. Da fehlte es dem 21-jährigen in der einen oder anderen Szene deutlich an Standfestigkeit. Auch wenn man anmerken muss, dass der Schiedsrichter einige Sachen laufen ließ, bei denen Wolf sehr wohl gefoult wurde. Doch mehrfach wirkte Wolf wie ein schmächtiger Junge, der sich mit dem Männerfußball etwas übernommen hat. Kurz nach der Pause hatte der Österreicher eine Kopfballgelegenheit, später spielte er einen feinen Steckpass auf Embolo. In der Nachspielzeit beförderte er den Ball nach Lazaro-Hereingabe mit Pech knapp am Tor vorbei. Note 3,5.

Breel Embolo: Der Schweizer war als zentrale Spitze unterwegs und setzte sich erstmals in Szene, als er in der fünften Minute den Pass von Lainer gekonnt verarbeitete und den Torwart mit seinem Schuss aus der Drehung so in Verlegenheit brachte, dass es für Stindl und Neuhaus den doppelten Rebound gab, den Neuhaus schließlich zur Führung nutzte. Embolo beschäftigte die Augsburger mit seiner Wucht und Körperlichkeit, allerdings hatte er auch Probleme Bälle zu sichern, wenn er mit dem Rücken zum Gegner angespielt wurde. Das große Manko des 23-jährigen war die schon als fahrlässig zu bezeichnende Chancenverwertung: Eine freie Kopfballchance vergab er kläglich, im eins-gegen-eins gegen Gikiewicz traf er einmal nur den Pfosten und scheiterte später in kurzer Folge mit dem Versuch eines Hebers am Keeper und schließlich beim Nachschuss am Außennetz. Note 4,5.

Valentino Lazaro: Löste Herrmann nach 67 Minuten ab und übernahm dessen Position auf der rechten Seite. Der Österreicher zeigte einige gute Ansätze und gefiel mit seinem sicheren und stabilen Passspiel. In der Nachspielzeit war seine Hereingabe auf Wolf etwas zu scharf, so dass sein Landsmann nicht kontrolliert abschließen konnte. Ohne Note.

Marcus Thuram: Kam in den letzten 12 Minuten für Stindl und rückte auf die linke Seite, während Wolf sich zentral orientierte. Thuram kam nicht auf Betriebstemperatur, agierte umständlich und unglücklich, wie bei einem misslungenen Hackentrick an der Seitenlinie. Ohne Note.

Denis Zakaria: Feierte für wenige Minuten sein Comeback, was aber zu einer Randnotiz mutierte, weil just vor der Einwechslung des Schweizers der Ausgleichstreffer gefallen war. Zakaria zeigte in der Nachspielzeit eine bissige Balleroberung. Hoffentlich bleibt er beschwerdefrei. Ohne Note.

 


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