Für die Gladbacher Borussen steht am Wochenende die Dienstreise nach Leipzig auf dem Programm. In der Hinrunde machten die Fohlen beim 3:0 eines der besten Saisonspiele, Christoph Kramer war die Entdeckung als ‘Zehner’ und der frisch gebackene neue RB-Coach Marco Rose bekam an alter Wirkungsstätte eins auf die Mütze - es war ein schöner Abend damals im September.
Seitdem hat sich RB unter Rose gefangen und ist durchgestartet. Die Leipziger sind wieder auf Champions-League-Kurs und werden die Borussen, die noch nie bei RB gewinnen konnten, richtig fordern. »Wir wissen schon, dass wir nicht als haushoher Favorit nach Leipzig fahren«, umschrieb Borussias Coach Daniel Farke die Erwartungen entsprechend. »Aber wenn wir in den Themen gut sind, die unser Spiel definieren, dann haben wir überall eine Chance zu punkten.«
Netz vor Bewährungsprobe als Linksverteidiger
Hierbei muss der Trainer auf die Dienste von Ramy Bensebaini verzichten, der nach seiner Gelb-Roten Karte aus dem Freiburgspiel und anschließender Schiedsrichterbeleidigung für zwei Partien gesperrt wurde. Die Borussen haben die Strafe akzeptiert und verkniffen sich ein öffentliches Nachtreten in Richtung des DFB. Für den Algerier dürfte Luca Netz die Position des Linksverteidigers einnehmen. »Luca ist eine von mehreren Optionen, die wir haben«, wollte sich Farke am Donnerstag noch nicht festlegen. Er lobte die grundsätzlich guten Trainingsleistungen des Youngsters, wies aber auch auf dessen Defizite beim Verteidigen im Auswärtsspiel in Berlin hin.
Die Probleme von Netz beim defensiven Stellungsspiel und auch beim Kopfballtiming sorgen dafür, dass es berechtigte Zweifel gibt, ob der gebürtige Berliner tatsächlich die Idealbesetzung als Linksverteidiger in einer Viererkette sein kann. Da viele den 19-Jährigen zur neuen Saison als logischen Bensebaini-Nachfolger sehen, wäre jetzt ein ‘Härtetest’ in Leipzig und gegen Bremen in mehrerlei Hinsicht interessant.
Wiedersehen mit dem ‘verwandelten’ Ex
Verzichten muss Farke am Wochenende erneut auf die Nummer 1 und 2 im Tor. Sowohl Jonas Omlin als auch Jan Olschowsky fallen weiter aus, sodass Tobias Sippel wie schon gegen Freiburg zwischen den Pfosten stehen wird. Christoph Kramer setzte am Donnerstag wegen muskulärer Beschwerden ebenso mit dem Training aus wie Nico Elvedi, der einen Schlag abbekommen hatte. Beides seien jedoch eher Vorsichtsmaßnahmen und Farke erwartet, dass Kramer und Elvedi das Abschlusstraining mitmachen können und damit für den Samstag spielfit sind.
Das Spiel beim Marketing-Konstrukt aus Leipzig birgt nicht nur sportliche Brisanz. Mit Marco Rose hat es ja bereits mehrfach ein Wiedersehen gegeben, aber nun treffen die Borussen erstmals auch auf ihren Ex-Macher Max Eberl. Eberl ist aktuell dabei, seinen in Gladbach gescheiterten Plan von der Implementierung eines neuen Fußball-Stils gemeinsam mit Rose unter völlig anderen finanziellen Voraussetzungen in Leipzig zu verwirklichen. Das ist zunächst einmal nicht verwerflich, dennoch wundern sich viele alte Weggefährten über die ‘Wandlung’, die Max Eberl auf dem Weg zu sich selbst vollzogen hat. Vorsichtig ausgedrückt ist es schon recht merkwürdig, was Eberl in seiner Funktion als Geschäftsführer Sport von RB bislang so von sich gibt.
Protest wird nur oberhalb der Gürtellinie geduldet
Keine Frage, dass das Wiedersehen am Samstag mehr als eine Randnotiz ist. Im Vorfeld bemüht man sich bei Borussia, die Wogen zu glätten und den Ball flach zu halten. Roland Virkus sagte, dass er sich auf ein Wiedersehen freut und er auch mit Eberl in telefonischem Kontakt steht. Die Fans werden wie gehabt gegen das Konstrukt RB protestieren und es ist davon auszugehen, dass auch in Richtung des ehemaligen Sportdirektors etwas präsentiert wird.
Virkus hofft, dass die Fans in Leipzig ihre Energie dafür verwenden werden, die Mannschaft anzufeuern. Geschäftsführer Stephan Schippers sagte nach einem Treffen mit Vertretern diverser Fangruppierungen: »Wir wollen niemandem das Recht zur Meinungsäußerung absprechen, aber wir erwarten, dass dies oberhalb der Gürtellinie stattfindet und sich die Fans auch bei Auswärtsspielen innerhalb der selbstauferlegten Leitplanken des Borussia-Kodexes 2.0 für den Borussia-Park bewegen.«
von Marc Basten