Im Winter 2014/2015 sah vieles danach aus, als ob sich das Engagement von Fabian Johnson bei Borussia Mönchengladbach zu einem Missverständnis entwickeln sollte. Als Stammspieler ablösefrei aus Hoffenheim gekommen, blieb dem US-Nationalspieler bei den Fohlen zunächst nur die Rolle des Teilzeitarbeiters vorbehalten. Der damalige Trainer Lucien Favre sah Johnson als linken offensiven Mittelfeldspieler, Johnson dagegen nannte die Position des Rechtsverteidigers als seine bevorzugte Rolle.
Nachdem die zunächst unterschiedlichen Auffassungen von Trainer und Spieler auf die Linie von Favre abgestimmt wurden, startete Johnson durch. In der Phase, als die Mannschaft von Erfolg zu Erfolg schwebte und sich erstmals für die Champions League qualifizierte, stand Johnson als linker Mittelfeldspieler immer in der Startelf. Die Diskrepanzen aus dem ersten Halbjahr waren schon lange kein Thema mehr.
Die furiose Aufholjagd unter Schubert war Johnsons beste Zeit
Am ersten Spieltag der Saison 2015/2016 zog er sich einen Muskelfaserriss zu und erlebte den schlimmen Absturz der Borussia, inklusive dem Blitzabgang von Lucien Favre, nur von der Tribüne aus. Obwohl noch kaum im Training, beorderte Favre-Nachfolger André Schubert den US-Nationalspieler im ersten Spiel gegen Augsburg gleich in die Startelf. Johnson bedankte sich für das Vertrauen mit dem Führungstreffer nach fünf Minuten.
Die furiose Aufholjagd unter André Schubert wurde für Johnson die erfolgreichste Zeit in Mönchengladbach. Er war unumstrittener Stammspieler und Leistungsträger. Auch die Rückrunde verlief noch mehr als ordentlich, selbst wenn Johnson in den letzten zehn Spielen aufgrund der von Schubert vorgenommen Systemumstellung auf Dreierkette von der linken Außenbahn ins rechte Mittelfeld beordert wurde. Im folgenden Halbjahr setzte Schubert ihn vermehrt als ›Springer‹ auf unterschiedlichen Positionen ein. Die Flexibilität, die Johnson für jeden Trainer zu einem interessanten Spieler macht, brachte ihm zwar Einsatzzeiten, sorgte aber gleichzeitig in der Wahrnehmung für eine gewisse Entbehrlichkeit.
Johnson wurde immer wieder durch hartnäckige Verletzungen ausgebremst
Der Trainerwechsel von Schubert zu Hecking im Winter 2016/2017 kam Johnson gelegen. Hecking setzte auf das 4-4-2 und selbst wenn Johnson nicht jedes Spiel machte, so gehörte das bewährte Duo Wendt-Johnson auf der linken Seite zur Basisbesetzung. Das Highlight der Saison war für Johnson sicherlich das Bundesligaspiel gegen Schalke 04. Beim 4:2-Heimsieg war er bärenstark und wurde mit seinem Doppelpack zum ›Man of the match‹. Als es kurz darauf in der Europa League erneut daheim gegen Schalke 04 ging, lief es für Johnson ganz und gar nicht perfekt. Bereits nach einer Viertelstunde musste er mit einem Muskelfaserriss vom Platz und fiel lange aus.
War Johnson bereits zuvor immer mal wieder mit diversen Muskelverletzungen oder Achillessehnenbeschwerden ausgefallen, kam er in der Saison 2017/2018 überhaupt nicht auf die Beine. 465 Minuten Bundesliga weist die Statistik aus, dabei hatte Dieter Hecking dem mittlerweile 30-Jährigen eine wichtige Rolle im Team zugedacht. Doch monatelang konnte er aufgrund Schwierigkeiten mit den Bandscheiben im Halswirbelbereich nicht mitwirken. Auch in Heckings zweiter kompletter Saison in Gladbach kam Johnson nur als Aushilfskraft zum Zuge. Obwohl - zumindest offiziell - beschwerdefrei, gehörte er mehrfach an den Spieltagen nicht mal zum Kader.
Vertrag läuft am 30. Juni aus und wird nach »gemeinschaftlicher Entscheidung« nicht verlängert
Unter Marco Rose kam er in den ersten drei Bundesligaspielen zum Einsatz, ehe ihn erneut eine langwierige Muskelverletzung auf Eis legte. Auch aktuell nach dem Re-Start stand Johnson wegen muskulärer Probleme nicht zur Verfügung. Derweil gab Sportdirektor Max Eberl wenig überraschend bekannt, dass man den im Sommer auslaufenden Vertrag nach »gemeinschaftlicher Entscheidung« nicht nochmals verlängern wird.
Damit endet die Zeit von Fabian Johnson in Mönchengladbach. Johnson bringt viele Anlagen mit, seine Flexibilität macht ihn zu einem Trainer- und Teamspieler, der jeder Mannschaft gut zu Gesicht steht. Doch neben der großen Verletzungsanfälligkeit hinterließ er in den letzten fünf Jahren immer latent den Eindruck, als ob ihm in letzter Konsequenz der Biss fehlte, sich vollends durchzusetzen. Die erstmalige Qualifikation zur Champions League und diese verrückte wie begeisternde Aufholjagd unter André Schubert wird mit dem Namen Fabian Johnson verknüpft bleiben. Und doch verlässt Johnson Mönchengladbach irgendwie unvollendet.
von Marc Basten