Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - SC Freiburg 1:2 (1:1)

Zu wenig Mut und keine Reserven

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Robin Hack hatte Pech mit einem Pfostenschuss (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach ließ gegen den SC Freiburg Mut und Entschlossenheit vermissen; gleichzeitig fehlten Stabilität und Reserven, um zumindest ein Remis zu sichern. Die Einzelkritik:

Tiago Pereira Cardoso: Begann mit einem hochriskanten kurzen Anspiel auf den gedeckten Weigl und musste nach einer Viertelstunde das Ausgleichstor auf seine Kappe nehmen, denn der Fünfmeterraum ist das Hoheitsgebiet des Torwarts. Der Youngster hatte zwei Möglichkeiten: Entweder vehement zum Ball gehen und diesen wegschlagen und dabei womöglich auch Itakura einen mitgeben oder aber wegbleiben und darauf setzen, dass Itakura den Ball wegköpft. Pereira Cardoso entschied sich für den Mittelweg und berührte den Ball nur zaghaft, was jedoch ausreichte, um ihn an Itakura vorbei ins Tor zu lenken. Das war unglücklich, aber eben einer dieser Fehler, die einem unerfahrenen Torwart passieren. Erfreulich, dass sich der 19-Jährige davon nicht sichtbar aus der Ruhe bringen ließ. Im Spielaufbau wirkte er gelegentlich sogar etwas selbstgefällig. In der zweiten Halbzeit zeigte er seine Klasse, als er den Schuss von Adamu stark um den Pfosten lenkte und kurz darauf mit einem herausragenden Reflex gegen Höler aus kurzer Distanz rettete. Pereira Cardoso löste weitere Pflichtaufgaben solide, einen etwas holprigen Rückpass von Chiarodia schlug er ins Seitenaus und einen Distanzschuss von Beste packte er im Nachfassen sicher. Beim Siegtor der Freiburger in der Schlussminute hatte er keine Abwehrchance. Note 3,0.

Joe Scally: Nach einem Einwurf auf Plea schlug er eine gute Flanke auf Hack, ansonsten war vom US-Amerikaner offensiv nicht viel zu sehen. Defensiv hielt er seine Seite im Verbund mit Honorat relativ dicht, lief aber vor allem in der zweiten Halbzeit das eine oder andere Mal nur hinterher, ohne in den Zweikampf zu kommen. Insgesamt war es ein unauffälliges Spiel des 22-Jährigen ohne grobe Schnitzer. Note 3,5.

Ko Itakura: War beim unglücklichen ersten Gegentor involviert, als er seinen Torwart irritierte. Eine Schuld traf den Japaner nicht - entscheidend war die unglückliche Aktion von Pereira Cardoso. Ansonsten lieferte Itakura in der gewohnten Art und Weise ab, klärte in wichtigen Momenten und blockte drei Schüsse der Freiburger. Besonders in den Luftduellen war der 28-Jährige eine Bank. Am Ball war er nicht ganz so sauber wie gewohnt. Im Verlauf der zweiten Halbzeit rückte er vor die Abwehr, was für mehr Stabilität sorgte. Vielleicht wäre das angesichts des fehlenden „Kampf-Sechsers“ von Anfang an die bessere Lösung gewesen. Note 3,0.

Nico Elvedi: Wartete mit einer seriösen Leistung auf, war wachsam und ging dazwischen, wenn es nötig wurde. Im Aufbau war der Schweizer sehr auf Sicherheit bedacht, immerhin fanden zwei seiner drei langen Pässe einen Mitspieler. Auffällig war, dass der 28-Jährige schon sehr frühzeitig „pumpte“ und körperlich nicht vollends auf der Höhe wirkte. Aufgrund der Folgen eines Zweikampfs musste er in der 66. Minute vom Feld und wurde von Chiarodia abgelöst. Das war auch insofern unglücklich, als dies einen weiteren „Wechsel-Slot“ kostete, nachdem nur zwei Minuten zuvor bereits zwei Auswechslungen vollzogen worden waren. Note 3,5.

Luca Netz: Erhielt überraschend den Vorzug vor Ullrich und hatte die zu erwartenden Probleme als Linksverteidiger. Sein erstes Kopfballduell verlor er, auch wenn man ihm zugutehalten muss, dass er in die Sonne schaute. Es folgte ein Querschläger und vor dem Ausgleich gab es Abstimmungsprobleme mit Hack, sodass Netz Kübler in seinem Rücken laufen ließ, nur halbherzig hinterherlief und die Flanke nicht verhindern konnte. In mehreren Situationen wurde erneut deutlich, dass Luca Netz das Raumgefühl und das Gespür für Gefahr fehlen. Seine defensiven Schwächen kompensierte der 21-Jährige auch nicht durch gelungene Offensivaktionen. Er blieb sehr blass, war unter Druck wenig durchsetzungsfähig, und ein einfacher technischer Fehler ermöglichte Freiburg einen gefährlichen Umschaltangriff. Nach etwas mehr als einer Stunde machte er Platz für Ullrich. Note 5,0.

Julian Weigl: Fand sich ohne einen kampfstarken Sechser neben sich im Dilemma der Vorsaison wieder. Er selbst konnte diese Lücke trotz aller läuferischen Bemühungen nicht schließen, zudem litt seine fußballerische Performance unter dem Druck, als Abräumer fungieren zu müssen. Eine Passquote von 74 % ist für Weigl außergewöhnlich schlecht. Vor dem 1:1 verlor der 29-Jährige den Überblick und hatte den aus dem Rückraum kommenden Osterhage nicht auf dem Schirm. Über die gesamte Spielzeit hatte Weigl kaum Zugriff, kam nicht in die Zweikämpfe und konnte das Spiel nicht organisieren. Ganz am Ende hätte er mit einem verunglückten Rückpass fast noch das dritte Gegentor verschuldet. Note 5,0. 

Florian Neuhaus: Kam zu seinem zweiten Startelfeinsatz in dieser Saison und fungierte als zweiter Sechser neben Weigl. Dass dies eine Notlösung war, muss niemandem erklärt werden. Man merkte Neuhaus den Willen, sich kämpferisch zu zeigen, deutlich an, auch wenn das mitunter etwas unnatürlich wirkte. Seine Grätsche im Strafraum gegen Doan war dagegen lehrbuchhaft. Fußballerisch deutete der 28-Jährige nicht nur bei seinem öffnenden Pass auf Scally einiges an Potenzial an. In der ersten Halbzeit spielte er mehrere gute Pässe und überbrückte auch einige Male mit Ball am Fuß größere Distanzen. Nach der Pause geriet er vor der Adamu-Chance durch ein unsauberes Zuspiel von Kleindienst in Schwierigkeiten und verlor den Ball. Bis zu seiner Auswechslung in der 76. Minute war von Neuhaus nicht mehr viel zu sehen und er hatte angesichts der Freiburger Dominanz immer größere Probleme, in die Zweikämpfe zu kommen. Note 4,0.

Franck Honorat: Hatte seinen Glücksmoment, als seine Hereingabe zum Führungstor abgefälscht wurde. Auch danach, in der besten Phase der Borussia, hatte der Franzose einige gute Szenen. So startete er einige gefährliche Läufe über seine rechte Seite und in einer Situation setzte er sich stark gegen mehrere Gegenspieler durch. In der 27. Minute ließ er sich durch Rufe von den Rängen zu einem übereilten Distanzschuss hinreißen, der über das Tor flog. Defensiv arbeitete der 28-Jährige ordentlich mit, aber offensiv ging immer weniger. Nach der Pause verlor Honorat bei Konteransätzen frühzeitig und leichtfertig den Ball. Eine Viertelstunde vor Schluss machte er Platz für Friedrich. Note 4,0.

Alassane Plea: War nur ansatzweise am Spiel beteiligt und neben einem guten Steckpass auf Hack konnte Plea kaum etwas beitragen. In der besten Phase nach dem Gegentor war der Franzose ein paar Mal zu sehen, u. a. vor dem Hack-Pfostenschuss bei einem Doppelpass-Versuch mit Kleindienst im Strafraum. Ein schlimmer Fehlpass des 32-Jährigen nach etwas mehr als einer halben Stunde blieb letztlich ohne Folgen. Da sich kaum noch ein Kombinationsspiel entwickelte, fand auch Plea nicht mehr statt. Bis zu seiner Auswechslung in der 63. Minute kam er auf 23 Ballaktionen - das nennt man wohl „aus dem Spiel genommen“. Note 4,5.

Robin Hack: Der umtriebigste Offensivspieler der Borussia. Ihm misslang so einiges (23 Ballverluste!), aber immerhin versuchte er etwas zu initiieren. Mit seiner Balleroberung und dem Pass auf Honorat leitete er den Führungstreffer ein. Bei seiner Kopfballchance verpasste Hack es, den Ball nach unten zu drücken, sodass die Kugel über den Kasten flog. Pech hatte der 26-Jährige bei seinem Pfostenschuss, als er sich stark um den Gegenspieler drehte und (zu) genau abschloss. Typisch war eine Aktion in der 45. Minute, als Hack zunächst den Ball eroberte, dann aber einen zu weit geratenen Pass in Richtung Plea spielte. Nach der Pause war auch Hack nahezu komplett mit Defensivarbeit beschäftigt, und die zaghaften Versuche, für Entlastung zu sorgen, verpufften frühzeitig. Zum Ende hin war Hacks Akku komplett leer, aber er musste aufgrund der bereits erfolgten fünf Wechsel durchspielen. Das rächte sich in der Schlussminute beim Siegtor der Freiburger, als Hack nur noch humpelnd hinter Sildilla herlief, der den Weg zum Tor ebnete. Note 3,5.

Tim Kleindienst: Erneut ein unbefriedigender Nachmittag für den Nationalspieler. Er schlug vor der Pause eine harte Hereingabe ohne Abnehmer und im zweiten Durchgang war der geblockte Schuss aus der Drehung in der 64. Minute seine einzige Abschlussaktion. Ansonsten war der 29-Jährige viel unterwegs und laut Statistik der laufstärkste Borusse. Auch bestritt Kleindienst die meisten Zweikämpfe seines Teams, wenngleich sich der Eindruck der letzten Wochen verfestigte, dass er mit etwas weniger Bissigkeit als zuvor zu Werke geht. In der eigenen Hälfte brachte er einmal Neuhaus mit einem unsauberen Anspiel in die Bredouille, woraus die Chance für Adamu resultierte. Ansonsten war Kleindienst defensiv primär bei gegnerischen Standards ein wichtiger Faktor. Insgesamt war es ein undankbares Spiel für die nominell einzige Sturmspitze. Er konnte die Bälle dieses Mal nicht festmachen, weil er einfach keine bekam. Note 4,0. 

Lukas Ullrich (63. Minute für Netz): Leitete sofort nach seiner Einwechslung einen Angriff ein, der zu einer Ecke führte. Als Linksverteidiger war er wacher und näher am Gegenspieler als sein Vorgänger. Drei gelungene Klärungsaktionen verzeichnete der 21-Jährige, ein Fehlpass unterlief ihm nicht. Allerdings sah er vor dem 1:2 gegen Doan weniger gut aus und konnte die Flanke nicht verhindern. Ohne Note. 

Kevin Stöger (63. Minute für Plea): Konnte dem Spiel seiner Mannschaft keine nennenswerten Impulse geben. Die Versuche, etwas auf eigene Faust zu unternehmen, führten meist zu Ballverlusten. Ohne Note. 

Fabio Chiarodia (66. Minute für Elvedi): Übernahm Elvedis Position, klärte einige Male aufmerksam und rettete einmal in höchster Not. Einen Ball schlug er lang nach vorne, obwohl dort niemand stand. Ohne Note. 

Marvin Friedrich (76. Minute für Honorat): Erledigte seinen Job in der Abwehrkette ohne Schnörkel - bis zur 90. Minute. Da ließ er Manzambi ungestört zum Freiburger Siegtreffer einköpfen. Ohne Note. 

Tomáš Čvančara (76. Minute für Neuhaus): Gab noch zwei, letztlich harmlose, Distanzschüsse ab. Ohne Note. 

 


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