Einzelkritik: 1. FC Köln - Borussia Mönchengladbach 3:1 (1:0)

Borussia schlägt sich im verpennten Derby selbst

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Daneben gefaustet - Nicolas trifft den Kölner und nicht den Ball (Foto: Getty Images)

Die Niederlage im Derby hat sich Borussia Mönchengladbach selbst zuzuschreiben. Eine schlimme erste Halbzeit, ein zu kurzes Erwachen und zu viele individuelle Fehler ließen die Fohlen das Prestigeduell verdient verlieren. Die Einzelkritik:

Moritz Nicolas: Über weite Strecken machte der Keeper einen Tag nach seinem 26. Geburtstag ein gewohnt seriöses Spiel. Einige Versuche der Kölner aus der Distanz hielt er sicher, als mitspielender Torwart war er aufmerksam und auch unter Bedrängnis souverän. Den Waldschmidt-Schuss im ersten Durchgang lenkte Nicolas mit den Fingerspitzen an den Innenpfosten und feierte sich berechtigterweise selbst für diese Tat. Dass er zu diesem Zeitpunkt bereits einmal hinter sich greifen musste, ist Nicolas nicht anzulasten. Beim frühen Elfmeter von Kainz hatte er die Ecke geahnt und machte sich auch richtig gut lang, doch der präzise Schuss war unerreichbar. Nach der Pause war Nicolas nur bei Pflichtaufgaben gefordert, ehe ihm der unglückliche Doppelfehler zum 1:2 unterlief. Zunächst verursachte er den Elfmeter, als er bei der Flanke zu spät kam und nicht den Ball traf, sondern nur den Kopf von Waldschmidt. Die Freude über den parierten Strafstoß von Kainz, als Nicolas den Lupfer ahnte, war nur von kurzer Dauer. Weil er sich zu früh von der Linie entfernt hatte, musste der Elfer wiederholt werden und diesmal verwandelte Kainz eiskalt. Später parierte Nicolas noch einen Schuss von Waldschmidt, ehe dieser ihn mit dem Treffer zum 3:1 überwand, bei dem Nicolas nichts ausrichten konnte. Note 4,0.

Nico Elvedi: Begann als rechter Innenverteidiger in der Dreierkette mit zwei Fouls in den ersten zwei Minuten. Das war allerdings kein Zeichen von großer Bissigkeit, sondern schon eher der Tatsache geschuldet, dass vor ihm nicht geschlossen verteidigt wurde. Im weiteren Verlauf klärte Elvedi zweimal sehr aufmerksam in brenzligen Situationen. Beim Lattenkopfball von Chabot verlor er allerdings das Kopfballduell. Die Spieleröffnung des Schweizers war derweil eher durchwachsen. Nach dem Seitenwechsel spielte er als linker Innenverteidiger in der Viererkette. Das erledigte der 27-Jährige ordentlich, auch wenn er nicht immer optimal postiert war. Sein Kopfballtor zum zwischenzeitlichen Ausgleich war stark - er lief perfekt ein und das Timing stimmte. Note 3,5.

Marvin Friedrich: Aufgrund des überraschenden Ausfalls von Itakura stand der Ex-Unioner als zentraler Innenverteidiger der Dreierkette in der Startelf. Von Beginn an war er gefordert und in den meisten Fällen machte es der 27-Jährige ordentlich. Stellenweise wirkten seine Abwehraktionen leicht panisch, aber er funkte dazwischen und konnte zumeist auch ordentlich klären. Als Aufräumer war er gefragt und das erledigte Friedrich rational. Die Ausnahme war ein eher unbeholfenes Foul an der Strafraumgrenze. Nach der Umstellung zur Pause spielte Friedrich als rechter Innenverteidiger in der Viererkette. Auch hier machte er einen seriösen Job und vereitelte nach einem Fauxpas von Weigl Schlimmeres. Beim dritten Gegentor sah es so aus, als ob er den Weg für den Ball frei machen würde, anstatt noch irgendwie dranzukommen. Note 3,5.

Maximilian Wöber: Als linker Innenverteidiger in der Dreierkette war der Österreicher oft gefordert, weil der FC die linke Gladbacher Seite als bevorzugtes Einfallstor ausgemacht hatte und dort mehrfach den überforderten Netz überrannte. Wöber bereinigte einige Male aufmerksam, war aber auch in dem einen oder anderen Laufduell am Limit. Im Strafraum warf er sich in einer Situation im letzten Moment in einen Schuss und fälschte den Ball entscheidend zur Ecke ab. Mitte der ersten Halbzeit verdrehte er sich an der Außenlinie das Knie, konnte aber nach Behandlung weiter- und letztlich auch durchspielen. Nach dem Seitenwechsel war er als Linksverteidiger unterwegs, was er defensiv schnörkellos machte. Einige Male schob er mit nach vorn an, u. a. vor der Situation, die zum Platzverweis für Koné führte. Da war Wöber im gegnerischen Strafraum und als der Kölner Umschaltangriff lief, wollte Koné vergeblich auf der linken Seite aushelfen. Note 3,5.

Julian Weigl: Als alleiniger Sechser vor der Pause komplett überfordert, weil der von ihm zu beackernde Raum zwischen den Linien unfassbar groß war. Unter der schlechten und teilweise naiv anmutenden Staffelung litt der Kapitän extrem. Er kam nicht in die Zweikämpfe, lief nur hinterher und konnte auch in den Ballbesitzphasen nur wenig einbringen. Verwunderlich, dass er nicht in der Lage war, hier früher Korrekturen zu veranlassen oder zumindest beim Trainer einzufordern. Dass sich ausgerechnet der Kapitän in zentraler Position in die ‘Opferrolle’ fügt, obwohl so offensichtlich ist, dass es nicht funktioniert, ist kein gutes Zeichen. Nach der Pause in der kompakteren Ausrichtung agierte der 28-Jährige gefestigter, auch wenn ihm dieser unerklärliche Fehlpass unterlief, der Köln eine Großchance eröffnete. Am Ende beim dritten Kölner Treffer fehlte Weigl gegen Waldschmidt die letzte Konsequenz. Note 4,5.

Franck Honorat: Hatte als rechter Schienenspieler große Probleme bei der Entscheidungsfindung. Er rückte mehrfach vor, als eine defensive Orientierung vernünftiger erschien und umgekehrt. So war der Franzose zwar oft in der Nähe des Balles, lief aber meist nur umher, ohne teilzunehmen. Defensiv hatte er große Schwierigkeiten und sah mehrfach schlecht aus. Offensiv gab er zwar den (überhasteten) ersten Torschuss ab, ansonsten blieb er jedoch harmlos und auch ungewohnt fehlerbehaftet. Die Standards, u. a. ein kurios anmutender direkter Versuch aus rund 35 Metern, waren auch nicht auf dem schon gezeigten Niveau. Die Ausnahme war die Ecke des 27-Jährigen, die zum Ausgleich durch Elvedi führte. Elf Minuten vor dem Ende wurde er durch Hack abgelöst. Note 4,5.

Florian Neuhaus: Versuchte sich in der Rolle des Achters oder verkappten Zehners, wo er allerdings keinen Stich machte. Ein gelungenes Anspiel auf Honorat war die Ausnahme, ansonsten war Neuhaus nahezu unsichtbar. Beim ‘Pseudo-Pressing’, dem kläglichen Versuch der Borussen, den Kölner Aufbau zu stören, irrte Neuhaus planlos umher. Es sah so aus, als ob der 26-Jährige wirklich nicht wusste, was er machen sollte. Das Ergebnis war, dass er nicht in die Zweikämpfe kam und gleichzeitig den Raum zwischen den Linien unbesetzt ließ, den die Kölner ungestört bespielen konnten. Zur zweiten Halbzeit wurde Neuhaus von Reitz ersetzt. Note 5,0. 

Manu Koné: Startete sehr unglücklich in die Partie, als er den Handelfmeter verursachte. Insoweit aber kein Vorwurf an den Franzosen, der aus kurzer Distanz angeschossen wurde. Die Absurdität der Regelauslegung kann man Koné nicht anlasten. Das gilt schon eher der weiteren Vorstellung des 22-Jährigen im ersten Durchgang. Er wirkte wie ein Fremdkörper, hatte mit Ball kaum Szenen und lief ansonsten nur hinter den Kölnern her. Exemplarisch die Chance von Waldschmidt, als Koné nur begleitete und nicht eingriff. Nach der Systemumstellung im zweiten Durchgang steigerte sich Koné. Er war plötzlich stabil am Ball, schüttelte mehrere Gegenspieler ab und forcierte das Offensivspiel. Es sah so kurzzeitig so aus, als ob sich die Mannschaft an ihm aufrichten würde und das Derby doch noch ein gutes Ende nehmen könnte. Doch dann leistete sich Koné in der Rückwärtsbewegung, als er für den aufgerückten Wöber auf der linken Seite aushelfen wollte, das überharte Foul gegen Ljubicic und wurde berechtigt vom Platz gestellt. Note 4,5.

Luca Netz: Hatte von Beginn an massive Probleme, weil er fast ausschließlich als Linksverteidiger in der Fünferkette gefordert war. Zeigte sich Netz zuletzt verbessert im Defensivverhalten, verfiel er diesmal wieder in alte Muster. Er war nicht wach, stand falsch zu Ball und Gegner und ließ sich wie ein Anfänger ausspielen und überlaufen. Der 20-Jährige ließ sich von Carstensen abkochen und verursachte die Ecke, die zum Handelfmeter führte. Am Ball leistete sich Netz einige panikartige Pässe und in der einzigen Situation, als er mal in der Offensive war, ließ er sich schläfrig den Ball abnehmen, woraus ein Kölner Umschaltangriff resultierte. Zur Pause wurde Netz ausgewechselt. Note 5,0.

Alassane Plea: Es war wieder eines dieser Spiele, in dem sich Plea durch die bissige Zweikampfführung der Gegenspieler zeitig den Schneid abkaufen ließ. Zwei, drei gute Ansätze verpufften, weil die Kollegen nicht mitspielten. Mit einem krassen Fehlpass im Aufbau trug auch Plea zur allgemeinen Verunsicherung bei. Der 30-Jährige konnte keine Akzente setzen und war auch nach der Umstellung im zweiten Durchgang kein nennenswerter Faktor. In der 79. Minute wurde er von Ngoumou abgelöst. Note 5,0.

Tomáš Čvančara: War nach längerer Zeit mal wieder von Beginn an dabei, rechtfertigte seine Nominierung jedoch nicht. Čvančara konnte kaum einen Ball festmachen und sich mit dem Rücken zum Gegenspieler nicht behaupten. Zwar wurde er einige Male auch heftig angegangen, aber der Linie des Schiedsrichters entsprechend musste man das nicht abpfeifen. Nur einmal konnte sich der Tscheche richtig durchsetzen und nach seiner Ablage gab es die erste Halbchance für Honorat. Ansonsten rieb sich Čvančara, dessen immense technische Probleme beim ersten Ballkontakt einige Male offensichtlich wurden, ohne Ertrag auf. Elf Minuten vor dem Ende räumte er das Feld für Jordan. Note 5,0. 

Joe Scally (46. Minute für Netz): Spielte als Rechtsverteidiger in der neu gebildeten Viererkette und kam ordentlich in die Partie. Er war präsent und brachte eine gewisse Körperlichkeit und Wucht mit. Auch wenn der 20-Jährige in zwei Situationen ein wenig den Überblick verlor und den Ball zu einfach hergab, machte er es insgesamt anständig. In der Nachspielzeit ließ er sich zu einer kleinen Frustaktion hinreißen, die ihm aufgrund der Schauspieleinlage des Kölner Gegenspielers noch eine Gelbe Karte einbrachte. Note 3,5. 

Rocco Reitz (46. Minute für Neuhaus): Trug im neu formierten Mittelfeld direkt dazu bei, dass die Räume für die Kölner deutlich weniger wurden als vor der Pause. Sein griffiges und für den Gegner unangenehmes Zweikampfverhalten war wichtig und fehlte vor der Pause. Auf dem Weg nach vorn hatte Reitz zwei, drei stabile und gute Szenen, aber es unterliefen ihm auch zwei verschlampte Abspiele, als merklich mehr drin war. Note 3,5. 

Robin Hack (79. Minute für Honorat): War bemüht, noch etwas zu bewegen - ein Kopfball von der Strafraumgrenze war ein etwas zu optimistischer Versuch. In zwei Situationen, die interessant werden konnten, bremste sich Hack mit technischen Fehlern selbst aus. Ohne Note.

Jordan (79. Minute für Čvančara ): Konnte sich nicht mehr einbringen und verlor einmal den Ball ähnlich simpel wie Čvančara zuvor. In einer Situation wurde im Kölner Strafraum auf Stürmerfoul gegen Jordan entschieden, was umstritten war. Chabot und Jordan zogen beide, doch wenn man dort als Schiedsrichter eingreift, hätte es eher Elfmeter statt Offensivfoul geben müssen. Ohne Note. 

Nathan Ngoumou (79. Minute für Plea): Blieb unauffällig und hatte keine nennenswerte Aktion. Ohne Note.

 

 


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