Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - RB Leipzig 0:1 (0:0)

Borussia gegen RB: Seriöser und stabiler, aber sehr harmlos

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Joe Scally hatte erneut keinen leichten Stand (Foto: Frederic Scheidemann - Getty Images)

Borussia Mönchengladbach präsentierte sich gegen RB Leipzig seriöser und stabiler als in den vergangenen Partien, doch auch weil man offensiv sehr harmlos agierte, blieben die Borussen auch im dritten Heimspiel in Folge punktlos. Die Einzelkritik:

Moritz Nicolas: Absolvierte eine souveräne Partie und agierte mit einer Selbstverständlichkeit, als ob er schon jahrelang in der Bundesliga das Tor hüten würde. Fußballerisch ging Nicolas kein Risiko ein, in der Luft war er sicher und alle Pflichtaufgaben löste der 25-Jährige mit breiter Brust. Den Schlenzer von Xavi Simons vor der Pause lenkte er mit einer sehenswerten Parade zur Ecke. Am Anfang der zweiten Halbzeit war er bei Opendas Flachschuss auf dem Posten. Beim Gegentor machte Nicolas eigentlich alles richtig, als er Werner gut abdrängte und sogar noch die Hand am Ball hatte. Dass der Leipziger aus so spitzem Winkel doch noch traf, war schlichtweg Pech für Nicolas. Note 2,0.

Joe Scally: Obwohl er sich gegenüber dem Spiel in Darmstadt leicht verbessert zeigte, wirkten die Aktionen des US-Amerikaners insgesamt wenig überzeugend. Er ließ sich einige Male sehr einfach vom Ball trennen, korrigierte einen eigenen Stockfehler aber mit einer resoluten Grätsche und bekam dafür Szenenapplaus. Als 'Schienenspieler' setzte der 20-Jährige in der Offensive kaum Impulse. Scally sah Gelb für ein notwendiges taktisches Foul an der Seitenlinie. Auch nach dem Seitenwechsel spielte Scally mit wenig Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. In der 79. Minute machte er Platz für Neuhaus. Note 4,0.

Nico Elvedi: Nach erfolgter Vertragsverlängerung stand der Schweizer erwartungsgemäß direkt in der Startelf. Als rechter Innenverteidiger in der Fünferkette zeigte er von Beginn an mehrere gute Klärungsaktionen und überzeugte mit seinem Stellungsspiel. Im Aufbau versuchte er auch den einen oder anderen vertikalen Pass zu spielen. Das klappte zwar nicht immer, war aber dennoch eine Steigerung zu den sonst von Elvedi gewohnten Sicherheits-Querpässen. Nach der Pause gab es zwei, drei Abstimmungsprobleme mit den Kollegen, insgesamt war das Startelf-Comeback des 26-Jährigen aber gelungen. Note 3,0.

Ko Itakura: Als zentraler Innenverteidiger direkt zu Beginn mit einem Wackler, danach gefiel Itakura mit gutem Stellungsspiel und entschlossenem Zweikampfverhalten. Im Aufbau agierte er mit Umsicht und Präzision. Mehrfach rückte der Japaner gut vor, um die Leipziger Offensivspieler bereits bei der Ballannahme zu stören. Vor dem Tor des Tages schob sich der 26-Jährige ebenfalls vor, konnte dann aber den Steilpass auf Werner nicht mehr unterbinden, sondern verlängerte den Ball mehr oder weniger in den Lauf des Torschützen. Note 3,0.

Maximilian Wöber: Ging resolut zur Sache und hatte Glück, dass er für einen Check gegen Simons keine Gelbe Karte sah. Sein Rettungsblock in letzter Instanz gegen Sesko war klasse, eine enorme Grätsche ebenso. Es erweckt den Eindruck, als ob sich Wöber langsam zum Leader in der Abwehr entwickelt, was sich auch an der Körpersprache des Österreichers zeigte. Negativ war ein verrutschter Einwurf zum Ende der ersten Halbzeit. Beim Gegentor konnte er Werner nicht mehr folgen. In der ersten Halbzeit köpfte Wöber nach einer Ecke knapp über das Tor und auch nach der Pause hatte er eine Kopfballmöglichkeit, als er sich wuchtig durchsetzte, den Ball aber nicht nach unten drückte. Note 2,5.

Luca Netz: Als linker Mann in der Fünferkette mit einer seriösen Defensivleistung ohne größere Fehler. Netz profitierte von der Unterstützung durch Koné und Wöber und machte selbst stets die notwendigen Wege. Im Offensivspiel blieb der 20-Jährige dagegen weitestgehend unauffällig. In der Anfangsphase setzte er sich einmal ausgezeichnet auf der linken Seite gegen mehrere Leipziger durch, seine scharfe Hereingabe fand jedoch keinen Abnehmer. Sein Tempo konnte Netz zu keiner Phase wirklich zeigen. Note 3,5.

Rocco Reitz: Rechtfertigte seine neuerliche Startelfnominierung mit einer sehr engagierten Leistung. Reitz war giftig und bissig in den Zweikämpfen, eroberte Bälle und holte Freistöße heraus. Absolut positiv, dass er in den direkten Duellen ohne Angst und mit viel Hartnäckigkeit zu Werke ging. Aber auch am Ball machte es der 21-Jährige gut, weil er immer darauf aus war, etwas zu initiieren. Das hatte zwar den einen oder anderen Fehlpass zur Folge, aber Reitz ist bei Weitem kein Alibi-Fußballer – wenn er den Ball hat, dann passiert etwas. Sein Schuss in der ersten Halbzeit war gefährlich, wurde aber noch abgefälscht. Und der Kopfball von Reitz, den Blaswich so gerade über die Latte lenkte, war Borussias beste Torchance. Elf Minuten vor dem Ende wurde er von Kramer abgelöst. Note 2,5.

Julian Weigl: Als einziger Sechser wurde er von den Achtern Reitz und Koné unterstützt. Das trug erfolgreich zur Kompaktheit bei und bis auf wenige Ausnahmen traf Weigl die richtigen Entscheidungen, wenn es um die Raumbesetzung ging. In der Zweikampfführung hat Borussias Kapitän weiterhin Luft nach oben, aber seine Bereitschaft war tadellos. Im Offensivspiel konnte der 28-Jährige keine signifikanten Akzente setzen. Ein etwas überhastet abgegebener Schuss flog deutlich über das Tor, ein Freistoß aus guter Position wurde zur Ecke abgefälscht. Note 3,5.

Manu Koné: Kehrte nach überstandener Verletzung bei seiner Saisonpremiere direkt in die Startelf zurück und half als linker Achter mit, im Mittelfeld für Stabilität zu sorgen. Der Franzose arbeitete sehr aufmerksam und unterstützte Netz und Wöber. Am Ball war der 22-Jährige noch vergleichsweise zurückhaltend, auch wenn direkt auffiel, dass Koné über die Technik verfügt, auf engstem Raum etwas zu bewegen. Natürlich war ihm die fehlende Matchpraxis anzumerken, aber einige Ansätze waren vielversprechend. Erstaunlich, dass er bis zu 79. Minute durchhielt, ehe er von Hack abgelöst wurde. Note 3,5. 

Franck Honorat: Diesmal als zweite Spitze aufgeboten, wo er doch einige Orientierungsprobleme hatte. Laufbereitschaft und Einsatzwillen des Franzosen waren tadellos, aber am Ball war er mehrfach überhastet. Auch die Abstimmung mit Jordan passte nicht. Insgesamt waren die Aktionen von Honorat wenig zwingend und auch seine Schnelligkeit konnte er – mit Ausnahme eines langen Sprints – nicht zur Geltung bringen. Dafür schlug der 27-Jährige mehrere gute Standards und auch die Flanke zur Kopfballchance von Reitz kam von ihm. Nach 64 Minuten räumte er für Ngoumou das Feld. Note 4,0.

Jordan: Machte in der ersten Halbzeit in einigen Aktionen im Mittelfeld mit Gegenspielern im Rücken den Ball gut fest und legte zu einem Mitspieler ab. Ansonsten war Jordan jedoch ein Ausfall. Im Strafraum trat der 27-Jährige nicht in Erscheinung. Er wirkte zudem ausgesprochen träge und schien nicht so recht zu wissen, wohin er laufen sollte und was seine Mitspieler vorhatten. Spielverständnis war jedenfalls nicht auszumachen. Sein Anlaufen des Leipziger Aufbauspiels glich eher einem gemütlichen Spaziergang. Die Auswechslung nach etwas mehr als einer Stunde war überfällig. Note 5,0.

Alassane Plea (64. Minute für Jordan): War umtriebiger als Jordan zuvor und wirkte auch engagierter als in Darmstadt, doch wirklich etwas bewegen konnte Plea in der letzten halben Stunde auch nicht. Ohne Note. 

Nathan Ngoumou (64. Minute für Honorat): Sorgte u. a. mit zwei erfolgreichen Dribblings auf der rechten Seite für Belebung. Allerdings stand sein Ballverlust an der Basis des Leipziger Treffers. Tief in der Nachspielzeit versuchte es Ngoumou aus der Distanz, der Ball flog knapp über das Tor. Ohne Note.

Robin Hack (79. Minute für Scally): Wollte sich zeigen, wirkte dabei aber etwas hektisch. Wie in Darmstadt machte Hack aus einer guten Kopfballchance zu wenig. Ohne Note. 

Florian Neuhaus (79. Minute für Reitz): Kam lediglich auf 10 Ballkontakte. Neuhaus spielte zwar keinen Fehlpass, konnte aber auch nichts bewirken. Ohne Note. 

Christoph Kramer (79. Minute für Koné): Saisonpremiere für den Routinier, der die Bälle forderte (27 Ballaktionen) und auch die Fans noch mal gestenreich animierte, die Schlussoffensive nicht nur mit Singsang zu untermalen. Ohne Note. 

 


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