Einzelkritik: RB Leipzig - Borussia Mönchengladbach 3:0 (0:0)

Eine unnötige Niederlage in Leipzig

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Eine ärgerliche Niederlage der Borussen in Leipzig (Foto: Martin Rose - Getty Images)

Drei Schlüsselszenen gab es bei der Gladbacher Niederlage in Leipzig: Pleas verschossener Elfmeter, Konés Fauxpas und Pleas verursachter Elfmeter. Ansonsten machte Borussia Mönchengladbach eigentlich ein ganz vernünftiges Auswärtsspiel. Die Einzelkritik:

Tobias Sippel: Bekam mehr zu tun als in der Vorwoche gegen Freiburg und löste die Aufgaben zunächst souverän. Gegen Werner im kurzen Eck blockte er aufmerksam, weitere ‘Muss-Bälle’ hielt er sicher. Mit dem Ball am Fuß wirkte Sippel nicht so überzeugend - ein Fehlpass im eigenen Sechzehner wurde nicht bestraft. Beim Führungstor knallte Werner den Ball unter die Latte - unhaltbar war der Schuss nicht. Der Elfmeter von Forsberg war souverän verwandelt und beim 0:3 nach einer Ecke vermochte Sippel gegen den freien Gvardiol nichts mehr auszurichten. Eine Viertelstunde vor Schluss prallte der 34-Jährige mit der Schulter gegen den Pfosten, konnte aber nach einer Behandlung weitermachen. Einen Schuss von Poulsen lenkte Sippel auf die Latte und in der Schlussminute bewahrte er seine Mannschaft mit einer Glanztat gegen Szoboszlai vor dem vierten Gegentor. Note 3,0.

Joe Scally: Ging mit dem klaren Auftrag ins Spiel, den Fokus in erster Linie auf die Defensivarbeit zu richten. Der US-Nationalspieler hielt seine Position und bestritt konzentriert die Zweikämpfe. Einen Ballverlust gegen Raum korrigierte Scally rechtzeitig und darüber hinaus hielt er die Seite auch aufgrund der fleißigen Mitarbeit von Hofmann dicht. Probleme hatte der 20-Jährige bei Ballbesitz, wo ihm einige unnötige Fehlpässe unterliefen. Offensiv schlug er eine gute Flanke auf Plea. Note 3,5.

Ko Itakura: Der Japaner war nicht frei von kleineren, aber letztlich folgenlosen Wacklern - so produzierte er unter anderem im eigenen Sechzehner eine Kerze. Gemeinsam mit Elvedi hatte Itakura eine Stunde weitestgehend alles im Griff. In der Schlussphase wurde es wilder und da hatte der 26-Jährige einmal gegen Poulsen das Nachsehen und beim 0:3 nach der Ecke hatte er Gvardiol nicht im Blick. Note 3,5.

Nico Elvedi: Der 26-Jährige gewann in der Anfangsphase einen ersten wichtigen Zweikampf gegen Werner und machte auch danach ein sehr konzentriertes Spiel. Er korrigierte den krummen Pass von Sippel und unterband in zwei weiteren Situationen aufkommende Gefahr durch aufmerksames Stellungsspiel. Nicht gut postiert war er bei der Chance von Forsberg, den Elvedi ungehindert köpfen ließ. Beim 0:1 gelang es dem Schweizer nicht, Werner noch entscheidend zu stören, was man ihm aber nicht vorwerfen kann. Note 3,5.

Luca Netz: Wie bei seinem Pendant Scally auf der anderen Seite hatte auch für Netz die defensive Positionierung oberste Priorität. Entsprechend schaltete sich der Youngster nur situativ nach vorn mit ein, ohne dort etwas bewegen zu können. Nach einer knappen halben Stunde blockte Netz einen Schuss von Werner im Anschluss an eine Ecke. Bei den Defensivzweikämpfen wirkte der 19-Jährige nicht immer sattelfest, machte es aber insgesamt ordentlich. Da Leipzig kaum mit hohen Bällen agierte, musste Netz keinen Luftzweikampf bestreiten. Beim dritten Gegentor blieb er passiv im Raum und ließ Gvardiol nahezu unbedrängt vollenden. Note 4,0.

Christoph Kramer: Riss die meisten Kilometer ab und verdiente sich einmal mehr das eine oder andere Fleißkärtchen. Bei der insgesamt kompakten Staffelung gelang es Kramer über weite Strecken, die Räume zuzulaufen und Löcher zu stopfen. Wenn es um die direkten Zweikämpfe ging, zog der 32-Jährige sowohl am Boden als auch in der Luft vermehrt den Kürzeren. Im Offensivspiel leitete Kramer mehrfach mit einem kurzen Zuspiel den Angriff mit ein. Richtig nachhaltige Impulse konnte der Routinier dem Spiel allerdings nicht geben. Note 4,0.

Manu Koné: Rieb sich mit wechselndem Erfolg in vielen Zweikämpfen im Mittelfeld auf. Seine Präsenz, Hartnäckigkeit und Widerstandsfähigkeit war wichtig für die Stabilität. Mit Ball riskierte Koné einige Dribblings und spielte fast ausschließlich saubere Pässe. Mit dem krassen Fehler, als er nach dem Sippel-Abwurf zu unbesorgt ins Dribbling mit Henrichs ging und den Ball verlor, verursachte der 21-Jährige das 0:1. Das war mitentscheidend für die Niederlage und darf einem Klassespieler wie Koné eigentlich nicht passieren. Danach hatte er noch eine richtig gute Offensivaktion, als er sich stark gegen Haidara behauptete, mit seinem Schuss jedoch an Blaswich scheiterte. Note 4,5.

Jonas Hofmann: Eigentlich bot sich in Leipzig eine ideale Konstellation für den Nationalspieler. Durch die tiefe Staffelung musste Hofmann zwar bei gegnerischem Ballbesitz - und damit vor allem in der ersten Halbzeit nahezu permanent - weite Wege zurück machen, doch Hofmann konnte diese Laufleistung abrufen. Im Umkehrschluss bedeutete es, dass sich für den 30-Jährigen bei eigenen Angriffen Räume für seine Tiefenläufe ergaben. Und die startete Hofmann immer wieder und unermüdlich. Die Statistik weist 37 Sprints von Hofmann aus - das ist nicht nur für Gladbacher Verhältnisse ein Topwert. Stark, wie Hofmann zu Beginn gegen Gvardiol den Ball eroberte und mit einem klugen Zuspiel die Chance für Neuhaus auflegte. Kurz vor dem Seitenwechsel wäre Hofmann nach Zuspiel von Thuram zentral fast durch gewesen, blieb jedoch im letzten Moment hängen. Den Elfmeter holte er nach dem tollen Neuhaus-Pass heraus, weil er wieder im richtigen Augenblick losgesprintet war. Leider blieb die Belohnung für den ganzen Aufwand aus und am Ende hätte Hofmann mit einem Fehlpass auf Poulsen fast noch einen weiteren Gegentreffer verschuldet. Note 2,5.

Florian Neuhaus: Gab sein Startelf-Comeback und das in zentraler Rolle. Der 25-Jährige hatte früh eine große Gelegenheit, als er nach Hofmann-Zuspiel aus dem Rückraum frei zum Schuss kam, aber deutlich verzog. Kurz darauf ebnete seine Balleroberung den Weg zur ersten Chance von Thuram. In der 26. Minute traute sich Neuhaus im Anschluss an einen Werner-Fehlpass nicht zu, mit dem Ball aufs Tor zu gehen. In einigen weiteren Situationen fehlte es Neuhaus an Dynamik und/oder Mut. Dass er ein Mann für die genialen Momente sein kann, bewies er mit dem Traumpass auf Hofmann vor der Elfmetersituation. Unmittelbar nach dem 0:2 wurde er von Stindl abgelöst. Note 3,5.

Alassane Plea: Im Gegensatz zu Hofmann auf der anderen Seite schmeckte Plea die Ausrichtung von Beginn an nicht. Er lief zwar mit nach hinten, aber die Begeisterung des Franzosen für die Defensivarbeit hielt sich in Grenzen. Beim eigenen Umschaltspiel trat er allenfalls mal als Verbindungsspieler in Erscheinung, doch mit Nachdruck lief er nicht nach vorne. Ganze sechs Sprints zog Plea einen Tag nach seinem 30. Geburtstag an. Auch ohne die beiden Schlüsselszenen war Pleas Leistung nicht ausreichend. Mit dem verschossenen Elfmeter und der plumpen Grätsche im eigenen Strafraum wurde er zur tragischen Figur. Note 5,0.

Marcus Thuram: Knüpfte in der ersten Halbzeit zumindest phasenweise an die ordentliche Leistung gegen Freiburg an. Er hatte zwei gute Gelegenheiten zur Führung für Borussia, scheiterte aber aus relativ spitzem Winkel an Blaswich (10.) und touchierte dann mit einem Schuss im Anschluss an einen Ballverlust von Orban die Latte (32.). Aus der zweiten Chance hätte Thuram mehr machen müssen. Klasse war sein Pass auf Hofmann kurz vor der Pause. Nach dem Seitenwechsel konnte sich der 25-Jährige nur sporadisch in Szene setzen und tauchte über längere Abschnitte völlig ab. Note 4,0.

Lars Stindl (72. Minute für Neuhaus): Kam unmittelbar nach dem vorentscheidenden 0:2 und trat nicht mehr nennenswert in Erscheinung. Ohne Note.

Hannes Wolf (72. Minute für Plea): Auch für ihn ein undankbarer Zeitpunkt, weil das Spiel durch war. Wolf hängte sich zumindest rein, auch wenn es letztlich vergeblich war. Ohne Note.

Patrick Herrmann (90.+1 für Hofmann), Oscar Fraulo (90.+1 für Koné) und Semir Telalovic (90.+1 für Thuram) waren die sportlich wohl überflüssigsten Wechsel des Jahres. Immerhin darf sich Fraulo jetzt Bundesligaspieler nennen und Telalovic verdoppelte seine Einsätze in der ersten Liga. Für Herrmann war es gar der 340. Bundesliga-Einsatz, wodurch er in der ewigen Borussen-Rangliste auf Platz 4 aufrückt.

 

von Redaktion TORfabrik.de

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