Einzelkritik: VfL Bochum - Borussia Mönchengladbach 2:1 (2:0)

Eine über weite Strecken kollektiv schwache Leistung

Created by Einzelkritik: VfL Bochum - Borussia Mönchengladbach 2:1 (2:0)

Nicht nur Christoph Kramer fehlte in Bochum zeitweise der Durchblick (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Bei allem berechtigten Ärger über die absurde Regelauslegung des DFB und seiner Selbstdarsteller hat sich Borussia Mönchengladbach die Niederlage in Bochum selbst zuzuschreiben. Über weite Strecken war es eine kollektiv schwache Leistung der Fohlenelf. Die Einzelkritik:

Jan Olschowsky: Darf sich bei seinen Vorderleuten bedanken, dass sein Bundesligadebüt mit einer Niederlage endete. Beim ersten Tor der Bochumer kam der 20-Jährige aus seinem Kasten, machte sich gut breit, konnte den platzierten Schuss jedoch nicht mehr erreichen. Beim 2:0 spielte er den nicht optimalen Pass auf Elvedi, aber dass dieser sich so töricht anstellte, hatte nun wirklich nichts mit Olschowsky zu tun. Danach bekam er auch noch den Fuß von Bensebaini ins Gesicht – ein wahrlich unangenehmer Start der Bundesligakarriere. Überdies strahlte er eine gewisse Souveränität aus, spielte sicher mit und seine langen Bälle wären für etwas energischer zu Werke gehende Abnehmer interessant gewesen. Ganz am Ende konnte sich Olschowsky dann auch mit einer Parade auszeichnen. Note 3,0.

Joe Scally: Hob beim 0:1 mit seiner Ferse das Abseits auf und ermöglichte Antwi-Adjei den Führungstreffer. Mit dem flinken Angreifer hatte Scally große Probleme und erst in der zweiten Halbzeit konnte der US-Amerikaner im Zweikampf richtig dagegenhalten. Er litt unter der fehlenden Unterstützung der Kollegen, aber auch unter der zweifelhaften Zweikampfbeurteilung des Schiedsrichters. Am Ball war der 19-Jährige mehrfach arg hektisch und fehlerbehaftet. Zehn Minuten vor Schluss wurde er von Herrmann abgelöst. Note 4,5.

Marvin Friedrich: Ließ sich bereits nach wenigen Sekunden an der Außenlinie düpieren und erhielt für das anschließende taktische Foul eine frühe Gelbe Karte. Beim 0:1 spekulierte Friedrich vergeblich auf Abseits, hätte aber im Laufduell mit Antwi-Adjei ohnehin keine Chance gehabt. Die Defizite des 26-Jährigen bei Tempo und Beweglichkeit waren fast über die gesamte Spielzeit erkennbar. Friedrich gewann zwar einige Duelle, aber selbst im Kopfballspiel war er sehr zaghaft. Sicherheit konnte er gemeinsam mit Elvedi zu keiner Zeit ausstrahlen. Note 4,5.

Nico Elvedi: Kehrte nach überstandener Erkrankung wieder zurück in die Startelf. Es sind allerdings Zweifel angebracht, ob Elvedi schon wieder spielfit war. Auf alle Fälle fehlte ihm an allen Ecken und Enden die geistige Frische, was sich vordergründig beim katastrophalen Rückpass zum 0:2 bemerkbar machte. Aber auch im weiteren Verlauf war Elvedi nicht auf der Höhe und lief teilweise wie paralysiert umher. Der Schweizer fand keine Einstellung zu den körperlich und aggressiv zu Werke gehenden Bochumer Offensivspielern. Auch das Passspiel des 26-Jährigen war unterdurchschnittlich. Als er sich einmal mit etwas Vehemenz über die Mittellinie traute und in der gegnerischen Hälfte den Ball verlor, trabte er nur desinteressiert zurück. Note 5,0.

Ramy Bensebaini: Hatte wie die Kollegen seine Schwierigkeiten mit den flotten Bochumern, die vermehrt in seinem Rücken durchkamen und gefährlich wurden. Bensebaini lief mehrmals vergeblich hinterher, ohne Zugriff zu bekommen. Bei einigen klärenden Aktionen war ihm der Frust deutlich anzumerken. Nach dem Seitenwechsel zeigte der 27-Jährige ein paar gute Ansätze nach vorn, ohne dass etwas Handfestes dabei herauskam. Kurz vor dem Pausenpfiff hatte der Algerier eine vielversprechende Chance, wurde hier aber von Elvedi irritiert und vermochte den Kopfball nicht richtig zu platzieren. Das gelang ihm in der 82. Minute, als er mustergültig zum eigentlich regulären Ausgleich einköpfte. Dass ihm dieser Treffer aufgrund einer absurden Regelauslegung ‘gestohlen’ wurde, war extrem ärgerlich. Note 4,0.

Julian Weigl: Wurde in der Anfangsphase gemeinsam mit den Kollegen förmlich überrollt. Defensiv bekam er keinen Zugriff und am Ball fand er unter Bedrängnis wenig Lösungen. Auch später, als Bochum sich etwas zurückzog, wusste der 27-Jährige mit dem sich nun bietenden Raum nicht allzu viel anzufangen. In zwei, drei Situationen löste er sich gut und spielte vertikale Pässe. Die Laufleistung von Weigl stimmte, spielerisch war es unter dem Strich recht bieder. Note 4,5.

Manu Koné: Auch der Franzose sah in der Anfangsphase kein Land und hatte dem Pressing der Bochumer wenig entgegenzusetzen. Er war aber immerhin einer der Ersten, die etwas widerstandsfähiger wurden und sich wehrten. Kurz vor der Pause hatte Koné zumindest eine brauchbare Abschlussgelegenheit. Nach dem Seitenwechsel zeigte der 21-Jährige einige seiner Antritte, bei denen er stabil blieb und die Gegenspieler abschüttelte. Note 4,0.

Jonas Hofmann: Fand überhaupt keinen Zugang zum Spiel und ließ sich von den Bochumern nahezu ohne Gegenwehr den Schneid abkaufen. Die Abstimmung mit Scally passte in mehreren Situationen nicht, es gab zahlreiche Missverständnisse. Nur selten fand Hofmann den Weg in die Tiefe – einmal konnte er einen Pass von Friedrich vor Riemann nicht mehr kontrollieren. Im zweiten Durchgang fiel Hofmann hauptsächlich durch seine Laufarbeit auf. Beim Anschlusstreffer war er involviert, weil er Stöger früh störte und den Ball mit dem Rücken in Richtung Thuram blockte. Den vermeintlichen Ausgleich bereitete er mit einer präzisen Flanke auf Bensebaini vor, der aber wegen Hofmanns angeblicher Abseitspostion wieder einkassiert wurde. Note 4,5.

Christoph Kramer: War in den ersten zwanzig Minuten überhaupt nicht präsent. Die wenigen Bälle, die über die Mittellinie kamen, vermochte Kramer weder zu sichern, noch wusste er sie zügig zu verarbeiten. Auch später fehlte dem 31-Jährige in mehreren Situationen die Handlungsschnelligkeit. Erst kurz vor dem Pausenpfiff hatte er mit der Hereingabe auf Bensebaini eine nennenswerte Aktion. Nach dem Seitenwechsel war Kramer immerhin in Bezug auf die Zweikampfintensität voll dabei. Durch zwei, drei Provokationen und verständlichen Ärger über einige eigentümliche Pfiffe des Schiedsrichters wandelte Kramer kurzzeitig am Rande einer Gelb-Roten Karte. Das Engagement stimmte, aber er blieb offensiv komplett ungefährlich. In der 80. Minute wurde er von Stindl abgelöst. Note 4,0.

Alassane Plea: Kam überhaupt nicht damit zurecht, dass ihm die Bochumer extrem auf den Füßen standen und direkt bei der Ballannahme beharkten. Plea wirkte zunächst überrascht, dann frustriert und schließlich lustlos. Auch wenn der Franzose vereinzelt spielerische Akzente aufblitzen ließ, blieb er doch deutlich zu fehleranfällig und weit unter seinen Möglichkeiten. Daran änderte auch der Anschlusstreffer nichts, bei dem er die Ruhe bewahrte und überlegt ins lange Eck traf. Note 4,0.

Marcus Thuram: Hatte nach einer Viertelstunde mit einem nicht so schlechten Kopfball aufs kurze Eck die erste Torchance für die Borussia. Ansonsten war vom Franzosen nicht allzu viel zu sehen. Er bekam kaum brauchbare Anspiele, konnte die wenigen Bälle aber auch nur selten sichern oder ablegen. Der 25-Jährige bewegte sich teilweise arg gemächlich und verschlief es mehrfach, rechtzeitig aus dem Abseits zu kommen. Beim Anschlusstreffer gab Thuram den gut getimten Assist für Plea. Note 4,5.

Lars Stindl (80. Minute für Kramer): Er war direkt auf Betriebstemperatur und hatte noch einige brauchbare Ballaktionen. In eine Abschlussposition kam Stindl nicht mehr. Ohne Note.

Patrick Herrmann (80. Minute für Scally): Als extrem offensiver Rechtsverteidiger in der Schlussphase fast nur vorn zu finden. Nennenswerte Impulse konnte der 31-Jährige allerdings auch nicht mehr geben. Ohne Note.

 

von Redaktion TORfabrik.de

Copyright © 2000- 2024 TORfabrik.de [Marc Basten] Nachdruck und Weiterverbreitung,
auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.

TORfabrik.de ist ein offiziell eingetragenes Magazin bei der
Deutschen Nationalbibliothek (ISSN 1610 - 4919)
Herausgegeben von Marc Basten, Altenkleusheimer Str. 12, 57462 Olpe

Unterstützt durch unseren Sponsor & Partner: tops.net GmbH & Co. KG